Viel Gedränge an der Startlinie: Gut 3700 Läufer wurden bei der 19. Ausgabe des Ditzinger Lebenslaufs gezählt. Foto: factum/Granville

Drei – zwei – eins – los! Zum 19. Mal fand der Ditzinger Lebenslauf statt. Gut 3700 Teilnehmer sind für Mukoviszidose-Kranke am Sonntag ihre Runden um die Glemstalschule gelaufen. Wir haben Eindrücke vom traditionellen Spendenlauf gesammelt.

Ditzingen - In der Hand hält Manfred Schröder eine kleine Startpistole, vor ihm steht ein Dutzend aufgeregter Läufer an der Startlinie. „Habt ihr Lust, zu laufen?“, fragt er. Dann zielt er mit der Pistole in den Himmel und drückt ab. Ein Knall hallt über das Gelände der Glemstalschule. Die Läufer stürmen los, alle gleichzeitig. Als sie um die erste Kurve sind, hat Schröder ein wenig Luft zum Verschnaufen – bis die nächsten Läufer bereit zum Start stehen.

Im 19. Jahr in Folge hat am Sonntag der Ditzinger Lebenslauf stattgefunden. Der Organisator Manfred Schröder, der die Benefizveranstaltung für Mukoviszidose-Kranke 1999 ins Leben gerufen hat, ist dieses Mal besonders zufrieden. Denn im vergangenen Jahr trübten Regen und sogar Schnee den Spendenlauf. „Dieses Jahr werden wir vom Wetter richtig verwöhnt“, sagt der 56-Jährige begeistert.

Das Versorgungszelt Wie am Fließband kommt ein Läufer nach dem anderen im Versorgungszelt des Spendenlaufs vorbei. Sabrina Zaiser steht seit 7.30 Uhr im Zelt und koordiniert die Verteilung der Lebensmittel. Hier tanken die ermüdenden Läufer neue Energie. Bananen werden geschält, Äpfel geschnitten, und weil die Schokoriegel so beliebt sind, werden sie in drei Teile geteilt, damit auch jeder ein Stück abbekommt. Die 33-jährige Zaiser ist zum zehnten Mal als Helferin beim Ditzinger Lebenslauf dabei. „Der Lebenslauf ist anders“, sagt die Ditzingerin, „Ich kenne keine andere Veranstaltung, die so viele motivierte Helfer hat.“

Der Wassermann Bereits zum elften Mal in Folge ist Fritz Flinspach als Helfer dabei. In diesem Jahr ist der 67-jährige Pensionär für den Wasser-Nachschub verantwortlich. Er sammelt die leeren Flaschen in Wasserkisten und bringt frisches Wasser vom Lastwagen hinter dem Zelt. Zum Lebenslauf sei er durch seinen Enkel gekommen, der an Mukoviszidose leidet. „Die Atmosphäre der Veranstaltung gefällt mir sehr“, sagt der Brackenheimer, der seit 10 Uhr die Wasserkisten schleppt und laut Plan noch bis 14 Uhr zu tun hat. Ist die Arbeit nicht anstrengend? „Nein“, sagt Flinspach und schnappt sich zwei volle Kisten vom Laster, „überhaupt nicht.“

Die Ehrgeizige Nach ein paar Runden machen bei einigen Läufern die Muskeln schlapp. Die elfjährige Chara aus Tübingen etwa hat um 11 Uhr bereits 14 Kilometer hinter sich. Jetzt braucht sie erst einmal eine Pause. Auf der Massageliege von Rehamed aus Stuttgart-Feuerbach gönnt sie sich eine Auszeit. Sie zeigt auf ihren Oberschenkel, der gerade mit Öl eingeschmiert und vorsichtig durchgeknetet wird. „Das tut richtig gut“, sagt Chara, die noch einiges vor sich: „Ich will heute insgesamt 30 Kilometer schaffen“, sagt sie.

Die Genügsamen Entspannter gehen es Leon und Nikaas an. Die zwei Fünftklässler der Realschule Glemstal trifft man auf der Strecke entlang der Glems an, wo sie Steine und Baumrinden in den Bach werfen. „Wir haben schon 3,5 Kilometer“, sagt Leon. „Wir laufen noch eine, oder zwei. Ist ja für einen guten Zweck“, sagt Nikaas. Dann schlendern sie gemütlich weiter, machen den Bogen zur großen Runde, ärgern Truthähne im Gehege und verschwinden alsbald hinter den Bäumen.

Die Kampfsportler Yom Chi Kwan nennt sich die Ditzinger Taekwon-Do-Schule von Jürgen Schmidt. Der 58-Jährige ist zum dritten Mal in Folge mit seinen Schülern beim Lebenslauf dabei. Mehrere seiner Schüler in weißen Kampfanzügen – einige mit schwarzen Gürteln – stehen neben der Startlinie. Sie haben ihre Runden bereits hinter sich gebracht. Ein wenig Kraft haben sich die Kämpfer aber noch aufbewahrt. Sie bereiten sich auf eine Show vor. Schmidt zeigt auf rund zwei Dutzend Holzbretter. „Die brechen wir jetzt durch“, sagt der Taekwon-Do Lehrer.

Die Extremsportler Unter den vielen Tausend Besuchern sind auch drei, die trotz ihrer Mukoviszidose-Erkrankung Extremsport betreiben: Thomas Kotzur (37) aus Plüderhausen im Rems-Murr-Kreis hat einen Halbmarathon in der Glemsaue hingelegt, und dann ist er noch eine Runde mit dem Vorsitzenden des Mukoviszidose-Vereins, Stefan Kruip (52), mitgelaufen. Der Lebenslauf sei eine der bundesweit wichtigsten Veranstaltungen des Vereins, sagt Kruip – wegen der Aufklärung über die Krankheit und auch wegen des Geldes. Kruips Ziel in der Glemsaue: fünf oder sechs große Runden – „das wäre dann ein Halbmarathon“. Am Rand der Strecke wurde auch Jochen Streicher (49) aus Bempflingen (Kreis Esslingen) gesichtet. Er ist Gleitschirmflieger, will aber das Laufen wieder anfangen. Er nimmt sich keine Strecke vor, sondern „dass es mir gut geht“, wie er erklärt.

Die Retter Beeindruckende Trainingsanzüge hatte eine Gruppe aus Korntal-Münchingen angelegt: Die Feuerwehrleute traten in voller Einsatzmontur zu etlichen Runden an. Sie wiegt samt Pressluftatmer immerhin gut 15 Kilogramm. „Das ist unser Training für heute“, sagt einer von ihnen, gleich morgens um halb neun.

Das Fazit Laut Manfred Schröder sind insgesamt 3719 Läufer beim 19. Lebenslauf dabei gewesen. Zusammen sind sie genau 48 007 Kilometer gelaufen. Schröder ist hoch zufrieden und freut sich bereits auf den 20. Lebenslauf im kommenden Jahr: „Wir hoffen auf einige prominente Gäste.“