Fast zweieinhalb Jahre nach seinem Kreuzbandriss ist Ermin Bicakcic wieder eine ernsthafte Option im Bundesligateam von 1899 Hoffenheim. Nun geht es gegen den VfB Stuttgart, seinen Ex-Club. Die Partie ist aber nicht nur deshalb eine besondere.
Es gibt ja nicht besonders oft Profifußballer, die mit ihrer Mannschaft ein Spiel verlieren, danach vom Platz laufen – und dann dies sagen: „Es war ein geiles Gefühl.“ Klingt ja auch seltsam. Doch bei Ermin Bicakcic ist das durchaus nachvollziehbar.
Der Abwehrspieler von 1899 Hoffenheim erlebte solche Momente der Widersprüchlichkeit am vergangenen Samstag. Die Kraichgauer verloren die Partie beim 1. FC Union Berlin mit 1:3 – 13 Minuten lang Teil dieses Spiels zu sein, fühlte sich für Bicakcic allerdings an wie ein Sieg. Also beschrieb er hinterher dieses „geile Gefühl“.
Die Leidensgeschichte, die diesem vorausging, begann am 27. September 2020 – und auch da lagen Freud und Leid schon nah beieinander. Ermin Bicakcic erzielte gegen den FC Bayern das 1:0 für die Hoffenheimer, die diese Partie auch 4:1 gewannen. Glücklich konnte der Innenverteidiger dennoch nicht sein. Denn nach 39. Minuten musste er verletzt zum Platz – mit einem Kreuzbandriss.
Immer wieder Rückschläge
Es folgten ein langer Kampf für das Comeback und viele Rückschläge. Erst 594 Tage nach der Verletzung lief er wieder in der Bundesliga auf. Doch diese vier Minuten im letzten Saisonspiel der Saison 2021/2022 waren eher „ein Symbol“, wie es Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen später erklärte, „eine großartige Geste“. Eine ebensolche war auch die folgende Vertragsverlängerung zu stark leistungsbezogenen Konditionen bis Sommer 2023.
Doch der Weg blieb beschwerlich. Nach diesem Kurzeinsatz gegen Borussia Mönchengladbach habe er „wieder einen großen Rückschlag“ gehabt, erzählte nun am Samstag Ermin Bicakcic. Zu zwei Einsätzen in der Regionalligamannschaft der TSG hat es im ersten Halbjahr der Saison nur gereicht. 45 Minuten gegen den SGV Freiberg, 62 gegen die TSG Balingen – umso glücklicher war Bicakcic, als er am Samstag wieder Bundesligaminuten sammeln durfte.
Die waren keine Geste mehr, sondern ein echter Fortschritt. Zwar sagte André Breitenreiter, der Abwehrspieler sei noch kein Kandidat für die Startelf am Dienstagabend (20.30 Uhr) gegen den VfB Stuttgart. „Wichtig“ für die Mannschaft sei es dennoch, dass der Bosnier (35 Länderspiele) wieder dabei ist. Wegen „seiner Mentalität und seinem Willen“.
Ermin Bicakcic ist wieder „voll da“
Ermin Bicakcic soll also wieder ein echter Faktor werden für die kriselnden Hoffenheimer, die die vergangenen vier Spiele verloren haben. Er hofft auf weitere Einsatzminuten gegen den VfB, bei dem er zunächst in der Jugend spielte und dann seine Bundesligakarriere begann (2005 bis 2012). „Jetzt bin ich voll da“, sagte Bicakcic am Samstag, „ich fühle mich gut, bin so fit und bereit, dass ich der Mannschaft zu tausend Prozent helfen kann.“
Ein besonderes Spiel wird die Partie am Dienstagabend – nicht nur wegen der Comeback-Geschichte und dem Ex-Club als Gegner. Am Dienstag feiert Ermin Bicakcic Geburtstag. „Eisen-Ermin“ wird 33 – und hofft auf noch viele Momente mit einem geilen Gefühl.