Mit der Festwiese Krehlstraße haben die Veranstalter von Umsonst & Draußen eine gute Lösung gefunden. Foto: Lichtgut/Zophia Ewska

Bei seiner 42. Auflage findet das Umsonst & Draußen erstmals an anderem Ort statt. Besucherinnen und Besucher, Teilnehmende sowie das Organisationsteam fühlen sich wohl an der Festwiese Krehlstraße.

„Wirklich gut hier, wir kommen aus Freiburg wegen Philipp!“ Leonie und Max sind Fans der blueslastigen Songs des Liedermachers Bölter, der just samt Band auf der Zeltbühne spielt. Auf der Wiese davor hat es sich das junge Paar gemütlich gemacht. Sie sind das erste Mal bei Umsonst & Draußen (U & D). Dem „wirklich schönsten, buntesten, alternativsten und nichtkommerziellsten Musik-Polit-Kultur-Festival in Stuttgart“, wie ein Grauschopf auf dem Weg zum „Grill ohne Kill“ die Beschreibung des U&D zitiert. Oliver heißt er. Über 60 Lenze zähle er, zeigt auf die Mamas und Papas mit Kindern von Baby bis Teenager. „Klasse, der Generationen-Mix. Vorhin bei der Kinderlieder-Band Flohzirkus Orquestra war das Zelt bis auf den letzten Platz gefüllt, die Stimmung ist großartig.“

 

21 Bands begeistern das Publikum

Egal, wen man anspricht, alle schwärmen von den drei Festivaltagen, auf denen 21 Bands in zwei Zelten und der Hauptbühne draußen zu erleben sind, dazu eine Kinderwerkstatt, Vorträge und Diskussionen zur Geflüchtetenpolitik unter dem Titel „Festung Europa“, Infostände etwa von Seebrücke, Amnesty International, Flüchtlingsrat, Freies Radio, Freifunk, die gratis für das W-Lan auf dem Gelände sorgen.

Schon von Anfang an sei er beim Festival dabei gewesen, betont Oliver, habe gesehen, wie es wuchs. „Am Freitagabend ging bei Loisach Marci mit Alphorn und Elektrosound die Post ab“, sagt der Ingenieur lachend. Um zu ergänzen, dass alles hier nun gut passe. „Gott sei Dank hat man eine Lösung gefunden, gute Alternative! “ Auch andere, die das Programm genießen oder um Speis’ und Trank anstehen, über die sich das U & D weitgehend selbst finanziert, finden die Lösung gut.

Umweltamt legte Veto ein

Damit ist die Festwiese Krehlstraße beim Hegel-Gymynasium gemeint, wo die 42. Ausgabe des U & D spielt – nachdem es seit 1980 am Pfaffenwald hinter dem Uni-Campus Vaihingen stattfand. Doch auf „seiner Wiese“ konnte es nicht bleiben, die hätte für das Festival gemäht werden müssen. Das genehmigte das Amt für Umweltschutz aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht, weil der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling angrenzend gesichtet wurde. Der Schmetterling, der auf der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten steht, soll am Pfaffenwald heimisch werden, dessen komplexe Vermehrungsbiologie braucht ungemähte Wiesen.

„Das wussten wir schon im vergangenen Jahr, da war es zu spät zum Absagen“, sagt Roland Brömmel, von der Geschäftsstelle Umsonst & Draußen Kultur e.V. Stuttgart, die das U & D veranstaltet. Planung, Vorbereitung, Ausgestaltung und Organisation obliege einem offenen Plenum, bei dem jede und jeder mitmachen könne, betont er. Unterstützt von Ämtern, Politik, Pop-Büro und Clukollektiv habe man nach alternativen Location gesucht, lange sei unklar gewesen, ob das Festival 2023 stattfinden könne. „Als es im März grünes Licht gab, war die Organisation durchaus sportlich, die großen Acts muss man früher buchen.“ Nun sei man sehr zufrieden. „Wir beginnen uns gerade in diesen Ort zu verlieben.“ Für die Anwohnenden habe man eigens eine Telefonnummer eingerichtet. Stand Samstagabend sei noch kein einziger Anruf wegen Lärmbelästigung eingegangen.

Laut Stadt keine langfristige Lösung

Die Krehlstraße ist laut Stadt noch keine langfristige Lösung. Die will in einer Stellungnahme das U & D als „zentrales kulturelles Ereignis im öffentlichen Leben“ erhalten. Es sei mit Konzerten ohne Eintritt ein Begegnungsraum für Tausende musik- und kulturinteressierte Menschen unterschiedlicher Generationen und zudem eine Plattform für Nachwuchsbands. Auch eröffne das Festival Initiativen aus Stuttgart einen Ort, sich zu präsentieren, und positioniere sich so für eine diverse und offene Gesellschaft. „Der Gemeinderat hat entschieden, das Festival dauerhaft zu fördern.“