Wie die Alarmstufe auf den Handel wirkt, werden erst die nächsten Tage zeigen. Foto: LG/ Kovalenko

Seit Mittwoch gilt die Alarmstufe – auch in Stuttgart. Wer zum Shoppen in ein Geschäft geht, muss einen 3-G-Nachweis erbringen, die Geschäfte müssen kontrollieren.

Stuttgart - Alarmstufe, Tag 1. An diesem grauen, vernieselten, ungemütlichen Mittwochvormittag zieht es zunächst nur wenige Menschen in die Stuttgarter Innenstadt. Der Andrang in der Stadtbahn hält sich in Grenzen, alle tragen Maske. Bei einigen wenigen herrscht aber offenbar immer noch Unkenntnis darüber, wie das nun genau mit der Anordnung von Nase und Mund im eigenen Gesicht ist. Immer mehr Stuttgarterinnen und Stuttgarter tragen inzwischen FFP-2-Masken. Im benachbarten Bayern und in Österreich sind die seit einigen Tagen Pflicht – worauf in den grenzüberschreitenden Zügen der Bahn beispielsweise von Stuttgart nach München in den Durchsagen regelmäßig hingewiesen wird.

Am Schlossplatz wird’s weihnachtlich

Auf dem Karlsplatz wird weiter alles für Flammlachs und Glögi vorbereitet, in der Hoffnung, die Leckereien bald unter die Leute bringen zu können. Und auf dem noch menschenarmen Schlossplatz wird gerade die Miniaturausgabe des demnächst dort leuchtenden Fernsehturms exakt senkrecht ausgerichtet. Wobei die Leuchtskulpturen auf dem großen Platz in diesem Jahr vom Riesenrad vor dem Neuen Schloss überstrahlt werden.

An den Ständen vor der Eisbahn beginnt das Tagesgeschäft. „VIP-Bändel tragen ist cool” steht dort am Zugang zu Glühwein und Bratwürsten. Wer rein will, muss nachweisen, dass er geimpft oder genesen ist, dann bekommt er so ein Bändel um das Handgelenk und kann sich ein bisschen auf die Vorweihnachtszeit einstimmen. Es gilt die 2-G-Regel und die wird auch konsequent kontrolliert.

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Nicht alle, aber viele der Geschäfte entlang der Königstraße haben sich gründlich auf die Alarmstufe vorbereitet. Am Eingang des Schuhgeschäfts Görtz steht eine Mitarbeiterin und kontrolliert die Impf-, Genesenen- oder Getestet-Nachweise. Für den Handel gilt 3-G, die vielen Ausnahmen für Geschäfte der Grundversorgung machen es nicht ganz leicht, den Überblick zu behalten. Die Görtz-Filialleitung hat sich am Vormittag mit einem kleinen Rundgang einen Überblick verschafft, wie die Kollegen mit der Alarmstufe umgehen, erzählt die Mitarbeiterin. Etliche würden kontrollieren, bei manchen scheint die Alarmstufe dagegen noch nicht angekommen zu sein, war der Eindruck.

Kontrollen am Eingang

Am Eingang der Galeria Kaufhof prüft eine Mitarbeiterin stichprobenartig die eintretende Kundschaft. „Die Leute kommen oft von selbst und zeigen den Nachweis, da muss ich gar nicht fragen”, erzählt sie von der ersten Stunde ihrer eher ungewohnten Tätigkeit an diesem Tag. Beim Nachbarn Sport Scheck oder bei Peek & Cloppenburg ein paar Meter die Fußgängerzone weiter wird lückenlos kontrolliert, zum Teil von eigens engagierten Fremdfirmen. „Alles gut, alles läuft wunderbar“, sagt der Sport-Scheck-Mitarbeiter. „Wir sind aber auch mitten in der Woche, es ist kein Black Friday und kein Adventssamstag”, schränkt seine Kollegin vom Bekleidungshaus die ersten Alarmstufen-Eindrücke etwas ein.

Schlangen vor der Teststation

In den Königsbau-Passagen mit den vielen Grundversorgungs-Ausnahmen ist die Situation etwas diffuser, kontrolliert wird aber auch dort weitgehend konsequent, zum Beispiel bei Saturn, wo niemand ohne Nachweis rein darf. Und wer keinen Nachweis hat, kann direkt zur Teststation ins dritte Obergeschoss. Dort warten kurz vor der Mittagszeit schon viele Menschen in einer langen Schlange darauf, getestet zu werden. Ein Mann am Ende der Schlange ist geplant hierher gekommen. „Ich bin geimpft, hatte einen Impfdurchbruch”, erzählt er. Er will in den nächsten Tagen verreisen und will einfach zur eigenen Sicherheit und auch für die Sicherheit anderer wissen, dass er nicht infiziert ist. Dafür nimmt er die Wartezeit gern in Kauf.

Wie sich die Alarmstufe auf den Handel in der City auswirken wird, muss sich in den nächsten Tagen zeigen. Die Gastronomie dagegen, für die jetzt drinnen 2-G gilt, leidet. „Es kommen viel zu wenig”, beschreibt ein Szene-Gastronom, der gerade von seiner Booster-Impfung kommt und dessen Lokalitäten in normalen Zeiten ausgesprochen beliebt sind, die Situation: „Corona kotzt mich echt an!”