Die Berufe von den Mitarbeiterinnen der Anna-Klinik lassen sich leicht an der Dienstkleidung ablesen. Hebammen wie Kristine Grollinger tragen Lila, Kinderkrankenschwestern wie Constanze Pröhl Rosa und Krankenschwestern wie Susana Moreira Ribeiro Blau. Foto: J. Barnerßoi

In einer Serie verbringt die Redaktion 24 Stunden an verschiedenen Orte in den Stadtbezirken am Neckar. Zwischen 0 und 3 Uhr ist es im Kreißsaal und auf der Wochenstation der Sankt-Anna-Klinik in Bad Cannstatt ruhig – vorerst zumindest.

Bad Cannstatt - Einmal auf die Nachtglocke drücken, dann heißt es warten. Obwohl die nächtliche Besucherin nicht mit kugelrundem Bauch vor der Pforte der Sankt-Anna-Klinik in Bad Cannstatt steht, ahnt sie, was für ein Gefühl es für werdende Eltern sein muss, wenn sie in der Nacht diese kleine weiße Klingel betätigten. Es dauert wenige Momente, bis die Hebamme Kristine Grollinger auf der anderen Seite der Glastür erscheint. „Es ist nichts los im Kreißsaal“, verkündet sie.

Dann geht es eben gleich in den zweiten Stock auf die Wochenstation, wo die Neuankömmlinge in dieser Welt und ihre erschöpften Mütter kurz nach Mitternacht zu schlafen versuchen. Die Sankt-Anna-Klinik, in der die Geburtshilfe nur eine von mehreren Abteilungen ist, wirkt menschenleer. Die Schritte auf den Treppen hallen durch die Stockwerke des Krankenhauses, die Gänge sind schummrig beleuchtet. Doch nicht alles schläft. Diana und Paulo Goncalves schlappen in Nachthemd und Schlafanzug vorbei am Stationszimmer auf der Wochenstation. Die junge Mutter kämpft mit den Nachwirkungen der Schwangerschaft. „Wasser“, sagt die 33-Jährige nur und deutet auf ihre geschwollenen Beine. Ihr Nachwuchs schlummert derweil selig auf Papas Arm. Der vier Tage alte Fabio sieht an der starken Schulter winzig aus. „Er ist unser ganzer Stolz“, sagt Paulo Goncalves glücklich.

„Er ist unser ganzer Stolz“

Wie beschwerlich die Geburt war, hat das junge Paar offensichtlich fast schon vergessen. „Ich lag lange in den Wehen“, erzählt Diana Goncalves. Eltern, Hebammen und Ärzte hofften, dass es zu einer natürlichen Geburt kommen würde. Letztlich lag der kleine Fabio jedoch falsch im Becken und musste per Kaiserschnitt geholt werden. „Es hat aber alles gut geklappt“, sagt die Mama, die vor 33 Jahren selbst in der Sankt-Anna-Klinik zur Welt gekommen ist.