„Tausend Mal berührt“: Wahnvorstellung und Karneval gehen bei der WM Hand in Hand. Foto: Juuso Haarala

In Finnland findet schon wieder die Luftgitarren-WM statt – das wäre doch nicht nötig gewesen.

Oulu/Finnland - Oulu/Finnland - Der Gipfel der Peinlichkeit ist erklimmbar: An diesem Wochenende kämpfen wieder verhaltensauffällige Rockfans bei der Luftgitarren-Weltmeisterschaft um den Titel. Bereits zum 22. Mal liefern die „Air Guitar World Championships“ schauriges Anschauungsmaterial für alle, denen Rock ’n’ Roll von jeher suspekt ist.

Dabei ist nichts daran verwerflich, ab und an eine Luftgitarre anzustimmen: Rockmusik verleitet ja förmlich dazu. Joe Cocker hat das beim Woodstock Festival getan, und unzählige Sänger machen das noch immer. Sie deuten auf der Bühne eine Gitarre an und geben vor, sie zu spielen – meist jedoch, um die Zeit zu überbrücken, in der sich der Gitarrist gerade in den Vordergrund spielt.

Rock’n’Roll ist kein dummer Witz

Nun wäre allerdings kein Rockmusiker je derart betrunken gewesen, sich bei einem Wettbewerb wie den „Air Guitar World Championships“ anzumelden. Hier kurz die grobe Handlung: Ungefähr 15 erwachsene Leute, die nicht Gitarre spielen können, messen sich in albernen Kostümen darin, wer am ehesten so tut als ob – Wahnvorstellung und Karneval, Hand in Hand. Das nächste Level wäre, die Stimmen im Kopf beim Gesangsverein einzuschreiben.

Der ironische Unterbau der Veranstaltung ist auch schnell weggelacht: Der Sieger bekommt eine echte Gitarre – und darf sich und den Rock ’n’ Roll eventuell noch bei Bikerpartys oder in Boulevardshows restlos zum Affen machen. „Wer eine Luftgitarre in der Hand hält, kann keine Waffe tragen“, wirbt der Veranstalter des Events – als ob das nicht auch für Käsebrote oder Abfallbeutel gelte.

Natürlich soll Rock ’n’ Roll Spaß machen, das war immer ein Teil des Versprechens und ein Teil der Magie. Doch eines ist auch klar: Rock ’n’ Roll ist kein dummer Witz.