Ein mutmaßlicher Drogenhändler aus Ludwigsburg muss sich am Stuttgarter Landgericht verantworten. Foto: dpa

Er sei selbst sein bester Kunde gewesen, behauptet ein Mann, der als mutmaßlicher Dealer vor dem Landgericht steht. Der 31-jährige soll im Großraum Ludwigsburg mit Marihuana gehandelt haben. Sein ehemaliger Drogenlieferant hatte ihn verraten.

Ludwigsburg - Mindestens anderthalb Jahre lang soll ein 31-Jähriger von Ludwigsburg-Eglosheim aus einen florierenden Handel mit Marihuana betrieben haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, das Rauschgift in manchem Monat kiloweise an- und wieder weiterverkauft zu haben. Seit Mittwoch muss sich der ehemalige Einzelhandelskaufmann am Stuttgarter Landgericht verantworten: Wegen Drogenhandels und wegen des Besitzes von Schusswaffen.

Die Ware, mit der der 31-Jährige nach Einschätzung der Ermittler mindestens von Anfang 2015 bis August 2016 gehandelt haben soll, sei stets von hoher Qualität gewesen, betonte der Staatsanwalt. Bezogen habe sie der Ludwigsburger meist von einem 36 Jahre alten Dealer aus Pleidelsheim. Dieser Mann, der der Polizei vermutlich den Hinweis auf den Umschlagplatz in Alt-Eglosheim gegeben hat, wurde bereits in einem gesonderten Verfahren im Februar verurteilt. Um dessen Sicherheit nicht zu gefährden, soll er zunächst auch nicht im Prozess gegen seinen 31-jährigen ehemaligen Kunden aussagen.

Marihuana und Amphetamine

Der Angeklagte gab sich reumütig. Er beantwortete ausführlich Fragen zu seinem Lebenslauf. In Bezug auf die Tatvorwürfe beschränkte sich seine Stellungnahme jedoch auf die Verlesung einer Erklärung durch seinen Anwalt. Die meisten Vorwürfe in Bezug auf die Drogen gab er zu. Die Polizei hatte viele Vorräte in Dosen, Schachteln oder bereits zu handelsüblichen Zwei-Gramm-Tütchen verpackt gefunden. Das meiste davon Marihuana, aber auch Amphetamine waren dabei.

Er sei selbst sein bester Kunde gewesen, behauptete der Angeklagte, einen Großteil der sichergestellten Drogen habe er für den eigenen Konsum gekauft: Bis zu seiner Verhaftung im Januar habe er selbst regelmäßig viel gekifft. Während der Angeklagte sagte, in der Justizvollzugsanstalt anfangs unter Entzugserscheinungen gelitten zu haben, bezweifelte die Vorsitzende Richterin, dass der Mann süchtig ist.

Außer den Drogen aber hatte die Polizei bei dem Mann zudem einen Schlagstock, mehrere Messer und Schusswaffen, darunter eine waffenscheinpflichtige Pistole, sichergestellt. Der Staatsanwalt folgerte daraus, dass sich der Angeklagte jederzeit zur Wehr setzen wollte, um seinen Drogenhandel aufrecht erhalten zu können.

Der 31-Jährige ließ dagegen seinen Verteidiger erklären, es habe sich um eine Schreckschusswaffe gehandelt, die seit Silvester bei ihm herumgelegen habe. Auch für den Schlagstock habe er keine besondere Verwendung gehabt. Man müsse berücksichtigen, dass sein Zimmer nur elf Quadratmeter groß sei. Es gebe keinen Abstellraum oder etwas dergleichen, weshalb sich alles, was er besitze, in seiner nächsten Umgebung befunden habe.

Spiel- und Drogensucht

Er sei 2012 als Student gescheitert und seither vom rechten Weg abgekommen, sagte der Mann, der in Stuttgart geboren und in Ludwigsburg aufgewachsen ist. Nach der Realschule hatte er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolviert, aber nie in diesem Beruf gearbeitet. Später hat er das Fachabitur nachgeholt und begonnen, Sozialmanagement und Betriebswirtschaft zu studieren. Als nach zwei Semestern damit Schluss war, sei er den Süchten verfallen: Er habe nur noch Computerspiele gespielt und Marihuana geraucht. Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, brauche er eine Therapie. Das Verfahren wird am Montag fortgesetzt.