Uni-Rektor Stephan Dabbert begrüßte die Gäste beim Festwochenende. Foto: Claudia Leihenseder

Zum Abschluss der Festwoche für das 200-Jahr-Jubiläum der Uni gibt es viel Wissenswertes und Unterhaltsames für die Besucher des Tags und der Nacht der offenen Tür. Das brachte nicht nur Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Cem Özdemir zum Staunen.

Hohenheim - Bäume, die horizontal aus einer grünen Wand aus Pflanzen herauswachsen und sich langsam um ihre eigene Achse drehen – das sieht man auch als Oberbürgermeister oder Bundestagsabgeordneter nicht alle Tage. Dass so etwas tatsächlich funktioniert und seinen Nutzen haben kann, haben Fritz Kuhn und Cem Özdemir auf einer Tour mit Stephan Dabbert, dem Rektor der Universität Hohenheim, über den Campus am Samstag beim Tag der offenen Tür erfahren.

In der Nähe der Uni-Mensa residiert das Startup Visioverdis von Geschäftsführerin Alina Schick. Von ihr hörte die angereiste Prominenz, dass eine Fassadenbegrünung in der Stadt viele Vorteile bringen kann: „Die rotierenden Bäume wirken unter anderem schallbrechend“, sagte Schick. Zudem könnten die Pflanzen, die an einer Häuserwand wachsen, kühlen und sich positiv auf die CO2- sowie Feinstaubkonzentration in der Luft auswirken. „Wir sind sehr interessiert an einem solchen Programm“, sagte Fritz Kuhn. Sein Parteikollege Cem Özdemir schaute sich derweil die Wand aus der Nähe an.

Der Unterschied zwischen handgeschöpftem und industriell gefertigtem Frischkäse

Ganz nah sind die Besucher des Tags der offenen Tür auch der Forschung und der Geschichte der Uni Hohenheim gekommen. Auf dem Campus gab es zahlreiche Stationen, an denen die Hochschule zeigte, was sie drauf hat. Zwischen Mensa und dem Biologiezentrum gab es im Fehling-Labor chemische Experimente. Das Landwirtschaftsmuseum hatte geöffnet und ließ auch mal den Motor eines alten Traktors tuckern.

In der Forschungs- und Lehrmolkereihaben sich die Mitarbeiter auch ins Zeug gelegt: Eigens für den Abschlusstag der Festwoche haben sie an einem handgeschöpften Frischkäse gearbeitet. „Das dauert drei Tage“, sagte Giovanni Migliore. Normalerweise lassen sie diese Arbeit von den Maschinen in der Molkerei machen und experimentieren mit den Verfahren: „Die Industrie hat nicht so lange Zeit. Der Frischkäse muss nach einem Tag fertig sein“, sagte Migliore. Doch die Schnelligkeit gehe auf Kosten des Geschmacks, erklärte Manfred Huss von der Forschungs- und Lehrmolkerei. Die Besucher durften probieren und den Unterschied zwischen handgeschöpftem und industriell gefertigtem Frischkäse schmecken.

Das Schloss als Projektionsfläche für eine große Lichtershow

Bereits am Mittag hatte Stephan Dabbert den Tag der offenen Tür eröffnet: „Stuttgart ist eine Wissenschaftsstadt mit Power“, sagte der Rektor vor zahlreichen Gästen im Schlosshof der Uni. Hohenheim sei Teil dieser Power. 200 Jahre alt werde man selten, betonte Dabbert. 1818 wurde die Universität in Zeiten der Not gegründet, um in der Not zu helfen. Das sei das, was die Wissenschaft auch heute noch mache in Verbindung mit und für die Gesellschaft. „Das zeichnet Hohenheim aus“, sagte Dabbert.

Ähnlich sieht auch Fritz Kuhn die Rolle der Uni Hohenheim: „Wissenschaft muss sich mit den aktuellen Notlagen beschäftigen“, sagte der Oberbürgermeister. Heute sei das der Feinstaub und der Klimawandel: „Wir müssen Strukturen schaffen, damit die Städte reagieren können, wenn es durch den Klimawandel wärmer wird.“

Welche Forschungen die Uni Hohenheim auf diesem Gebiet betreibt, haben sich Kuhn und Özdemir im Anschluss an die Eröffnung mit Stephan Dabbert erklären lassen. Unter dem Schlossbalkon zeigte Thomas Schwitalla vom Fachgebiet Physik und Meteorologie auf einem Bildschirm eine Wolkensimulation der Weltkugel und erklärte seine Forschung. „Die Landwirtschaft muss sich auf das veränderte Klima einstellen“, sagte Carolin Callenius, Geschäftsführerin des Forschungszentrums für Globale Ernährungssicherung und Ökosysteme. Am Abend sorgte schließlich die Uni Hohenheim für weitere Höhepunkte in ihrem Jubiläumsprogramm. Nachtaktive Besucher durften einen Blick in das Sammlungsgewächshaus werfen und nachtblühende Pflanzen erkunden. Das Schloss selbst diente als Projektionsfläche für eine große Lichtershow. Personen und Ereignisse aus der 200-jährigen Geschichte der Universität erschienen untermalt von Musik auf der Fassade des Gebäudes.