Die Sparkasse unterstützt das Theaterfestival seit 21 Jahren finanziell. Diesmal überbrachte das Vorstandsmitglied Detlef Schmidt (vorne links) 5000 Euro. Foto: factum/Weise

An diesem Freitag geht das 21. Kinder- und Jugendtheaterfestival Böblingen zuende. Rund 7000 Zuschauer werden dann die 54 Aufführungen in 21 Kreisgemeinden gesehen haben. Das Festival kostet jährlich rund 40 000 Euro.

Böblingen - Der Gesichtsausdruck der vier jungen Männer zu Beginn der Aufführung offenbart: sie würden jetzt, am frühen Donnerstagnachmittag, lieber anderes tun, vielleicht sich mit Kumpels treffen, Fernsehen schauen oder einfach nur rumhängen. Stattdessen sitzen sie mit mehr als 200 anderen Schülern in der Aula Murkenbach und verfolgen eine pantomimische Theateraufführung des Duos Fortissimo. Das knapp 50 Minuten lange Stück erzählt die Geschichte eines in einer Mülltonne lebenden Mannes, der immer Neues er- und durchlebt. Als der Schauspieler Vlado Kulisek kurz vor dem Ende des Stücks „Die Mülltonne“ zwei der vier jungen Männer auf die Bühne holt, um mit ihnen vor mehr als 400 neugierigen Augen eine Rockband zu imitieren, bricht langsam das Eis. Erst zieren sich die junge Männer, die eine der Integrations-Klassen in Böblingen besuchen, noch. Dann aber lassen sie sich von der Spielfreude Kuliseks mitreißen. Und während der eine als Gitarrist die Finger über die Saiten einer imaginären Gitarre fliegen lässt, gibt der andere den manischen Pianisten und greift kraftvoll in die nicht vorhandenen Tasten. Kulisek, der den vier coolen Jungs zunächst kein müdes Lächeln entlocken konnte, wird von ihnen am Ende sogar mit tosendem Beifall verabschiedet.

Positive Momente spornen an

Solche positiven Momente sind es, die die Macher des 1992 gegründeten Kinder- und Jugendfestivals dazu anspornen, alljährlich eine ganze Reihe von Theatergruppen in den Landkreis Böblingen einzuladen, um ihre Stücke auf die Bühne zu bringen – kreisweit. Dass Katrin Monauni und Oliver Hockl, die beiden Festivalorganisatoren aus den Reihen des Kreisjugendrings (KJR), in diesem Jahr vor allem auf Inszenierungen gesetzt haben, in denen das gesprochene Wort keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt, hatte seinen Grund: „Alle können es verstehen, egal wie gut man die deutsche Sprache beherrscht“, erklärte die KJR-Geschäftsführerin Monauni in der Aula Murkenbach vor der Aufführung des Stücks „Die Mülltonne“. Denn mit einer guten Mimik und Gestik und einer starken Körpersprache könne man alle Menschen gleichermaßen erreichen. Nicht zuletzt jene, die in Deutschland vor Krieg und Terror Zuflucht gefunden haben. Und dass auch diese am kulturellen Leben teilhaben können, sei wichtig. Sprachliche Barrieren habe man daher diesmal versucht, komplett zu vermeiden. „Kunst und Kultur ist immer Ausdruck eines freien Lebens in der zivilen Gesellschaft“, so Monauni. Sie erinnerte daran, dass vieles, was in unserer Gesellschaft geradezu selbstverständlich scheint, anderswo in der Welt oft nicht zu finden ist.

Landrat Bernhard: „Theater ist etwas ganz Großartiges.“

Das sieht auch der Böblinger Landrat Roland Bernhard so, der vor der Aufführung in der Aula Murkenbach sagte: „Theater ist etwas ganz Großartiges.“ Man könne Dinge live und direkt erleben. Theater sei zudem „eine gute Alternative zum Abhängen vor dem Internet oder Fernseher“. Auch Detlev Schmidt, ein Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Böblingen, ist auf dieser Linie. Ihn freut, dass die Sparkasse das Festival seit Anbeginn unterstützt. Für die 21. Auflage gab’s einen Scheck in Höhe von 5000 Euro. „Ein wichtiger Betrag für uns“, so Monauni. Jährlich kostet das Festival rund 40 000 Euro.

Kommunen zahlen je Aufführung 430 Euro

In 21 Kreisgemeinden werden, wenn das Festival an diesem Freitag endet, 54 Aufführungen zu erleben gewesen sein, wobei die Kommunen je Aufführung 430 Euro an den KJR zahlen. Dass sich die Kommunen an den Kosten beteiligen, ist für Monauni klar: „Das Festival ist für die Kommunen ein Gewinn, eine feste Größe.“

Alljährlich würden so rund 7000 Kinder- und Jugendliche erreicht. Das sei wichtig, denn die pädagogisch und künstlerisch wertvollen Stücke stellten auch ein Stück Prävention dar. Ziel sei es – wie das Motto „Starke Stücke – starke Kinder“ des diesjährigen Festivals deutlich mache, den Nachwuchs selbstständig und selbstbewusst zu machen – und das gelinge mittels Theater meist sehr gut, so Monauni.