In der Jugendverkehrssschule wie hier in Ludwigsburg lernen Kinder, mit dem Fahrrad die Verkehrsregeln einzuhalten. Doch dafür müssen sie das Fahrradfahren zunächst einmal beherrschen. Foto: factum/Granville

In der vierten Klasse sollen Schüler eigentlich lernen, wie man sich mit dem Fahrrad im Verkehr verhält. Doch vielen fällt das schwer, weil sie die nötigen Kenntnisse nicht mehr mitbringen.

Stuttgart - Die Landesregierung setzt auf das Fahrrad als Verkehrsmittel. Doch immer mehr Kinder tun sich schwer damit. Laut einer Erhebung des Innenministeriums hat sich der Prozentsatz der Schüler, die in der vierten Klasse bei der Radfahrausbildung durchfallen, in den vergangenen Jahren beinahe verdoppelt. Im Schuljahr 2017/18 haben 13,2 Prozent das Lernziel nicht erreicht. Das waren fast 13 000 Viertklässler.

Die Gründe für das Problem beginnen aber schon Jahre vorher. Denn immer mehr Kinder beherrschen das Fahrrad gar nicht oder nicht ausreichend. „Die Schulkinder werden zunehmend mit dem Auto befördert oder müssen in ländlichen Gebieten bereits im Grundschulalter den Bus zur Schule nutzen“, heißt es im Ministerium. Laut den Erfahrungen der Landesverkehrswacht spielt auch das Freizeitverhalten eine Rolle. „Kinder sitzen heute öfter vor dem Computer oder dem Fernseher“, sagt deren Geschäftsführer Robert Newart. Zwar sei das Fahrrad nach wie vor ein wichtiges Verkehrsmittel für Kinder und Jugendliche und die Situation in Baden-Württemberg noch auf einem vergleichsweise guten Niveau, aber dennoch müsse man gegensteuern, so ein Sprecher des Innenministeriums.

Politik und Landesverkehrswacht reagieren deshalb auf die Situation. In den neuen Bildungsplänen ist verankert, dass die Schulen künftig früher Motoriktraining in den Sportunterricht einbauen. So sollen die Kinder überhaupt in der Lage sein, ein Fahrrad zu beherrschen. Dafür ist in den Klassenstufen 1 und 2 das Thema „Fahren, Rollen, Gleiten“ vorgesehen. Die Verkehrswacht setzt mit verschiedenen Projekten bereits in den Kindergärten an. „Man muss erst das Fahrrad beherrschen, bevor man sich um die Regeln kümmern kann“, sagt Newart.