Der 31-jährige Hauptmeister bei der Routinearbeit: Strafzettel verteilen für Falschparker Foto: Berkan Çakır

Die Redaktion verbringt in einer Serie 24 Stunden an unterschiedlichen Orten in den Bezirken am Neckar. Die Nachtschicht des Polizei-Streifendienstes in Bad Cannstatt verläuft ruhig – zunächst.

Bad Cannstatt - Dienstagabend, 21 Uhr. Der 27 Jahre alte Polizeikommissar sitzt hinter dem Steuer des weiß-blauen Vans und manövriert ihn durch die Straßen von Bad Cannstatt. Neben ihm auf dem Beifahrersitz sitzt sein Kollege, ein 31-jähriger Polizeihauptmeister. In regelmäßigen Abständen zieht an den Scheiben das orangene Licht der Straßenlaternen vorüber. „Ziemlich ruhig heute“, sagt der Hauptmeister. Einige Passanten führen ihre Hunde aus, andere sitzen vor den Cafés, hin und wieder fährt ein Auto die Straße entlang.

Der 27 Jahre alte Kommissar ist seit fünf Jahren bei der Polizei, sein Kollege schon doppelt so lang. Sie sind zwei von knapp 2500 Polizisten in Stuttgart, die auf den Straßen für Sicherheit sorgen sollen. Ihr Dienstgebiet ist Bad Cannstatt, ihre erst neu bezogene Zentrale befindet sich an der Martin-Luther-Straße. Heute sind die zwei Polizisten in der Nachtschicht unterwegs und halten auf Streife die Augen offen.

Am Cannstatter Bahnhof passiert an Wochenenden viel

„Irgendwann bekommt man ein Gespür für Delikte. Man weiß, wo man hinschauen muss“, sagt der 27-Jährige. Das kann nur ein nicht angeschnallter Autofahrer sein oder jemand, der am Steuer telefoniert. Dann gebe es aber auch die Orte, die als gefährlich eingestuft sind und wo man mehr als nur einmal während der Schicht vorbeischauen müsse: Nahe des Bahnhofs verlangsamt der Polizeivan die Geschwindigkeit und rollt an einer Gruppe von Menschen vorbei, die im Schutze der Dunkelheit Alkohol trinken und den vorbeifahrenden Van beobachten. „Da gibt es einige bekannte Gesichter, mit denen wir schon per Du sind“, sagt der 31 Jahre alte Hauptmeister, „Hier passiert eigentlich immer etwas, aber eher an Wochenenden.“

Wenn – wie in diesen frühen Stunden des Abends – auch über Funk keine Meldungen eingehen, leisten die Polizisten Routinearbeit. Dazu gehören Verkehrskontrollen, aber auch Falschparker. Tatbestandsnummer 142278: Ein schwarzer BMW steht auf einem Behindertenparkplatz vor einer Imbiss-Bude. „Das sind 35 Euro“, sagt der 31-jährige Polizist. „Falls der Fahrer jetzt kommt und begründen kann, warum er hier geparkt hat, kann ein Polizist nach eigenem Ermessen entscheiden, ob er eine Verwarnung ausspricht oder nicht. Ab 40 Euro spricht man von Bußgeld. Da gibt es keine Toleranz.“ Aber der Fahrer kommt nicht. Der Polizist klemmt den Strafzettel unter den Scheibenwischer.