Klaus Klamert (links), Harald Sigle und dessen Frau Sylvia sind seit Jahrzehnten Basketballfans. Bei Spielen an Nachmittagen sind auch mal die Enkel mit dabei, wie sie stolz auf dem Smartphone zeigen. Foto: factum/Weise

24 Stunden Ludwigsburg – in einer 24-teiligen Serie erzählen wir, wie die Ludwigsburger und die Gäste der Stadt leben und arbeiten. Zwischen 19 und 20 Uhr bereiten sich die Fans der Ludwigsburger Basketballer und die Mitarbeiter der MHP-Arena auf ein wichtiges Bundesligaspiel vor.

Ludwigsburg - Sie sind vor den ersten Zuschauern da, und sie verlassen die MHP-Arena erst, wenn die meisten Gäste längst schon wieder auf dem Heimweg sind: Die Männer und Frauen vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) haben einen langen Tag.

Es ist kurz vor 19 Uhr. Auf der Schwieberdinger Straße vor der Arena ist der Teufel los. Autos schieben sich langsam in Richtung Autobahn. Alex Meyer ist einer der Freiwilligen vom DRK-Ortsverband Ludwigsburg, die während des Spiels der lokalen Basketballer, der MHP Riesen, an diesem Abend Dienst schieben. Meyer erzählt, dass er sich seit mehr als 40 Jahren beim DRK engagiert. Er und seine Kollegen arbeiten an diesem Abend lediglich für ein Vesper – dazu bekommen sie für die Vereinskasse ein paar Euro. „Wir müssen jetzt aber schnell in die Halle“, sagt Meyer und verabschiedet sich in Richtung Untergeschoss der Arena.

„Ich komme immer so früh wie möglich zu den Heimspielen“

Vor dem Haupteingang warten bereits die treuesten Fans der Riesen. Ganz vorne in der Schlange steht Stefan Rietmüller, 45 Jahre alt, Dauerkartenbesitzer. Der Mann aus Oberstenfeld sagt: „Ich komme immer so früh wie möglich zu den Heimspielen.“ Ist er zufrieden mit der Saison? „Könnte besser laufen“, sagt er. Und viele Fans würden vermutlich ganz ähnlich antworten. Noch weiß freilich niemand, dass die Riesen das wichtige Spiel gegen Gießen mit 83:77 gewinnen werden, was auch die direkte Qualifikation für die Play-off-Teilnahme bedeutet.

Gleich neben Rietmüller steht Manuela Haug aus Löchgau. Auch sie will immer zu den ersten gehören, die Punkt 19 Uhr in die Arena gelassen werden. „Man muss früh kommen, wenn man den angestammten Stehplatz haben will.“ Manuela Haug und ihre Bekannten fiebern immer vorne links in der Halle mit den Spielern.

Die Türen werden geöffnet. Manuela Haug, Stefan Rietmüller und viele andere, die schon seit einiger Zeit in der Kälte ausharren, strömen in die gut geheizte Halle. An einer der Kassen sitzt Karin Binder. Sie erzählt, dass rund 4000 Karten weg sind, es gebe noch etwa 500. Binder ist seit 30 Jahren Mitglied beim Ludwigsburger Basketballklub und verkauft vor jedem Heimspiel Eintrittskarten, ehrenamtlich, versteht sich. Die Freibergerin sagt, dass sie sogar ihren Urlaub so plant, dass sie kein Heimspiel ihrer Riesen verpasst.

Eine kleine Stärkung für die nächsten Stunden

Gegenüber vom Halleneingang hat sich auch eine Menschenschlange gebildet, zugegeben aber eine wesentlich kürzere. Am Crêpe-Stand von Frank Hepperle holen sich manche Zuschauer eine kleine Stärkung für die nächsten Stunden. Der Mann aus Kirchheim/Teck erzählt, dass er bei jeder Veranstaltung in der Arena mit seinem mobilen Verkaufsstand vor Ort ist, dass sein Geschäft aber gerne noch etwas besser laufen dürfte.

Gegen 19.30 Uhr strömen immer mehr Menschen aus allen Richtungen zum Eingang der Halle, Männer, Frauen, Jugendliche, manche im kompletten Riesen-Outfit, andere mit zusammengerollten Transparenten. Die ersten Fans aus Gießen sind auch dabei.

Im Foyer der Halle bieten Mitarbeiter der Deutschen Telekom sogenannte Tarifchecks an. Wer mitmacht, bekommt ein paar Tipps und dazu einen Fünf-Euro-Einkaufsgutschein. Im Fanshop nebenan werden unter anderem Schals und T-Shirts der Riesen verkauft. An den Imbissständen sind die heißen Roten und das kühle Bier heiß begehrt.

Esther Kölmel scheint in der Arena alle zu kennen

Esther Kölmel ist bei fast allen Veranstaltungen, die in der Arena über die Bühne gehen, dabei. Sie ist seit 2013 die Leiterin des Bereichs Vertrieb und Marketing der MHP-Arena, des Forums am Schlosspark und der Musikhalle. Vorher hat sie eine Sportagentur betrieben, Sportler betreut, begleitet, beraten. Zum Beispiel bei den Olympischen Spielen in London 2012. Von der Stadt Ludwigsburg sei sie bereits bei ihrem ersten Besuch vor einigen Jahren während eines Kongresses ganz begeistert gewesen. Wegen der tollen Kneipen, wegen des Blühenden Barock und wegen „der hochwertigen Gastronomie“. Auch deshalb habe sie die Stelle gerne angenommen.

Esther Kölmel scheint in der Arena alle und jeden zu kennen. Wer sie ein paar Minuten lang während eines schnellen Rundgang durch das Gebäude begleitet, der wird Ohrenzeuge von zig Smalltalks. Zum Beispiel im Businessclub, wo die Vertreter der Sponsoren der Riesen vor Spielbeginn plaudern, speisen, ein Gläschen Sekt trinken oder ein Bierchen. Der Direktor des Blühenden Barock, Volker Kugel, ist da, der Vorsitzende der Riesen, Alexander Reil, und viele andere. Am Ein- und Ausgang des Promibereichs stehen ein paar Damen vom Sicherheitsdienst.

Ganz oben in der Arena sind die Logen, elf an der Zahl, zehn davon sind fest vermietet. Aus diesen Logen haben die Zuschauer eine tolle Panoramasicht auf das gesamte Spielfeld. Ein kurzer Plausch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Ludwigsburg, Karlheinz Unger, der sich – ganz leger gekleidet – auf das Spiel freut, das um 20.30 Uhr beginnt. Eine Uhr mit Digitalanzeige zählt die Minuten bis zum Start, es sind noch 48.

Immer mehr Zuschauer strömen in die Arena

Zurück im Erdgeschoss. Immer mehr Zuschauer strömen in die Arena. Esther Kölmel sagt, man sei stolz auf die kurze Wartezeit an den Bier- und Wurstständen. Nach durchschnittlich zwei Minuten hätten die Kunden die Getränke und das Essen. Wie viel Bier an so einem Heimspielabend verkauft wird, will sie vom Gastronomen wissen. Der ziert sich zunächst ein bisschen und sagt dann: etwa 36 Fässer à 30 Liter, also gut 1000 Liter.

Direkt am Spielfeldrand steht Marko Beens. Der Vizevorsitzende der Basketballer erzählt, dass in der vorherigen Saison rund 95 Prozent aller Karten bei den Heimspielen verkauft worden seien. Heuer seien es ein paar weniger, leider. „Wir sind nicht ganz zufrieden.“

Klaus Klamert aus Oßweil, Harald Sigle und dessen Frau Sylvia Sigle aus Asperg indes sind ganz offenkundig zufrieden. Sie sind Fans der ersten Stunde, haben längst ihre Plätze belegt und erzählen, dass sie seit mindestens 30 Jahren zu den Heimspielen kommen, dass sie noch die Namen vieler Spieler von anno dazumal kennen. Wenn die Basketballer nachmittags antreten, dann kämen mitunter auch die Enkelkinder mit, sagt Klaus Klamert. An einem Abend wie diesem, wenn es spät wird, allerdings nicht.

An der Tür zu einem Raum mit sehr vielen Monitoren steht „Arena Control“. Hier sitzen Stefan Lütgen und ein paar weitere Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass die Veranstaltungen in der MHP-Arena wie geplant ablaufen. Man hält von hier aus Funkkontakt zum DRK und zur Feuerwehr. Wenn während des Spiels mal ein Basketballkorb abgerissen werden sollte, dann muss Lütgen diesen ganz schnell wieder reparieren. Er ist Meister für Veranstaltungstechnik, er stammt – wie unschwer zu hören ist – aus Hamburg, lebt seit gut zehn Jahren in Ludwigsburg und arbeitet seit 2010 in der Arena.

Es ist 20 Uhr, der Hallensprecher ruft: „Hier sind eure MHP-Riesen.“ Die Ludwigsburger Spieler, die ihren Fans an diesem Abend viel Freude machen werden, laufen unter tosendem Applaus auf das Spielfeld. Sie machen sich warm, plaudern, werfen ein paar Körbe. Die Arena ist bereit für den Wettbewerb.