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Polizei zieht Bilanz der verbotenen Facebook-Party in Backnang und ermittelt zwei mögliche Verursacher.

Backnang - Die Polizei hat knapp eine Woche nach der ausgeuferten und verbotenen Facebook-Party in Backnang (Rems-Murr-Kreis) zwei Verursacher identifiziert. Sie sollen für die Kosten des Polizeieinsatzes und die Ausgaben der Stadt aufkommen - insgesamt mehr als 140.000 Euro. Darüber hinaus laufen nach Angaben vom Donnerstag bisher gegen vier Straftäter Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung oder Sachbeschädigung.

Die eigentlichen Initiatoren, die ursprünglich auf Facebook zur Party eingeladen haben, hat die Polizei derzeit noch nicht ermittelt.

Die Stadt Backnang will zudem Bußgeldverfahren gegen Teilnehmer der Party einleiten. Die Polizei stehe mit Facebook und anderen Online-Portalen in Kontakt, um weitere Täter zu identifizieren. Sie werte zudem im Internet veröffentlichte Bilder und Videos aus. Für mögliche weitere Facebook-Partys kündigte Backnang neue Verbote an.

Knapp 1000 Jugendliche waren am vergangenen Samstag zu der zuvor von den Behörden verbotenen Party gepilgert, in deren Verlauf es zu Randale und hitzige Auseinandersetzungen kam. Es gab drei Verletzte. Die Polizei zählte 23 Straftaten, darunter Sachbeschädigungen, Aufforderungen zu Straftaten, Abbrennen von Pyrotechnik, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und Diebstahl.

Die Sachschäden und Behandlungskosten der Verletzten summieren sich den Angaben nach auf mehrere tausend Euro. „Erschreckend ist, dass bereits eine Folgeveranstaltung Ende Juli beworben wird“, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Polizei kündigte für den Fall eine härtere Gangart an.

Die Teilnehmer der Party waren zwischen 16 und 24 Jahre alt. Einige von ihnen kamen nicht aus Backnang, sondern etwa aus dem benachbarten Landkreis, Ulm, Freiburg, Karlsruhe oder Regensburg.

Ein Motto: "Backnang wird zerlegt"

Vor der Party waren Ankündigungen ins Netz gestellt worden nach dem Motto: „Backnang wird zerlegt.“ Mit Verärgerung registrierte die Polizei einige falsche Einträge, mit denen gegen die Polizei Stimmung gemacht werden sollte. So wurde beispielsweise gepostet, dass Wasserwerfer unterwegs seien. Außerdem wurde auf Facebook von Schlagstockeinsätzen und Übergriffen der Polizei berichtet. „Auch dies entsprach nicht der Wahrheit“, betonte ein Polizeisprecher. Die Polizei reagierte in Facebook mit Gegendarstellungen.

Die Täter beschädigten und zerstörten an Polizeifahrzeugen Seitenspiegel, Antennen und Scheibenwischer. An einem Streifenwagen wurde die Seitenscheibe eingeworfen. Zudem beklagten die Behörden eine „Vermüllung“. Der Leiter der Polizeidirektion Waiblingen, Ralf Michelfelder, sagte, in der Anonymität der Masse seien „hemmungslos rechtliche, moralische und ethische Grenzen überschritten worden“.

Aus Sorge über ähnliche Ausschreitungen bei einer Facebook-Party will die Stadt Konstanz am Samstag ein Freibad schließen. Die Einladung zu dem Geburtstagsfest habe über das Soziale Netzwerk rund 12.000 Menschen erreicht, 2500 hätten bereits zugesagt. Aktionen zur Vorbereitung oder Durchführung des Festes seien ebenfalls verboten, teilte die Stadt weiter mit. Wer sich daran nicht hält, dem droht ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro.

Die Stadt Ulm hatte eine ebenfalls für Samstag geplante Facebook-Party verboten. Ein 22-Jähriger hatte zu der Veranstaltung auf der Donauwiese aufgerufen, wo zeitgleich das Internationale Donaufest über die Bühne geht. Der Mann hat die Party laut Polizei zwar abgesagt, soll aber trotzdem auf den Kosten für den Polizeieinsatz sowie für eventuelle Schäden sitzenbleiben.