Zur Nummer zwei degradiert, durch Verletzung der neuen Nummer eins wieder im Tor – und dann der überragende Mann auf dem Platz. Sven Ulreich sorgte in Frankfurt dafür, dass der VfB den Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen herstellen konnte. Er war der überragende Mann auf dem Platz. Foto: dapd

VfB-Torwart Sven Ulreich sichert mit einer Glanzleistung den Sieg gegen Eintracht Frankfurt.

Frankfurt - Es ist eine Geschichte, die nur der Sport schreiben kann: Zur Nummer zwei degradiert, durch Verletzung der neuen Nummer eins wieder im Tor - und dann der überragende Mann auf dem Platz. Sven Ulreich sorgte in Frankfurt dafür, dass der VfB den Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen herstellen konnte.

Als Schiedsrichter Wolfgang Stark das Spiel abpfeift, gibt es für die VfB-Profis nur ein Ziel: auf zu Sven Ulreich. Martin Harnik herzt den VfB-Keeper als Erster. Sekunden später ist Ulreich nicht mehr zu sehen. Der Mann, der den 2:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt mit überragenden Paraden festhielt, ist unter dem Menschenberg aus VfB-Spielern verschwunden. Alle Spieler um Ulreich strahlen. Sie jubeln, feiern. Er selbst schaut ein paar Augenblicke später ein wenig ungläubig. Der Torhüter scheint noch nicht so recht begreifen zu können, was sich da gerade abgespielt hat.

Ulreich: Erst degradiert, dann Glanzleistung

Die Geschichte des Sven Ulreich, sie ist unglaublich. Degradiert zur Nummer zwei, dann für die verletzte Nummer eins Marc Ziegler gegen Lissabon eingewechselt - und jetzt macht der Mann bei Eintracht Frankfurt das Spiel seines Lebens. Er sichert seiner Mannschaft, die nach dem Platzverweis gegen Matthieu Delpierre 75 Minuten lang in Unterzahl spielen musste, mit einer Glanzleistung das 2:0 und damit den Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen. "Meine Mitspieler haben gesagt, dass das mein Sieg war", sagt Ulreich. Er selbst habe nach der Degradierung seine Spiele analysiert und festgestellt, dass er seine Sache zumeist gutgemacht habe.

"Es ist schwer für mich, als junger Kerl bei so einem verunsicherten Team hinten drin zu stehen. Aber ich weiß, was ich kann." Dann bringt Ulreich (22) seinen Vorgänger Jens Lehmann ins Spiel: "Wenn man sieht, wie der mit 22 Jahren gespielt hat und wie mit 30, ist das komplett anders." Auch er selbst habe noch Luft nach oben, denn: "Jung und erfahren gibt es im Fußball nicht. Das gibt es nur auf dem Straßenstrich." Trainer Bruno Labbadia sagte nach dem Spiel, dass Ulreich nach der Entscheidung für Ziegler einen Rucksack abgelegt habe. Er meinte den Druck, der auf ihm lastete. Er habe eine Wut gehabt - und sie in Energie umgewandelt.

Ulreich überzeugt auf ganzer Linie

Ulreich begeisterte nicht nur mit starken Reflexen auf der Linie. Er beeindruckte auch mit einer immensen Ausstrahlung. Und auch beim Herauslaufen - bisher nicht die große Stärke des Keepers - überzeugte er. Ulreich war der Turm in der Stuttgarter Abwehrschlacht. Wie er mit der Degradierung zur Nummer zwei und der Drucksituation umgegangen ist und mit Leistung die passende Antwort gab, kann man ihm nicht hoch genug anrechnen. In dieser Verfassung kann er ein entscheidender Faktor sein in den nächsten Bundesliga-Wochen.

Ulreich hielt den VfB am Leben im Kampf um den Klassenverbleib - aber auch seine Mitspieler taten ihr Übriges. Nach dem Platzverweis stemmten sie sich gegen die drohende Niederlage und erzwangen das Glück. "Ich habe meinen Jungs in der Pause gesagt, dass das wie bei uns im Training ist. Da tut sich das Team, das beim Spiel zehn gegen neun in Überzahl spielt, auch immer schwer." Großer Kampf und Nadelstiche im Spiel nach vorne sorgten dafür, dass die Eintracht in Schwierigkeiten kam und der VfB einen Sieg für die Moral feierte.

Überbewerten sollte das aber keiner. Die Roten stehen immer noch auf Platz 17 - und müssen am Samstag gegen Schalke endlich einmal nachlegen. Zur Erinnerung: Schon nach dem 3:2 in Mönchengladbach war die Stimmungslage ähnlich. Und danach war mal wieder Katzenjammer angesagt.