Die 17 Hippies im Wizemann Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Das Berliner Ensemble 17 Hippies begeistert im Stuttgarter Klub Wizemann mit einer musikalische Reise von Chanson über Balkan Brass bis Klezmer.

Stuttgart - Wer die Musik der 17 Hippies nicht kennt, möge sich eine Fahrt mit dem Orient Express vorstellen. Los geht es in Paris mit frankophilen Chansonwelten voller warm wogender Akkordeonklänge. Über Wien walzert der Sound dann heurigentrunken donauabwärts Richtung Balkan, wo er mit Zigeunerswing und Klezmer flirtet, ehe er sich in Istanbul schließlich sogar gen Orient öffnet.

Dass dieser Stil noch kurzweiliger klingt als er sich liest, zeigte sich am Sonntagabend im mit knapp fünfhundert Zuschauern prächtig besuchten Wizemann. Lebhaft geht es übrigens nicht nur im Saal, sondern auch auf der Bühne zu. Statt siebzehn zählt dieses Mitte der neunziger Jahre gegründete Ensemble aus Berlin zwar nur dreizehn Köpfe, aber das genügt allemal, um die kleine Wizemann-Bühne an ihre Kapazitätsgrenzen zu bringen. Denn die von Saitenmann Christopher Blenkinsop geleitete Band bringt so ziemlich alles auf die Bühne, was sich jenseits von E-Gitarre und Synthesizer an pop- und weltmusikalischen Instrumenten tummelt. Neben allerlei Bläsern wie Trompete, Posaune, Saxofon, Horn und Klarinette haben hier auch Ukulele oder Banjo, zwei Akkordeons und eine singende Säge ihren Platz. Dabei erweisen sich die 17 Hippies als Ensemble ausgezeichneter Instrumentalisten, das Soli und Gesangssätze ausgewogen miteinander teilt – viel mehr aber noch als homogener, ganzheitlicher Klangkörper, dessen einzelne Segmente so dynamisch wie subtil ineinandergreifen.

Enormen Schub entfaltet dieses Zusammenspiel vor allem im zweiten Teil des rund zweistündigen Abends in Rumbas wie der rasanten „Sarangina“. In „Galeron“ wiederum klingt diese Truppe wie die deutsche Antwort auf die amerikanische Tex-Mex-Kapelle Calexico, während sie sich in „Gaitor’s Grin“ sogar in eine Bluegrass-Kapelle verwandelt. Prächtig abgerundet wird das Programm von Grüßen an Frank Zappa oder den amerikanischen Punkjazz-Pionier John Lurie sowie an den für sanften Protest stehenden Liedern des neuen Albums „Kirschenzeit“ – hier zeigt die Sängerin Kiki Sauer ihre Klasse als sowohl im deutschen als auch im französischen Idiom souveräne Chansonstimme.