Schon seit 2005 gibt es Überlegungen für ein Bauvorhaben auf dem 42.500 Quadratmeter großen ehemaligen Militärgelände am Roten Stich. Foto: dapd

Auf dem ehemaligen Militärgelände sollen 200 Wohnungen entstehen – Diskussion trotz Mehrheit.

Stuttgart - Der für dieses Jahr geplante Bau von rund 200 Wohneinheiten am Roten Stich bleibt für die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) ein unbequemes Thema. Auch wenn der erneut überarbeitete Bebauungsplan für das ehemalige US-Militärgelände zwischen Burgholzhof und Zuffenhausen-Im Raiser im Bezirksbeirat Bad Cannstatt mit knapper Mehrheit angenommen wurde, dürften die Diskussionen noch nicht beendet sein.

Schon seit 2005 gibt es Überlegungen für ein Bauvorhaben auf dem 42.500 Quadratmeter großen Gelände, das die SWSG im Jahr 2008 für acht Millionen Euro vom Bund kaufte. Das Bebauungsplanverfahren gestaltete sich jedoch schwierig, da das Gebiet den nördlichsten Rand der Gemarkung von Bad Cannstatt berührt, größtenteils aber zu Zuffenhausen gehört. Die Pläne mussten daher mit beiden Bezirken abgestimmt werden.

Zudem gab es Kritik wegen der Bebauungsdichte und mangelnder Grünflächen. Die Frischluftschneise in Richtung Zuffenhausen werde möglicherweise beeinträchtigt, so die Befürchtung damals wie heute.

Im Herbst sollen nun die letzten alten Gebäude dem Abrissbagger zum Opfer fallen, damit das Bauvorhaben mit einem Volumen von rund 60 Millionen Euro bald beginnen kann.

Gutachten zur Auswirkung der Bebauung auf das städtische Klima gefordert

Vor dem Cannstatter Bezirksbeirat warb Karl-Theo Maurer vom Stuttgarter Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung nun für die überarbeiteten Pläne. Früheren Forderungen entsprechend wird die Grünfläche zwischen den beiden Baugebieten mit Doppel- und Reihenhäusern auf der einen und bis zu fünfgeschossigen Gebäuden sowie einer Kindertagesstätte auf der anderen Seite durch Wegfall und Verschiebung von mehreren Gebäuden vergrößert.

Während Rolf Weber (CDU) erklärte, es werde endlich benötigter Wohnraum geschaffen, mahnte Peter Mielert (Grüne) unter dem Beifall einiger Zuhörer, die Bürgerbeteiligung im Vorfeld sei gescheitert, die Sorgen der Bewohner etwa des nahe gelegenen Im Raiser würden kaum ernst genommen. Ein Gutachten zur Auswirkung der Bebauung auf das städtische Klima sei notwendig. Zudem kritisierte er, dass es im Gebiet keinen geförderten Wohnungsbau mit niedrigen Mieten geben werde.

SWSG-Geschäftsführer Helmuth Caesar erklärte, die Gesellschaft sei ganz bewusst deutlich unter der Bebauungsobergrenze geblieben, um die Bedenken der Anwohner wegen mangelnder Frischluft oder Schattenwurf zu zerstreuen: „Wir sind bei unseren Planungen bis an die Schmerzgrenze der Wirtschaftlichkeit gegangen.“ Derartige Beteuerungen konnten mehrere anwesende Anwohner kaum besänftigen. Einer von ihnen meinte: „Sie bauen uns dort eine Betonwand hin.“