Heute begleiten neun Beraterinnen auf fünfeinhalb Stellen in Stuttgart, Esslingen, Nürtingen, Waiblingen, Ludwigsburg und Bietigheim schwangere Frauen und ihre Familien in Notlagen. Foto: dpa

Die katholische Schwangerschaftsberatungsstelle der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist 40 Jahre alt geworden. Die Zahl der Beratungen hat zugenommen.

Stuttgart - Manches hat sich zugespitzt. „Armut, teure Mieten, fehlende Wohnungen, kaum Hebammen“, so Marie-Therese Schaadt. Sie leitet den Bereich Schwangerschaftsberatung beim Sozialdienst katholischer Frauen – Diözese Rottenburg-Stuttgart (SkF). Mit der SkF-Ehrenvorsitzenden Therese Wieland, Geschäftsführerin Angela Riße und der Abteilungsleiterin Offene Dienste, Christa Reuschle-Grundmann, blickt sie zurück auf 40 Jahre katholische Schwangerschaftsberatungsstelle.

1977 wurde die erste in der Diözese staatlich anerkannt. Heute begleiten neun Beraterinnen auf fünfeinhalb Stellen in Stuttgart, Esslingen, Nürtingen, Waiblingen, Ludwigsburg und Bietigheim Frauen und Familien in Notlagen. „Sie sind Spiegel gesellschaftlicher Probleme“, so Marie-Therese Schaadt. „Die Nachfrage steigt“, ergänzte Therese Wieland, obschon die Konfliktberatung drastisch zurückgegangen sei nach der „schwarzen Stunde“: 2000 stiegen die katholischen Beratungsstellen nach einem Entschluss der deutschen Bischöfe aus der gesetzlichen Konfliktberatung zum Schwangerschaftsabbruch aus.

Zahl der Beratungen nimmt zu

Die Beraterinnen helfen heute Alleinerziehenden oder Paaren durch den Amtsdschungel, informieren über finanzielle Unterstützung, Anlaufstellen, Ausländer- und Kindschaftsrecht, Medizinisches zu Schwangerschaft und Geburt. „2015 haben wir 1028 Schwangerschaftsberatungen durchgeführt, 2016 waren es 1152“, so Riße.

Davon profitierte auch Lena. „Ich wusste nicht, wie ich alles schaffen sollte, schwanger, alleinerziehend, kaum Geld, in der Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin“, erzählt die 26-Jährige. Bei der SkF habe sie im geschützten Raum reden können, sagt Lena, praktische Hilfe und Wege durch die Behörden gefunden. Nun ist ihre Tochter drei Jahre, ihre eigene Ausbildung fast abgeschlossen.

Über die Jahre erweiterte sich das Aufgabenfeld. Das Spektrum reicht von frühen Hilfen für Mutter und Kind, über Wohnungsnothilfe bis zum Frauenberufszentrum. „Unsere Beraterinnen werden oft fortgebildet“, sagt Riße. Etwa über das neue Kindschaftsrecht, das das Kindesrecht stärken soll. Stets aktuell sei, dass Frauen weniger verdienen als Männer, prekäre Arbeitsverhältnisse, also befristete oder Teilzeit-Stellen haben, Kinderbetreuung beim Wiedereinstieg fehle. „Die Politik muss dafür sorgen, dass man von seinem Beruf leben kann“, sagt Schaadt. Und Wieland wünscht sich von Papst Franziskus, die katholischen Beratungsstellen mögen wieder in die Konfliktberatung einsteigen. Alle hoffen auf öffentliche Förderungen von Stuttgart und dem Landkreis Waiblingen. „Mit kirchlichen und Landesmitteln können wir die Personalkosten nicht mehr decken“, sagt Riße, deshalb habe man Anträge gestellt.