Stuttgart - Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) plant offenbar ein Milliardengeschäft, um hochriskante Altlasten aus der Finanzkrise loszuwerden. Nach Informationen der „Stuttgarter Nachrichten“  hat der Landesbank-Vorstand die drei Eigentümer der Bank – das Land, den Sparkassenverband Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart – kurzfristig um die Zustimmung zum Verkauf von Papieren im Umfang von 4,7 Milliarden Euro gebeten. Damit können die drei Träger ihre milliardenschweren Garantien deutlich zurückfahren, die auf dem Höhepunkt der Krise im Jahr 2009 bei 12,7 Milliarden Euro lagen. Im Gegenzug müssen sich die Träger auf deutlich sinkende Provisionseinnahmen einstellen, die die Bank ihnen für die Übernahme des Risikos zahlt. Diese beliefen sich im vergangenen Jahr auf 308 Millionen und gehen nach einem Verkauf in dreistelliger Millionenhöhe zurück. Ein Teil der Einbußen dürfte auf indirektem Wege an Stadt, Land und Sparkassen zurückfließen, denn durch die gekürzten Ausschüttungen steigt der Gewinn, der zumindest teilweise an die Eigentümer ausgeschüttet wird.

Nach Informationen des Blattes findet sich für den Verkauf eine große Mehrheit bei allen drei Eignern, die seinerzeit eingesprungen waren, um zu verhindern, dass die Bank wegen unzureichender Eigenkapitalausstattung ihre Lizenz verliert. Der Sprecher des baden-württembergischen Finanzministers Nils Schmid (SPD) sagte dem Blatt, die Träger würden prüfen, „ob die Bank das Verbriefungsportfolio verkaufen kann. Damit könnten gegebenenfalls Risiken, die sich aus der Garantie der Träger gegenüber der LBBW ergeben, abgebaut werden“. Der Gemeinderat der Stadt Stuttgart beschäftigt sich am Donnerstag (24.07.) in einer nichtöffentlichen Sondersitzung mit dem Thema; Beobachter gehen davon aus, dass die Sparkassen am Montag (28.06) zustimmen werden. Die Sprecher der Stadt Stuttgart und des Sparkassenverbands wollten sich auf Anfrage nicht äußern. Die Kurzfristigkeit der Entscheidung durch die Träger deutet darauf hin, dass die Landesbank bereits in fortgeschrittenen Gesprächen mit Interessenten ist.

Um die Rendite zu erhöhen, hatte die Bank bis zur Finanzkrise im großen Stil Wertpapiere gekauft, die sich später als hoch riskant und kaum verkäuflich erwiesen. Ende 2008 hatte die Bank Papiere in Höhe von 95 Milliarden Euro auf der hohen Kante, die sie über die Jahre auf inzwischen neun Milliarden reduzierte. Hinzu kommen allerdings besonders gefährliche Papiere in Milliardenhöhe, die von den Trägern eigens abgesichert wurden, so dass die Vorsorge für diese Risiken das Eigenkapital nicht noch weiter mindern konnte. 6,7 Milliarden davon stammten ursprünglich aus dem Bestand der LBBW, sechs Milliarden hat die LBBW von der früheren Landesbank Sachsen übernommen, das sich aber nur mit 2,75 Milliarden Euro an dem Rettungsschirm beteiligte, von denen bereits eine Milliarde fällig wurde. Somit trägt die Landesbank nach wie vor Risiken aus Zeiten der Landesbank Sachsen in Milliardenhöhe. Vom 6,7-Milliarden-Paket der LBBW sind inzwischen zwei Milliarden abgebaut; das verbleibende Paket von 4,7 Milliarden Euro soll nun durch einen Verkauf aus der Bilanz verschwinden.

Die Marktlage ist derzeit günstig für ein solches Geschäft, sagen mit dem Vorgang befasste Personen. Die als besonders risikofreudig geltenden Hedgefonds würden davon ausgehen, dass sich die riskanten Papiere wieder erholen würden. Allerdings sei damit zu rechnen, dass die LBBW beim Verkauf der Papiere, die mit 4,7 Milliarden Euro in den Büchern stehen, geringe Verlusten in Kauf nehmen müsse. Dem müsste allerdings gegenübergestellt werden, dass die Träger über die Jahre Provisionsleistungen in Milliardenhöhe vereinnahmen konnten. Überdies sei selbst ein Verkauf mit Verlust aus Sicht der Eigentümer besser, als auf Jahrzehnte hin auf einem Pulverfass sitzen zu bleiben, heißt es. Die letzten Papiere aus dem Paket wären erst im Jahr 2094 fällig geworden.