Der Cannstatter Steffen Eifert vor der Boa bei der Feier zum 40. Geburtstag von Mr. Mac’s Partyteam am Freitagabend. Foto: engelhard-photography-/A.ENGELHARD

Er trinkt keinen Alkohol, raucht nicht, ist seit 30 Jahren mit derselben Frau verheiratet: Steffen Eifert erscheint zu brav für ein wildes Nachtleben – und doch ist er darin ein Star. Seine DJ-Agentur Mr. Mac’s Party Team feiert am Freitag den 40. Geburtstag in der Boa.

In der Partyszene spottet man, er sei ein „Langweiler“. Bei dem 1962 geborenen Steffen Eifert kann sich kaum jemand vorstellen, dass er jemals über die Stränge geschlagen hat. Ist der Cannstatter deshalb eine graue Maus? Oder gerade deshalb, weil er so anders ist als die Kollegen seiner Branche, auf seine Art ein bunter Hund?

 

Am Freitag, 18. Oktober, feiert Eifert in der Boa den 40. Geburtstag seiner DJ-Agentur Mr. Mac’s Partyteam, die nach eigenen Angaben der größte Partybeschaller in Süddeutschland ist. Auf weit über 25 000 Events blickt der Chef zurück, der etwa 50 „handverlesene DJs“ beschäftigt. „Weil wir eben ein bisschen anders sind, verzichten wir beim Jubiläum auf den roten Teppich und das ganze Bling-Bling“, sagt er, „und spenden lieber eine gute Summe an verschiedene Organisationen wie Stelp und das Kinderhospiz.“

„Mac“ lebt heute als Software-Berater in den USA

Der Spitzname von Mathias Eifert, der zu den Gründern des Musik-Dienstleisters gehörte, lautet „Mac“. Danach ist die Firma benannt. Sein älterer Bruder Steffen war am Anfang noch gar nicht dabei. Und der jüngere „Mac“ ist relativ früh wieder ausgestiegen. Wahrscheinlich hatte er keine Lust, 2000-mal Gloria Gaynor zu spielen, wie dies sein älterer Bruder Steffen Eifert, so sagt er selbst, inzwischen „mindestens“ getan hat. Heute lebt der Namensgeber der Firma als Software-Berater in den USA.

Steffen (links) und Mathias Eifert in den 90ern im Alten Schützenhaus. Foto: privat

Bereits 1982 legte Mathias Eifert, Schüler am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Bad Cannstatt, mit zwei Freunden bei Schulpartys am Plattenspieler los. Damals musste man noch kistenweise Platten schleppen, wofür heute ein Stick reicht. Da alle drei Gründungsmitglieder minderjährig waren und daher kein Auto fahren durften, wurde kurz darauf noch Bruder Steffen Eifert mit ins Boot geholt, der gerade sein Abitur machte. Die 1984 erfolgte Gewerbeanmeldung war der „offizielle“ Startschuss als Party-Veranstalter und DJ-Agentur – dies liegt nun genau 40 Jahre zurück.

Mit wenig Ahnung, aber viel Enthusiasmus baten die Jungs im „Elly“ zum Schwof. Bald kam die Party des örtlichen Turnvereins dazu. Als Gage gab es 150 D-Mark, wofür vier Leute jeweils etwa zehn Stunden gearbeitet haben. „Da wir 100 D-Mark für die Miete von Verstärkern und Boxen ausgeben mussten, war unser kommerzieller Erfolg noch sehr bescheiden“, erinnert sich Steffen Eifert.

Die Sache nahm Fahrt auf. Die Wi-Wi-Partys der Wirtschaftswissenschaftler in der Thomas-Müntzer-Scheuer schlugen voll ein, noch eine größere Nummer war die „Party am Mittwoch“, die für lange Zeit ein Renner im Alten Schützenhaus in Heslach war. Immer mehr private Aufträge kamen hinzu – für Hochzeiten und Geburtstage.

DJ mit Doktortitel

Steffen Eifert erinnert sich mit Grausen an eine seiner ersten Hochzeiten, bei der er gebucht war, als das Publikum nach Bands wie Zillertaler Schürzenjäger oder Paldauer verlangte: „Von deren Existenz wusste ich bis dahin gar nichts.“ Obwohl es damals also noch Lücken im Repertoire gab, waren die Auftraggeber so zufrieden, dass dank der Mund-zu-Mund-Propaganda die Zahl der Buchungen geradezu explodierte. „Ging es anfangs um zwei Veranstaltungen im Monat, so waren wir bald bei zehn Hochzeiten pro Wochenende“, berichtet Eifert. Motto: Soll die Ehe glücklich sein, kauf beim Mac die Mucke ein.

Der Wirtschaftswissenschaftler Steffen Eifert promovierte, machte aber lieber sein Hobby zum Beruf. Er dürfte einer der wenigen DJs sein, die mit Doktortitel unterwegs sind. Nach alle den Jahren, sagt der Chef, „gibt es vermutlich kaum mehr eine Art von Veranstaltung, die wir noch nicht erlebt haben“.

Die Bandbreite reicht von Hochzeiten mit gerade mal zwölf Gästen bis zu Stadtfesten mit 12 000 Besuchern. Einmal stellte sich heraus, dass einer seiner DJs mitten im Swinger-Club auflegen musste – der Kunde hatte dies zuvor verschwiegen. Ein anderes Mal wurde das Mozart-Requiem bei einer Beerdigung gewünscht.

Benannt ist die La-Boum-Party nach einem Teeniefilm der 80er

Wie sieht Steffen Eifert die Zukunft in den sich digital rasant entwickelnden Zeiten für eine DJ-Agentur? Wird nicht eines Tages eine Handy-App das Live-Spielen vor Ort ersetzen? „Die DJs, die nur irgendwelche Playlisten abspielen, müssen mit dieser Gefahr vermutlich rechnen“, sagt der 62-Jährige. Ein wirklich guter Veranstaltungs-DJ, der ein Gespür für die individuelle Atmosphäre einer jeden Feier habe und der diese mit seiner Musikauswahl und seiner Moderation in ein perfektes Entertainment-Programm umsetzen könnte, werde aber nicht so schnell von High-Tech ersetzt.

Den 40. Geburtstag feiert Mr Mac’s in der Boa, der ältesten Disco Stuttgarts, mit einer La Boum-Party, die nach einem Teenie-Liebes-Film von 1980 benannt ist. Gespielt werden dort vor allem Songs, die über 40 Jahre alt sind, aber auch neue Hits. Über 20 Jahre war diese Eventreihe im Perkins Park zuhause. Dann aber wollten die dortigen Betreiber einen Neuanfang, das sorgte für heftige Debatten: Liegt es etwa daran, so wurde in den sozialen Medien diskutiert, dass ältere Tänzer in dem Großraumclub auf dem Killesberg unerwünscht sind?

Umzug in die Boa vor zwei Jahren

La Boum zog vor zwei Jahren in die kleinere Boa. Quer durch die Generationen ist der Spaß groß. Am schönsten ist Musik immer noch in der Gemeinschaft – und wenn dazu noch der DJ flexibel auf die Wünsche des Publikums reagiert, dann ist das umso besser.

Privat hört Steffen Eifert „eine extrem wilde Mischung“ : von Verdi-Opern über alte Genesis-/Pink Floyd-Sachen, 80er-Synthie-Pop und Wave bis zu Rock von „Greta van Fleet“ oder melodiöser elektronischer Musik der Gegenwart. Alle klassischen Partytitel seien für ihn privat „ein absolutes No-Go“.

Welche Songs funktionieren bei seiner Arbeit am besten? „Bei gemischtem Publikum“ sind seine Garanten für eine volle Tanzfläche außer „I will survive“ von Gloria Gaynor: „Sing Hallelujah“ von Dr Alban, „Let’s twist again“ von Chubby Checker, „YMCA“ von Village People, „Billie Jean“ von Michael Jackson, „Raining men“ von Weather Girls, und „Atemlos“ von Helene Fischer. Damit ist Mr Macs Party Team bereit für weitere 25 000 Events. Happy Birthday!