Lange Schlangen vor dem Landesmuseum zeugen von großem Interesse. Klicken Sie sich durch die Ausstellung „Legendäre Meisterwerke“. Foto: Leif Piechowski

Schau zum 150-Jahr-Jubiläum über europäische Kulturgeschichte mit Exponaten aus dem Land.

Stuttgart - Als am Sonntagnachmittag ein paar Regentropfen vom Himmel fielen, herrschte im Hof des Alten Schlosses für kurze Zeit Aufregung. Etwa 100 Menschen, die bis hinaus auf den Schillerplatz gewartet hatten, drängten ins Foyer des Landesmuseums. Sie alle wollten die neu gestaltete und zum 150-Jahr-Jubiläum des Landesmuseums eröffnete Ausstellung „Legendäre Meisterwerke“ sehen.

Der Eintritt war am verlängerten Pfingstwochenende von Freitag bis einschließlich Montag frei. Rund 4500 Menschen nutzten die Gelegenheit zum kostenlosen Museumsbesuch. Wegen des großen Andrangs mussten sie eine etwa halbstündige Wartezeit auf sich nehmen.

Es ist Museum, wie man es bisher nicht erlebt hat: Hautnah und gut verständlich beleuchtet die Ausstellung die großen Entwicklungen aus 40.000 Jahren europäischer Kulturgeschichte anhand von etwa 1500 Objekten aus Württemberg. Damit ist den Ausstellungsmachern der ganz große Wurf gelungen: Es ist Heimatgeschichte, aber sie trägt nie den Mief des Lokalpatriotischen, sondern ist immer in einen größeren Kontext eingeordnet – eine Ausstellung, die sich international sehen lassen kann. Die Objekte sind zum Greifen nah und häufig ohne Absperrungen oder Glasvitrinen ausgestellt.

Ob die Knochenflöte steinzeitlicher Höhlenmenschen, die nackte Schönheit auf der Wandbemalung einer römischen Villa Rustica oder der vergoldete Prunkschlitten des württembergischen Herzogs Eberhard Ludwig – die Objekte sind so inszeniert, dass man schnell ins Träumen gerät.

Für Kinder gibt es eigene Texte auf Augenhöhe

Die Ausstellung ist in sieben Bereiche untergliedert. Sie führt von der Steinzeit über die verschiedenen Epochen der Metallverarbeitung, in denen Kelten, Römer und schließlich Alamannen das spätere Württemberg besiedelten, bis in die Zeit der württembergischen Grafen, Herzöge und Könige. Die Begleittexte sind durchgängig auf Deutsch und Englisch. Der Audioguide ist auf Deutsch, Englisch und sogar auf Schwäbisch verfügbar. Für Kinder gibt es eigene Texte auf Augenhöhe und auch eine eigene Führung mit Audioguide. Nicht nur für Kinder interessant sind die mehr als 130 Mitmachstationen, an denen man beispielsweise wie ein steinzeitlicher Jäger mit einem Bogen auf virtuelle Rentiere schießt oder an einem Touchscreen Scherben zu einem römischen Keramikgefäß zusammensetzt.

Eine Stärke der Ausstellung ist, dass sie dem Besucher immer die Möglichkeit bietet, sich entweder nur einen groben Überblick zu verschaffen oder tiefer in interessante Details einzutauchen. Dazu dienen Hunderte von Schubladen, die dazu einladen, neugierige Blicke hineinzuwerfen. Darin findet man weitere Informationen zu einzelnen Themen oder Gegenstände zum Anfassen.

Nicht alles ist bis zur Eröffnung am Donnerstag fertig geworden. Doch das verzeiht man gern. Vielmehr ist es ein Grund, noch einmal zu kommen, und viel spricht dafür, dass man erneut ins Staunen gerät.

Die Ausstellung „Legendäre Meisterwerke“ ist von Dienstag bis Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5,50 Euro, ermäßigt 4,50 Euro. Für Kinder bis 12 Jahre ist der Eintritt frei. Jugendliche bis 18 Jahre zahlen 3,50 Euro. Audioguides sind im Eintrittspreis enthalten. Jeden letzten Freitag im Monat ist der Eintritt ab 14 Uhr frei. Führungen können telefonisch unter 07 11 / 89 53 51 11 gebucht werden. -