Ulrike Groos spielt in Düsseldorf mit Profis Klavier. Foto: Kunstmuseum /Gerald Ulmann

In Düsseldorf wird zu Ehren von Joseph Beuys aufgeführt. Für Ulrike Groos, die Chefin des Kunstmuseum Stuttgart, eine besondere Herausforderung: Sie sitzt am Flügel.

Stuttgart - Ein Düsseldorfer Museum hat die Stuttgarter Museumsdirektorin Ulrike Groos eingeladen, bei Eric Saties Stück „vexations“ mitzuspielen.

Frau Groos, Sie spielen am Wochenende bei einem 24-stündigen Konzert mit. Ist das der Beginn einer großen Musikkarriere neben der Museumsarbeit?

Das würde ich so nicht sagen. Als ich angefragt wurde, an dieser musikalischen Hommage an Joseph Beuys mitzumachen, habe ich auch gleich gesagt, dass ich kein Profi bin. Aber es wurde ausdrücklich gebeten, dass alle Interpreten das kleine Stück gleich spielen sollen und es keine interpretatorischen Besonderheiten gibt. Es geht darum, in diesen 24 Stunden in den Flow des Stückes zu kommen. Ich übernehme nahtlos von meinem Vorspieler und spiele dann eine Stunde.

Haben Sie denn schon mal vor Publikum gespielt?

In der Musikschule damals oder vor meiner Familie. Deshalb war ich am Anfang sehr skeptisch, aber das ist gerade das Konzept, dass sehr unterschiedliche Leute spielen.

Eine Stunde Konzert bedeutet dutzende Notenseiten?

Nein, es sind vier Zeilen. Es gibt eine Melodie für die linke Hand und zwei Variationen von je einer Zeile. Ein Durchlauf dauert 1.40 Minuten und wird 36 Mal wiederholt. Aber ich finde es sehr schwer zu spielen, weil es keine vorgegebene Tonart gibt. Vor dem zweiten Ton steht ein b, dann gibt es zwei Kreuze. Ich musste mir Ton für Ton zusammensuchen, das war schon herausfordernd.

Satie ist auch nicht die Musik, die man als Hobbymusiker spielt. Hatten Sie Unterstützung?

Mein Klavierlehrer hat mir Tipps gegeben: Wenn ich mich verspiele, einfach so tun, als ob nichts gewesen wäre. Mich selber in eine Ruhe bringen, damit ich das eine Stunde lang machen kann. Und man soll nicht schneller werden, wozu man oft neigt.

Würde denn auffallend, wenn ein Ton daneben geht?

Klar, wenn man das vorher schon dreißig Mal gehört hat, fällt einem das wahrscheinlich schon auf. Aber ansonsten ist es natürlich atonale Musik. Wenn man es öfter spielt, hat es aber doch eine Harmonie.

Haben Sie den ganzen Sommer durchgeübt?

Nein, ich habe es immer wieder gespielt und erst jetzt, als es näher rückte, mehr geübt – und dann so viel, dass ich schon dachte, ich bekomme eine Sehnenscheidenentzündung…

Und, aufgeregt?

Ich bin jetzt schon aufgeregt – und gespannt. Aber ich finde es ein schönes Projekt und eine schöne Idee, das Stück mit 24 verschiedenen Leuten aufzuführen.

Das Konzert beginnt am 18.9. um 16 Uhr, Ulrike Groos spielt am 19.9. um 13 Uhr.