Roland Oppelt hat in der Backstube alles im Griff – auch mitten in der Nacht, wenn die Stadt schläft. Foto: factum/Weise

24 Stunden Ludwigsburg – in einer 24-teiligen Serie erzählen wir, wie die Ludwigsburger und die Gäste der Stadt leben und arbeiten. Zwischen 4 und 5 Uhr verarbeiten Roland Oppelt und seine Kollegen in der Backstube der Bäckerei Luckscheiter riesige Mengen Mehl.

Ludwigsburg - Roland Oppelt ist super gut drauf. Der Bäckermeister, den seine Kollegen bei der Ludwigsburger Traditionsbäckerei Luckscheiter „Rolo“ rufen, springt wie ein Flummiball durch die gut gewärmte Backstube. Es ist mitten in der Nacht. Der 58-jährige Mann mit dem knitzen Lächeln schiebt alle paar Minuten Brote, Brötchen und süße Stückle in riesige Öfen. Er schaut bei den Kollegen vorbei, die den Teig kneten, plaudert mit den Damen, die die Backwaren in große Transportkisten legen, putzt hier ein bisschen und hilft dort. Der Rolo hat alles im Griff.

„Wir haben fast schon wieder Feierabend“, sagt er um kurz nach 4 Uhr am Morgen und strahlt über das ganze Gesicht. Er habe gegen 23 Uhr angefangen zu arbeiten, spätestens gegen 7 Uhr sollte Schluss sein. Dann will er heimfahren und sich ein bisschen aufs Ohr hauen, ein paar Stunden schlafen.

Eine der Damen, die in der großen Halle in der Kurfürstenstraße die Backwaren zum Abtransport in die Filialen bereit macht, ist ziemlich geschafft vom nächtlichen Schaffen. Sie erzählt, dass sie gegen 1 Uhr angefangen habe zu arbeiten. Jetzt muss alles flott gehen. Das Backen, das Befüllen der großen Körbe und demnächst das Beladen der Kleintransporter mit den Waren. Der Rolo hat trotz des vielen Geschäfts Zeit zum Schwätzen. Er erzählt, dass er erst vor Kurzem vom Juniorchef des Betriebs, Felix Remmele, angeworben worden sei, dass er eine deutsche Bäckerei in Costa Rica besitze, die er demnächst verkaufen wolle.

Rund zwanzig Jahre lang hat er in dem mittelamerikanischen Land gelebt. Der Erlös des Verkaufs sei seine Rente. Arbeiten, sagt er, müsse er dann eigentlich nicht mehr. Aber er werde trotzdem weiter schaffen. Das Team bei Luckscheiter sei nämlich ein tolles. Die Stimmung: super. Man plane auch einige Innovationen, Brote nach uralten Rezepten zum Beispiel.

Brote nach uralten Rezepten

Ob er sich an das nächtliche Arbeiten gewöhnt habe? Nein, nicht wirklich, sagt Roland Oppelt. Obgleich er schon seit 1978 im Bäckerhandwerk tätig ist. Sein Rezept: ein paar Stunden vor der Arbeit schlafen und ein paar danach. Das machen offenbar fast alle Bäcker so. Auch Mario Cajic. Der 35 Jahre alte Bäcker erzählt, dass in dieser einen Nacht grob geschätzt in der Backstube rund eine Tonne Mehl verarbeitet wird.

Er und sein Kollege Andreas Grünewald berichten, dass es sehr schwierig, fast unmöglich sei, junge Leute für den Beruf zu gewinnen. Leider. „Die wollen sich doch nicht mehr schmutzig machen und nicht früh aufstehen“, sagt der 45-jährige Grünewald. Dabei habe das nächtliche Arbeiten auch Vorteile. „Ich habe was von meinen Kindern.“ Er sei tagsüber oft daheim.

Lange schlafen, sagt ein Bäcker und grinst, werde überschätzt

Unterdessen hantiert Roland Oppelt mit einem speziellen Staubsauger, reinigt die Öfen, damit diese wieder bestückt werden können. Bei diesem Team scheint alles glatt zu laufen – wie das sprichwörtliche Brötchenbacken eben. Die einen kneten den Teig, die Kollegen formen die Brote, die Brötchen, die Brezeln. Und der Rolo schiebt die Backwaren in die Öfen. Immer und immer wieder.

Früher, sagt Mario Cajic, sei die Nacht auf Samstag die arbeitsintensivste gewesen. Seit die Bäckerläden aber sonntags öffnen dürften, habe sich das geändert. Und dann widmet er sich wieder dem Teig. Gegen 7 Uhr ist voraussichtlich Schluss, dann wird er sich hinlegen. Aber nur ein bisschen. Lange schlafen, sagt Cajic und grinst, werde nämlich überschätzt. „Wenn ich mal acht Stunden am Stück im Bett liege, dann tut mir der Rücken weh.“