Foto: Kraufmann

Vor einem Jahr hat der Abriss des Nordflügels begonnen. Wir blicken in Bildern zurück.

Stuttgart - Vor genau einem Jahr, am 25. August 2010, sind die Bagger auf das Bahnhofsgelände gerollt. Wenig später haben deren Schaufeln erste große Löcher in den Bonatzbau gefressen. Der Abriss des Nordflügels hatte begonnen. Währenddessen und in den Wochen danach befand sich Stuttgart im Ausnahmezustand. Die Gegner von Stuttgart 21 gingen buchstäblich auf die Barrikaden. Es kommt zur Besetzung des Nordflügels. Einige Gegner hatten das Dach erklommen. Rund 300 Projektgegner riefen ihnen vor dem Seitenflügel aufmunternde Worte zu und spendeten Applaus. Immer wieder wurden die Forderungen „Oben bleiben!“ und „Baustopp jetzt!“ skandiert. Ein Spezialkommando der Polizei beendete schließlich die Besetzung.

Hier noch mehr Bilder von der Aktion der Spezialeinheit der Polizei

Die sieben Aktivisten wurden in Gewahrsam genommen. Aus Protest über die Räumung kletterten etwa 80 Demonstranten über den äußeren Zaun, um an den Bauzaun um den Bahnhof zu gelangen. Nach kurzer Zeit wurden sie von der Polizei aber zurückgedrängt.

Stimmen zum Abriss aus der Politik:

Fragen zu Finanzierung, Sicherheit und Verkehrspolitik sollten „nicht mit dem Abrisslärm“ übertönt werden, erklärte die Landesvorsitzende Silke Krebs zum Beginn der Abrissarbeiten. „Augen zu und durch ist keine kluge Politik.“ Stattdessen forderte sie erneut ein Moratorium zur Klärung offener Fragen und einen Bürgerentscheid. CDU-Fraktionschef Peter Hauk und sein FDP-Kollege Hans-Ulrich Rülke begrüßten die Abrissarbeiten. Hauk sprach im SWR von einem „ökologischen Jahrhundertprojekt“, von dem drei Viertel der Baden- Württemberger profitiere. Wenn nun viele Stuttgarter gegen das Projekt auf die Straße gingen, sei das kurzsichtig. „Man muss über den Talkessel auch hinausschauen.“

Rülke sagte damals den „Stuttgarter Nachrichten“, es sei seit langem „klar gewesen, dass das Projekt Stuttgart 21 unumkehrbar ist. Es ist positiv, dass das jetzt für die Bevölkerung sichtbar wird.

Das sagten die Projektgegner:

Projektgegner sahen sich jedoch von den Bauherren getäuscht. Vor wenigen Wochen habe der (damalige) Projektsprecher Wolfgang Drexler ein stückweises Abtragen einzelner Steine angekündigt. Der Abrissbagger habe jedoch mit „brachialer Gewalt“ die Fassade zertrümmert, „weil man in möglichst kurzer Zeit Fakten schaffen wollte“, erklärte das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) und die Deutsche Umwelthilfe kritisierten das Bauvorhaben. Das Projekt sei zu teuer, geologisch unsicher und bringe für den Verkehr keinen entscheidenden Nutzen, erklärten sie.