Mal war es zu trocken, mal zu nass – Wachstumsdefizite der Haible und ein missglückter Fassanstich sorgen beim Krautfest für Gesprächsstoff.
Leinfelden-Echterdingen - Das Thermometer zeigte sechs Grad Celsius, in der Luft hing leichter Regen – doch das war kein Problem. Der Krautkopf als solcher fühlt sich bei herbstlicher Witterung wohl bis in die Spitzen seiner zartgrünen Blätter. Erfahrene Krautfest-Experten wie der Leinfelden-Echterdinger Oberbürgermeister Roland Klenk wissen, dass auch die Gäste der herbstlichen Traditionsveranstaltung in Bezug auf das Wetter nicht zimperlich sind. Er hat festgestellt: „Wenn’s kühl ist, schmeckt’s viel besser.“ Das hat sich in 37 Jahren herumgesprochen. Am Wochenende bekundeten erneut circa 40 000 Besucher ihre Leidenschaft für schmackhafte Haible-Variationen und pilgerten in die Kraut-Metropole auf den Fildern.
Für die Früchte vom Feld und ihre Erzeuger kam der Wetterumschwung ein wenig zu spät. Am Verkaufsstand vor dem mit der frischen Ernte beladenen Anhänger des Kizele-Hofs an der Echterdinger Hauptstraße atmete Corinna Reuter erleichtert durch. „Es war eine Zitterpartie, ob das Kraut überhaupt etwas wird“, berichtete sie. Der Sommer sei zu heiß und zu trocken gewesen. „Wir mussten viel bewässern. Die Krautköpfe sind in diesem Jahr insgesamt sehr klein“, sagte sie.
Fehlversuche beim Fassanstich
Offenbar hatte OB Klenk das Defizit an Flüssigem im Hinterkopf, als er beim Fassanstich in Leinfelden die Bühne mit dem schäumenden Gerstensaft flutete. Nach gefühlten 40 Schlägen auf den widerspenstigen Zapfhahn übergab der Schultes den Holzhammer an die Mitarbeiter der Brauerei. „Da stimmt doch was nicht“, mutmaßte Klenk. Auf seiner Liste der Fehlversuche liege Leinfelden auffallend weit vorn. Beim Krautabschmecken lief wenig später vor dem Echterdinger Rathaus alles nach Plan. Viel Wein, ordentlich Pfeffer und eine Prise Salz. „So muss das schmecken“, bestätigte Vereinsringchef Thomas Stierle.
Die Festbesucher hatten die Qual der Wahl. Wenn’s um ihr Spitzkraut geht, entwickeln die Filderbewohner Fantasie. „Ons kraut’s vor nix“, hatte Thomas Stierle als Parole ausgegeben. Krautburger, Filderkrautbrot, Krautwickel, Krautgulasch, Spitzkrautflammkuchen und Krautsalat ergänzten die traditionellen Kraut-Schupfnudeln. Doch nicht alle Gäste waren dem Ruf der Haible gefolgt. Birgit Balachandran aus Steinenbronn hatte sich mit Besuchern vom Bodensee in die Warteschlange vor den Stand der Landfrauen an der Echterdinger Burgstraße eingereiht. „Die Deien sind einfach himmlisch“, schwärmte sie.
Muskelspiele mit Spitzkrautköpfen
Nicht nur beim Verspeisen sorgte die Filderkost für gute Laune. Zum Rahmenprogramm, das bereits am Freitagabend mit Late Night Shopping und dem Krautfest-Partytreff begonnen hatte, gehörten die Krautwettbewerbe. Der Bartclub Belle Moustache ließ beim Krautstemmen in Leinfelden die Muskeln spielen und beim Krauthobeln in Echterdingen entwickelte der TVE sportlichen Ehrgeiz.
Enttäuschte Mienen gab es derweil beim Skiclub L.-E., der am Zeppelinplatz zur Meisterschaft im modernen Krautfünfkampf geladen hatte. Nachdem bereits im vergangenen Jahr nur zwei Mannschaften erschienen waren, hatte Vorstand Mark Müller diesmal im Vereinsring um Abstimmung gebeten. Fünf Vereine hatten sich angemeldet – keiner kam. Um das Publikum nicht zu enttäuschen, sprangen zwei Skiclub-Teams ein. Bei Müller fiel die Laune derweil unter den Gefrierpunkt: „Das hat so keinen Sinn.“ Im nächsten Jahr wird es wohl keine Kraut-Staffeln mehr geben.