Das Heusteigviertelfest gilt als eines der schönsten Stadtteilfeste in Stuttgart – und ist eines der beliebtesten: Gegen Abend sind die Straßen dort meistens überfüllt. Foto: Nina Ayerle

Live-Musik, Drinks und leckeres Essen aus der Nachbarschaft: Bereits am ersten Abend lockte das Stadtteilfest des Vereins Heusteigviertel wieder Massen an Menschen in den Stuttgarter Süden.

S-Süd - Gut, mit Eric Gauthier können sie nicht ganz mit halten. Wenn der kanadische Sänger, Tänzer und Wahl-Stuttgarter das Heusteigviertelfest eröffnet hat, war das kleine Mozartplätzle an der Immenhofer Straße stets schon vor Beginn rappelvoll. Das haben die drei Stuttgarter Jungs von Hawelka auf dem Mozartplatz am Freitagabend nicht sofort geschafft.

Doch ein eher gemächlicher Einstieg am Freitagabend hat dem Heusteigfest keineswegs geschadet.Um nicht ganz 18 Uhr gingen bei den ansässigen Gastronomen bereits die ersten Aperol Sprizz, Hugos und Cocktails über die Theke – ideal, um sich auf den lauen Sommerabend einzustellen. Auch beim Bierstand an der Imme vierzehn hatten Martin Zentner und sein Helfer alle Hände voll zu tun. „In zwei Stunden wird es dann richtig voll“, prophezeite er.

Und damit sollte er Recht behalten. Bis nach Mitternacht herrscht am Freitagabend in den Straßen zwischen den alten Jugendstilhäusern ausgelassene Stimmung. „Es war wie immer richtig, richtig viel los“, sagt der Vorsitzende des Heusteigvereins Rupert Kellermann zufrieden.

Gemächlich startete das Stadtteilfest in diesem Jahr – später wurde es dann doch voll

Zum 38. Mal veranstaltet der Verein Heusteigviertel das Straßenfest, das alljährlich ein überaus abwechslungsreiches Programm bietet: Livemusik, feiern, trinken und essen vom Abend bis in die späte Nacht. Tagsüber bieten die Vereine, Schulen und Einrichtungen aus dem Viertel ein vielfältiges Showprogramm auf der Mozartstraße, am Sonntag findet immer ein großer Flohmarkt ausschließlich mit privaten Verkäufern statt.

Voll ist es auf dem Straßenfest immer, vor allem dann, wenn sommerliche Temperaturen herrschen. Das war auch diesmal so, was dann natürlich auch sofort die ewigen Kritiker auf den Plan ruft: zu voll, zu laut, zu kommerziell – und natürlich längst zu hip.

Den Fans ist das jedoch ziemlich egal. Sie kommen und zwar zuhauf. Sie lieben das Heusteigfest. Für viele ist es eines der schönsten Stadtteilfeste in Stuttgart, nicht nur weil es im für viele schönsten Quartier stattfindet, sondern weil es ein Fest ist, das von Menschen aus dem Viertel getragen wird, in ehrenamtlicher Arbeit. Und: „Es macht den Leuten einfach Spaß, hier zu sein“, sagt Kellermann. Er selbst schätzt vor allem die „komplett entspannte Stimmung“. Aber das ist längst nicht alles, womit das Fest punkten kann: Fast alle Läden und Geschäfte im Heusteigviertel haben sich anlässlich ihres Straßenfestes ein besonderes Programm ausgedacht, jeder beteiligt sich, wo er kann.

Der Bäcker Frank hat einen Stand, die drei Herren von Heusteig Hobel verkaufen Kässpätzle und Renate Kuhn und Frauke Härtel von der Imme Vierzehn kümmern sich intensiv um das Programm am Mozartplätzle. Und der neue Hofladen im Viertel hatte am Wochenende auch schon mal probehalber aufgemacht. „Das Fest wird immer noch von den lokalen Gastronomen und Einrichtungen getragen“, sagte Martin Zentner, der selbst seit gefühlt einer Ewigkeit im Heusteigviertel zu Hause ist. „Es ist definitiv keine kommerzielle Geschichte, die komplette Organisation machen immer noch die Anwohner und der Heusteigverein zusammen.“

Viele Besucher schätzen auch das abwechslungsreiche Programm: „Das Publikum ist sehr gemischt, weil das Programm für Jung und Alt etwas bietet“, so das Fazit von Ralf Eppinger aus Botnang. Er empfinde nicht nur die Stimmung als etwas ganz Besonderes dort: „Es ist wirklich das schönste Fest, weil es wirklich das schönste Viertel ist in Stuttgart“, sagt der 49-Jährige.

Das Straßenfest lädt zum Flanieren durchs Quartier ein

Das könnte man fast so stehen lassen. Nur Wieland Egger, der Mitinhaber vom Heusteig Hobel, hat noch einen Pluspunkt: „Es ist so ein Flanierfest.“ Am Samstag und am Sonntag wird das Straßenfest traditionell noch um die ganze Mozartstraße erweitert, die dann von zahlreichen Ständen recht und links flankiert wird. „Die Leute ziehen so durch die Straße und von einer Bühne zur nächsten“, sagt Egger.

Der Samstagnachmittag gehört traditionell den Kindern aus dem Stadtbezirk. Mit Flamenco und anderen Tänzen haben vor allem die Kinder und Jugendlichen vom Studio 32 aus der Weißenburgstraße 32 zum Programm beigetragen. Und am Abend hatten endlich auch all diejenigen eine Chance, das Fest in Ruhe zu besuchen, die sonst die überfüllten Straßen kritisieren. Weil das spannende Fußballspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien die meisten Stuttgarter bis Mitternacht irgendwo vor dem Fernseher fesselte hat, konnte man im Heusteigviertel wirklich ganz entspannt flanieren und feiern.