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Ralf Rangnick hat den Machtpoker bei 1899 Hoffenheim gewonnen.

Zuzenhausen - Ralf Rangnick hat den Machtpoker beim Fußball- Bundesligisten 1899 Hoffenheim gewonnen - den einstigen Himmelstürmern bleibt damit nach der harten Landung auf dem Boden der Tatsachen zumindest eine langwierige Trainersuche erspart.

Rangnick verlängerte seinen nach der kommenden Saison auslaufenden Vertrag vorzeitig um ein Jahr bis zum 30. Juni 2012, nachdem er sich zuvor mit Mäzen Dietmar Hopp über letzte Details geeinigt hatte.

So setzte sich der seit 2006 im Kraichgau tätige Rangnick im Streit über die zukünftigen Strukturen bei den Hoffenheimern durch. In Ernst Tanner präsentierte Hopp zwar nur vier Tage nach der Demission des bisherigen Managers Jan Schindelmeiser einen Nachfolger - der bisherige Leiter des Hoffenheimer Nachwuchsleistungs-Zentrums dürfte aber wohl kaum der starke Gegenpol sein, den sich Hopp ursprünglich neben dem Trainer gewünscht hatte.

Rangnick hatte den 43-Jährigen im vergangenen Jahr selbst von 1860 München nach Hoffenheim geholt. "Ernst Tanner ist eine Idealbesetzung auf diesem Posten", sagte der Coach, der mit der neuen Situation sehr zufrieden ist. "Nach langen und intensiven Gesprächen mit Dietmar Hopp habe ich mich zu diesem Schritt entschieden, weil wir unser im Jahr 2006 gemeinsam gestartetes Projekt fortführen möchten", sagte Rangnick zu seiner Vertragsverlängerung.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz versuchten Hopp und Rangnick, die Wogen der vergangenen Wochen zu glätten. "Es hat nie einen Machtkampf zwischen Ralf Rangnick und Jan Schindelmeiser oder mir und Rangnick gegeben", beteuerte der Club-Patriarch. Um in Zukunft aber näher am Geschehen zu sein, wird Hopp, der bislang meist im Hintergrund agierte, ab der kommenden Saison ein Büro im Trainingszentrum Zuzenhausen beziehen.

Dennoch ist das Vertrauen in den Trainer weiter groß. "Vor dem Hintergrund des Umbruchs in Schlüsselpositionen unseres Vereins war es außerordentlich wichtig, dass wir gemeinsam mit Ralf Rangnick die weitere Zukunft gestalten können", meinte Hopp erleichtert.

Der SAP-Mitbegründer hatte in den vergangenen Tagen erfahren müssen, dass es ihm und seinen Mitstreitern an der nötigen fachlichen Kompetenz fehlt. Das Vorpreschen bei der Managersuche, in der Hopp bereits Gespräche mit Thomas von Heesen geführt hatte, war bei Rangnick übel aufgestoßen. Plötzlich erwog der ehrgeizige Coach ernsthaft seinen Rücktritt.

Mit Rangnick bleibt dem Verein nun aber zumindest einer der beiden Baumeister, die 1899 von der Regionalliga in die Erste Liga manövriert haben, erhalten. Schindelmeiser hatte am Sonntag auch nach internem Druck seinen Rücktritt erklärt - auch weil es zwischen ihm und Rangnick im Laufe der vergangenen Saison immer wieder Dissonanzen gegeben hatte.

Zwar konnte sich der 51-Jährige nun mit seinem Wunsch nach einem Modell Magath, in dem der Trainer in Personalunion auch als Sportlicher Leiter fungiert, nicht durchsetzen. Dennoch ist der Fußball-Professor nun wieder der starke Mann im Club, auch wenn ein Beirat mit Hopp-Vertrauen installiert werden soll.

Zusammen wollen Rangnick und Hopp nun so etwas wie einen Neustart des Projektes Hoffenheim wagen. Back to the roots heißt das Motto im Kraichgau. Als Vorbild soll der für seine erfolgreiche Nachwuchsarbeit bekannte französische Erstligist AJ Auxerre dienen.

"Entscheidend dabei ist, dass wir in Zukunft wieder verstärkt unsere Philosophie, nämlich auf überwiegend junge, talentierte und deutsche Spieler zu bauen, umsetzen", sagte der Coach. "Wir wollen den Verein 1899 Hoffenheim als Marke weiter in der Bundesliga etablieren wollen." Rangnick gibt dabei wieder den Takt vor. "Ich bin absolut überzeugt davon, dass wir mit Ralf Rangnick in der Erfolgsspur bleiben werden", sagte Hopp.