Ministerpraesident Armin Laschet (CDU, Mitte), Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD, links) und die Landesministerin Birgit Hone (SPD, rechts), legten Kränze nieder. Foto: epd

Ein Verbrechen hält Deutschland im August 1988 tagelang in Atem: das Gladbecker Geiseldrama. Drei Menschen verlieren ihr Leben. Auch 30 Jahre danach ist das Trauma bei vielen Angehörigen präsent.

Heiligenrode - Drei Jahrzehnte nach dem Gladbecker Geiseldrama mit drei Todesopfern haben die Regierungen von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen an die Opfer erinnert. „Es ist die oberste Pflicht des Staates, seine Bürger zu schützen. Dies ist ihm in Gladbeck und in den dramatischen Stunden danach nicht gelungen. Ursache dafür war eine Aneinanderreihung von Fehleinschätzungen“, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Donnerstag im niedersächsischen Heiligenrode.

Dort legte er gemeinsam mit Bremens Regierungschef Carsten Sieling (SPD) und Niedersachsens Europaministerin Birgit Honé (SPD) Kränze am Grab von Silke Bischoff nieder. Die 18-Jährige war damals von einem der Geiselnehmer erschossen worden. Ebenso der 15-jährige Italiener Emanuele de Georgi. Der Bremer Polizist Ingo Hagen kam bei dem Einsatz bei einem Verkehrsunfall ums Leben.

Polizeipannen und wildgewordene Medien

„Die 54 Stunden des Geiseldramas von Gladbeck stehen wie kein anderes Ereignis der Geschichte der Bundesrepublik für Grenzüberschreitungen durch Medien gepaart mit Fehlern von Menschen und staatlichen Behörden beim Umgang mit einem Verbrechen“, sagte Laschet weiter, der sich bei den Opfern und Angehörigen entschuldigte. Silke Bischoff habe vor 30 Jahren unschuldig ihr Leben verloren.

Bei der Kranzniederlegung war auch die Mutter von Silke Bischoff anwesend. „Dieser Tag ist für mich und die Angehörigen von großer Bedeutung und hilft dabei, den Schmerz besser überwinden zu können“, sagte sie. Auf dem Grabstein stehen neben dem Name von Silke Bischoff und den Geburts- und Sterbedaten und nur drei Worte: „Unser Liebstes“ und „Warum“. „Auf diese Frage kann niemand eine Antwort geben“, sagte Laschet. „Geblieben sind Schmerz, Erschütterung und tiefe Trauer.“

Erinnerungsort in Bremen geplant

Am 16. August 1988 hatten Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner in Gladbeck (Nordrhein-Westfalen) eine Bankfiliale überfallen und Geiseln genommen. Anschließend flohen sie - live verfolgt von Fernsehen und Radio. In Bremen kaperten sie am 17. August 1988 einen Linienbus mit 32 Passagieren. Die Geiselnehmer töteten zwei Businsassen. Der 15-jährige de Georgi wurde von Degoswki im Bus erschossen, Bischoff später von Rösner auf der Autobahn 3 bei Bad Honnef am 18. August, wo die Polizei die Geiselnahme beendete.

In Bremen soll noch in diesem Jahr ein Erinnerungsort in der Nähe des Busbahnhofs entstehen. „Wir können das Geschehene nicht ungeschehen machen, aber wir können die Erinnerung daran wachhalten“, sagte Sieling. Bei Gesprächen mit einigen Angehörigen der Opfer in Bremen habe sich gezeigt, wie präsent das schreckliche Ereignis und das Trauma auch heute noch sei, hieß es.