Vor 150 Jahren starb Eduard Mörike. Seitdem hängt ihm das Vorurteil des unpolitischen Provinzlers an – zu Unrecht, meint seine Schriftsteller-Kollegin Anna Katharina Hahn.
Mit der Zungenspitze entferne ich einen Waffelkrümel aus dem Mundwinkel und verlasse die Bank vor der Eisdiele. Auf der anderen Straßenseite kommt eine Familie die Neue Weinsteige hinunter. Sie laufen mehr, als dass sie spazieren. Ihre Farben verraten mir schnell, welchen Grund der Ausflug hat. Vorneweg rennt ein kleiner Junge, er lässt seinen Schal wehen: Rot und Weiß leuchten in den Nachmittag. Eltern und Geschwister folgen in passenden Shirts. Auf dem Heimweg sehe ich ähnliche Gruppen in Richtung Innenstadt ausschwärmen. Die meisten tragen die Namen der Torschützen auf dem Rücken: Undav, Millot, Woltemade. Der VfB hat am Tag zuvor das Pokalspiel gegen Arminia gewonnen, auf dem Schlossplatz steigt die Siegesfeier. Jetzt zuckt mein Handy in der Hosentasche: In der Familiengruppe werden Bilder von der großen Bühne, vom Pokal geteilt.