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 Müller, Klose und Özil treffen beim 3:0-Sieg Deutschlands gegen überforderte Niederländer.

Hamburg - Jubilar Joachim Löw erhob sich glücklich lächelnd von der Trainerbank und applaudierte seinen Spielern. Auf den mit 51.500 Zuschauern besetzten Tribünen des Hamburger Stadions schwappte eine Welle der Begeisterung. Nach der phantastischen EM-Qualifikation hat sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das Beste bis zum Schluss des großartigen Länderspiel-Jahres aufbewahrt. Beim 3:0 (2:0) gegen Vize-Weltmeister Niederlande bot die DFB-Auswahl eine Weltklasse-Leistung und bescherte dem 51 Jahre alten Coach ein prächtiges Geschenk im 75. Länderspiel als Bundestrainer.

Die Tore von Thomas Müller (15.), Miroslav Klose (26.) und Mesut Özil zum zweiten Prestigesieg in dieser Saison nach dem 3:2 gegen Brasilien unterstrichen gut acht Monate vor der Europameisterschaft Deutschlands Favoritenstellung auf den kontinentalen Titel. „Holland hatte heute gar keine Chance. Wir haben eine junge Mannschaft mit viel Potenzial. Wir müssen um den EM-Titel spielen, ich bin überzeugt davon, dass wir das schaffen können“, sagte Özil.

Das Oranje-Team, das anstellte der deutschen Elf bei der EM-Auslosung am 2. Dezember die Rolle eines gesetzten Teams erhalten wird, fiel vor allem durch Härte auf. Die Mannschaft des früheren Dortmunder Trainers Bart van Marwijk war an diesem Abend chancenlos und kassierte die erste Niederlage gegen die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) seit 1996. „Wir sind in der Lage, jeden Gegner der Welt zu schlagen“, hatte Löw vor der Partie gesagt. Vier Tage nach dem turbulenten 3:3 gegen die Ukraine in Kiew spielte sein Team wieder auf höchsten Niveau, auch ohne die Münchner Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger.

Starker Auftritt ohne Lahm und Schweinsteiger

Im Tor stand nach dem Debüt des Hannoveraners Ron-Robert Zieler in Kiew wieder Stammkeeper Manuel Neuer. Für die Viererkette hatte Löw folgende Formation nominiert: Rechts spielte Jerome Boateng, als Innenverteidiger liefen Per Mertesacker und Holger Badstuber auf, auf der linken Seite agierte Dennis Aogo. Das Mittelfeld bildeten Thomas Müller, Sami Khedira, Toni Kroos und Lukas Podolski sowie Mesut Özil. Miroslav Klose war in seinem 113. Länderspiel Kapitän und einziger Stürmer.

Von seiner Idee, Klose wieder einmal zusammen mit Mario Gomez in einem 4-4-2-System spielen zu lassen, hatte Löw doch noch Abstand genommen. Gegen die Niederländer wollte er nach seinem Dreierketten-Experiment in der Ukraine der Mannschaft wieder die größtmögliche Sicherheit vermitteln. Also wurde das während der WM 2010 und der EM-Qualifikation höchst erfolgreiche 4-2-3-1-System angewandt. André Schürrle stand nicht mehr Aufgebot, nachdem er am Nachmittag wegen einer Grippe bereits nach Leverkusen zurückgereist war. Mehr ersatzgeschwächt waren die Gäste. Wesley Sneijder, dessen Einsatz fraglich war, konnte mitwirken, es fehlten aber Rafael van der Vaart und Robin van Persie. Bei der Elftal standen mit Edson Braafheid, Joris Mathijsen, Mark van Bommel, Ryan Babel und Klaas-Jan Huntelaar gute Bekannte aus der Bundesliga in der Startelf.

Senior Klose wie ein junger Hüpfer

Das Geschehen in dieser Partie diktierte das Löw-Team. Die Offensive agierte überragend. Müller war kaum zu halten von den Holländern, der 33 Jahre alte Senior Klose spielte agil wie ein junger Hüpfer, Özil glänzte mit Übersicht, lediglich Podolski fiel etwas ab. Kroos und Khedira ließen das Fehlen von Schweinsteiger vergessen. In der Abwehr fing sich Mertesacker nach anfänglichen Problemen, Badstuber war zentral der Mann mit größerer Sicherheit. Boateng machte auf rechts einen weniger guten Eindruck. Diese Position bleibt das Problemfeld von Löw. Lokalmatador Aogo vom Hamburger SV löste die Aufgabe auf links ohne Glanz ordentlicher. Der souverän wirkende Neuer wurde selten geprüft.

Einen Angriffswirbel entfachte der WM-Dritte und Vize-Europameister. Nach einer perfekten Kombination, die Kroos mit einer weiten Hereingabe von links einleitete und Klose mit einer Direktablage fortsetzte, erzielte Müller mit einem Direktschuss in seinem 25. Länderspiel sein zehntes Tor für den DFB. Noch schöner fiel der zweite Treffer, den Müller mit einem Vorstoß und einem Pass auf Özil vorbereitete. Özils Flanke von rechts köpfte Klose perfekt aus zwölf Metern ins Netz. Es war das 63. Länderspieltor für den Stürmer von Lazio Rom, dem nur noch fünf Tore auf den DFB-Rekord von Gerd Müller fehlen.

In der zweiten Halbzeit schonte Löw eine Reihe von Spielern. Das tat dem Schwung keinen Abbruch. Ein Traum in der Entstehung war das 3:0 durch Özil, nach Doppelpass mit Klose und Einleitung von Müller. Die Niederlande fand kein Mittel. Im 38. Klassiker gegen Holland konnte die deutsche Mannschaft schließlich hoch verdient ihre positive Bilanz auf 14 Siege bei 14 Remis und zehn Niederlagen ausbauen.