Die größte Strecke ist geschafft: Teilnehmer der 24-Stunden-Wanderung nahe des Kleinheppacher Kopfes bei Korb. Foto: Gottfried Stoppel

Ein Jahr vor dem Start der Gartenschau erwandern mehr als 700 Menschen das Remstal von der Quelle bis zur Mündung. Die 24-Stunden-Tour mit insgesamt 65 Kilometern bewältigen manche Teilnehmer glatt in nur 13 Stunden. Und das Wetter macht auch mit.

Rems-Murr-Kreis - Dem vom Organisationsteam ausgetüftelten Zeitplan sind etliche der rund 350 Teilnehmer der 24-Stunden-Tour von Lorch nach Remseck am Donnerstag einfach davongelaufen: Etwa drei Stunden früher als geplant erreichten die schnellen Wanderer die jeweiligen Versorgungsstationen auf der 65 Kilometer langen Strecke. „Einige besonders schnelle Läufer haben die anderen dazu animiert, sehr zügig zu gehen“, sagt Claudia Ingelmann vom Team der Remstal Gartenschau-Gesellschaft. Diese hat das Wanderereignis „Unendlich wandern“ organisiert, bei dem am Feiertag mehr als 700 Frauen und Männer das Remstal flussauf- und flussabwärts per pedes erkundet haben.

Die Veranstaltung war als Auftakt zur interkommunalen Gartenschau gedacht, denn genau ein Jahr bleibt noch Zeit, bis diese offiziell eröffnet wird. In der Waiblinger Talaue fand aus diesem Anlass ein Familientag statt, bei dem Besucher ihr Talent an einem Kletterturm unter Beweis stellen oder sich beim Bemalen des Gartenschau-Maskottchens, der Biene Remsi, kreativ betätigen konnten. Neben Führungen im Bienenhaus bot die Stadt Entdeckertouren zum neuen Flachwasserbiotop an der Rems an. Zudem fand in der Talaue der 26. Waiblinger Triathlon statt.

Kiloweise Bananen

In Waiblingen-Neustadt diente die Gemeindehalle für die Langstreckenwanderer als Anlaufstelle und letzte Versorgungsstation vor dem Ziel Remseck. Margarethe Kölz und Alfred Windrath, beide beim Schwäbischen Albverein aktiv, haben sich als Helfer gemeldet, doch gegen 12.30 Uhr ist noch kein Wanderer in Sicht. „Es hieß, wir sollen statt um 16 Uhr schon um 12.30 Uhr da sein“, sagt Margarethe Kölz, die gerne mit den Vorbereitungen beginnen würde, doch die Halle ist noch verschlossen. Ein Anruf beim Hausmeister, der die Wanderer erst ab 15.30 Uhr erwartet hatte, bringt die Sache dann in Bewegung. Wenig später ist das Gebäude offen, die Helfer arrangieren kiloweise Bananen in Körben und stellen Getränke bereit.

Nur wenige Minuten danach biegen die ersten Wanderer um die Ecke. Zu ihnen gehört Roman Walter aus Fellbach. Der 57-Jährige ist wie die übrigen 24-Stunden-Wanderer bereits um Mitternacht in Lorch gestartet. „Es macht Spaß, aber so langsam kommt man an seine Grenzen und es tut auch weh“, sagt Walter, der, wenngleich er gerne Sport treibt, bisher noch nie eine so extreme Tour gemacht hat. „Die Strecke war von Anfang an bis jetzt einfach toll, auch die Nachtetappen“, schwärmt Roman Walter und genehmigt sich nach einer Banane ein Stück Nussschokolade: „Ich werde die Tour sicher irgendwann nochmal mit dem Rad abfahren, aber dann bei Tag und ein bisschen entspannter.“

Begeisterung über Nachtetappen

„Faszinierend fand ich besonders die Nacht, als wir mit Stirnlampen auf einer Serpentinenstrecke gewandert sind. Der Anblick war sensationell“, sagt Dirk Schönberger, der Remsecker Oberbürgermeister, der mit einer rund 50-köpfigen Truppe an der Wanderung teilnimmt. Dank der Stirnlampe aus dem Starterpaket habe er sich bestens ausgestattet gefühlt, um auch im Dunkeln richtig Gas zu geben. „Sonst bin ich eher Radfahrer“, erzählt Schöberger, „und mit der Familie wandere ich um die zwölf Kilometer.“ Trainiert habe er für die 65-Kilometer-Tour nicht, dennoch habe alles gut geklappt: „Nur meine Schuhe hätte ich besser einlaufen sollen.“

Die ersten Langstreckenläufer hätten sogar schon um 13 Uhr Remseck erreicht, sagt später Claudia Ingelmann – die letzten gegen 18 Uhr. Nur zwei Teilnehmer mussten früher abbrechen: „Einer ist umgeknickt, einer hatte Kreislaufprobleme.“

Englert: „überwältigende Beteiligung“

Bei der Zwölf-Stunden-Wanderung, die von Kleindeinbach im Ostalbkreis zur Remsquelle bis Essingen führte, sind noch etwas mehr Teilnehmer am Start gewesen. Die gut 400 Wanderer wurden mit einer Dorfhocketse begrüßt. „Die Beteiligung ist überwältigend“, sagt der Geschäftsführer der Remstal Gartenschau-Gesellschaft Thorsten Englert und gibt das Startsignal für die rund 35 Kilometer lange Tour: „Erkundet den unendlichen Garten.“

Ein langer Lindwurm an Wanderern mit grünen Mützen setzt sich daraufhin in Bewegung, gegen 11.15 Uhr erreichen die ersten Wanderer die Versorgungsstation Himmelsgarten bei Schwäbisch Gmünd. Dazu gehört auch ein Trupp der bekennenden Langsamwanderer. Auf ihren T-Shirts prangt auf dem Rücken ein Aufdruck: „Bitte lieber Gott, lass hinter mir noch jemand sein, der das liest.“