Die Spieler vom Hamburger SV haben allen Grund zur Freude. Durch den 2:1-Sieg gegen Nürnberg verlässt der Bundesliga-Dino die Abstiegsplätze. Foto: Bongarts

Der HSV ist mit einem hochverdienten Sieg über den 1. FC Nürnberg von den Abstiegsrängen runter. Obwohl klar überlegen, mussten die Gastgeber am Ende zittern. Zum Luftholen bleibet keine Zeit.

Der HSV ist mit einem hochverdienten Sieg über den 1. FC Nürnberg von den Abstiegsrängen runter. Obwohl klar überlegen, mussten die Gastgeber am Ende zittern. Zum Luftholen bleibet keine Zeit.

Hamburg - Nationaltorhüter René Adler stand nach dem leidenschaftlich erkämpften 2:1 des Hamburger SV gegen den 1. FC Nürnberg völlig geschafft in den Stadionkatakomben. „Ich bin wieder drei Jahre älter geworden“, stöhnte der Schlussmann und verdrehte die Augen. „Es war wie verhext. Der Ball wollte nicht reingehen.“ Erst zehn Minuten vor dem Ende brachte Kunstschütze Hakan Calhanoglu mit einem von Mike Frantz abgefälschten Distanzschuss die Hamburger mit 1:0 in Führung. Doch selbst nach dem 2:0 durch ein Eigentor von Frantz in seinem 100. Bundesliga-Spiel (86. Minute) war die Partie noch nicht entschieden.

Nach dem Anschlusstreffer von Josip Drmic (90.+1) musste Adler Sekunden vor dem Abpfiff noch einen Freistoß des eingewechselten José Campana parieren - erst dann waren die drei erlösenden Punkte im Kasten. Der HSV setzte sich erstmals in der Rückrunde von einem Abstiegs- bzw. Relegationsrang ab, überholte die Franken und verbesserte sich auf Platz 14. Für die Nürnberger brechen dagegen nach der dritten Pleite in Folge wieder düstere Zeiten an. „Hier gab es nur eine Mannschaft, die die drei Punkte verdient hat“, stellte der Nürnberger Coach Gertjan Verbeek fest. 80 Minuten Mithalten waren zu wenig

„Wir haben heute das Glück erzwungen“, analysierte Adler. Sein Trainer Mirko Slomka formulierte gleich das Ziel für die kommenden Wochen: „Wir haben jetzt einen Nichtabstiegsplatz zu verteidigen.“ Der Coach ärgerte sich über die mangelnde Cleverness, dass seine deutlich überlegene Mannschaft am Ende noch einmal in die Bredouille geriet. „Das darf nicht passieren, dass in der 90. Minute ein Gegentor fällt“, zürnte der Coach, der in vier Spielen als HSV-Trainer zwei Siege und ein Unentschieden und dabei immerhin sieben von zwölf möglichen Punkten erreicht hat.

Hamburg will gegen Stuttgart nachlegen

Vor 52.189 Zuschauern brachte der starke Calhanoglu mit seinem neunten Saisontor das Stadion zum Brodeln. „Die Stimmung war großartig. So muss das sein“, sagte Linksverteidiger Heiko Westermann. Seine Mannschaft kam auf 26:9 Torschüsse und war so überlegen wie lange nicht. „Wir müssen unsere Chancen aber auch zum Abschluss bringen“, monierte Slomka.

Von Beginn an entwickelte sich ein intensives Spiel mit hohem Unterhaltungswert. Die befürchtete Verkrampfung blieb auf beiden Seiten aus. Nach 49 Sekunden stocherte der Nürnberger Routinier Markus Feulner den Ball um Zentimeter am HSV-Kasten vorbei, fast im Gegenzug offenbarte Club-Keeper Raphael Schäfer nach einem van der Vaart-Freistoß erste Unsicherheiten. Die Hanseaten waren die aktivere Mannschaft und investierten mehr. Der starke Calhanoglu sorgte mit zwei Distanzschüssen für Gefahr (3./17.), der ansonsten blasse van der Vaart immer wieder mit Standards.

Mit ungewöhnlichen Boxübungen im Training hatte der HSV-Coach sein ersatzgeschwächtes Team auf dieses Kellerduell eingeschworen und offenbar die Leidenschaft der Profi entfacht. Beim nächsten Mal kehrt mit großer Wahrscheinlichkeit Top-Torjäger Pierre-Michel Lasogga zurück ins Team. Seine Torgefahr und Zielgenauigkeit fehlten den Hamburgern. Der Kameruner Jacques Zoua kann die Leihgabe von Hertha BSC nicht ersetzen. „Jetzt kommt das nächste Abstiegsspiel. In Stuttgart wird es für uns eine ganz schwere Aufgabe“, meinte Westermann. Die Hamburger wollen nachlegen, die Nürnberger im Kellerduell mit Eintracht Frankfurt selbst einen „Big Point“ landen.