Hoch zu Ross: 2018 soll es einen Pferdemarktumzug der Extraklasse geben. Foto: factum

1718 hat Ludwigsburg das Stadtrecht bekommen. Im kommenden Jahr soll deshalb groß gefeiert werden – musikalisch, folkloristisch und literarisch. Insgesamt sind 38 Projekte geplant.

Ludwigsburg - Ludwigsburg feiert Jubiläum? Schon wieder? Ist die Stadt nicht erst vor wenigen Jahren 300 Jahre alt geworden? Die Fragen mögen berechtigt sein, aber die Verwaltung hält ihre Argumente für eine erneute Feier umso einleuchtender. Denn mit der 300-Jahr-Festivität 2009 wurde lediglich an den Aufruf zur Stadtgründung erinnert, mit dem großen Festreigen im kommenden Jahr wird dagegen die eigentliche Stadterhebung gefeiert. Denn exakt am 3. September 1718 hat Herzog Eberhard Ludwig seiner Stadt das Stadtrecht verliehen. Erst damit konnte auch die wirtschaftliche Entwicklung Ludwigsburgs einsetzen.

Zu den Höhepunkten im Festprogramm, welches das gesamte Jahr prägen soll, gehören ein Open-Air-Konzert im Ludwig-Jahn-Stadion (wie auch schon 2009), eine große Produktion des Musiktheaters im Forum am Schlosspark sowie aufgepeppte Versionen des Pferdemarkts und der Venezianischen Messe. Außerdem werden aus Anlass des 300-Jahre-Jubiläums im Herbst die württembergischen Literaturtage in Ludwigsburg gastieren. Um dem schon einmal einen passenden Vorlauf zu geben, wird vom Frühjahr an erstmals ein Autor als Stadtschreiber verpflichtet.

Zeiten des Umbruchs

Stadtgründung wie 300-Jahr-Feier seien geprägt von Zeiten des Umbruchs, sagt Oberbürgermeister Werner Spec. Damals wie heute ging es um Traditionsbrüche. Ludwigsburg sei ein Modellfall für die Abkehr von Mittelalter. Statt enger Fachwerkgassen seien hier von Anfang an Alleen geplant worden. „Auch heute befinden wir uns in einer Zeit des Umbruchs“, findet Werner Spec. Nun heiße die Leitidee Digitalisierung. „Wir werden im Jubiläumsjahr darauf Bezug nehmen und Geschichtliches mit heutigen Themen zusammenbringen“, sagt der OB.

38 Projekte seien geplant, sagt die Kulturamtsleiterin Wiebke Richert. „Die Zahl der einzelnen Veranstaltungen ist aber wesentlich höher.“ Ein Team, das schon eine Weile mit der Vorbereitung des Jubiläums befasst ist, habe ein reflexives und anspruchsvolles Programm entwickelt. Das Leitthema heiße „Stadt werden!“, sagt Anna Weiland, bei der seit April die Fäden für das Jubiläumsprogramm zusammenlaufen. „Das heißt auch, eine Stadt ist ein permanenter Entwicklungsprozess“, sagt die Kunsthistorikerin, die zuvor Projekte in Ludwigshafen betreut hat. „Ein solcher Prozess ist nie abgeschlossen.“

Zum Auftakt ist im März 2018 eine Festwoche geplant. Diese wiederum startet mit einer feierlichen Matinee. Ebenfalls im März wird das Musiktheater an fünf Abenden Joseph Haydn Oratorium „Die Jahreszeiten“ aufführen. Im weiteren Verlauf sind Kooperationsprojekte mit der Kunstschule Labyrinth und den Hochschulen geplant, sagt Weiland. In einem Projekt werden Künstler mit Firmen zusammenarbeiten und zeigen, was aus der Verbindung von Kunst und Wirtschaft entstehen kann.

Noch sei das Programm nicht fix, sagt Weiland. Aber ihr Konzept sehe vor, dass es im Sommer darum gehen wird, wie man Stadtraum erschließt. „Dabei kann es auch um Un-Orte gehen“, sagt sie. Um Stellen, die gern übersehen werden. Zugleich soll sich in diversen Veranstaltungen das Thema Sport im urbanen Raum widerspiegeln.

Ludwigsburg liest ein Buch

Für den Pferdemarkt und die Venezianische Messe werde ein höheres Budget bereitgestellt, sagt der OB. „Es wird eine spürbare Aufwertung geben. Ich denke an künstlerische Akzente wie auch 2009.“

Ludwigsburg habe lange darum gekämpft, Austragungsort für die baden-württembergischen Literaturtage zu werden, sagt Richert. 2018 sei es endlich gelungen. Das garantiere neben einem Zuschuss des Landes von 20 000 Euro auch die Teilnahme prominenter Autoren. Um die Literatur noch mehr in der Stadt und im Kulturprogramm zum Jubiläumsjahr zu verankern, werden Kuratoren eingesetzt, die die Aktion „Ludwigsburg liest ein Buch“ betreuen. Welches Buch das sein wird, steht noch nicht fest. „Aber es wird etwas mit Bezug zu Heimat und Ludwigsburg sein“, sagt Karin Scheuermann, die Projektleiterin der Literaturtage. „Es muss etwas sein, das auch Achtklässler lesen werden.“