Neben den bekannten Großevents wie etwa dem Schwörfest (Bild) wird es zum Esslinger Stadtjubiläum auch zahlreiche neue Veranstaltungen geben. Foto: Ines Rudel

Bei Bürgerprojekten zum Esslinger Stadtjubiläum 2027 will die Verwaltung auf Gebühren verzichten. Auch die Open-Air-Richtlinie soll ausgesetzt werden.

Das Stadtjubiläum rückt näher. 2027 soll ein ganzes Jahr lang die erste schriftliche Erwähnung Esslingens im Jahr 777 gefeiert werden. Neben dem städtischen Veranstaltungsprogramm soll es dabei auch ein sogenanntes Bürgerschaftsprogramm geben. Seit Januar können Gruppen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Stadtgesellschaft eigene Projekte und Ideen dafür entwickeln. Nun ist klar, dass die Stadt sie zu dem Anlass von sonst üblichen Gebühren befreit.

 

So will die Stadt in ihrem Jubiläumsjahr auf Verwaltungs- und Sondernutzungsgebühren für all jene Projekte verzichten, die im Rahmen eines Beteiligungsprozesses von Bürgerinnen und Bürgern entwickelt werden. „Wir glauben, dass die Bürgerschaft von bürokratischem Aufwand entlastet und von Verwaltungsgebühren befreit werden sollte“, erklärte Michael Metzler, Geschäftsführer der Esslinger Stadtmarketing und Tourismusgesellschaft (EST). Damit wolle man Anreize für bürgerschaftliches Engagement zum Stadtjubiläum schaffen.

Esslingen setzt Open Air Richtlinie im Jubiläumsjahr aus

Im Übrigen liege es im öffentlichen Interesse, dass es solche Projekte gebe. Auch deshalb soll für all diejenigen Projekte im Zusammenhang mit dem Stadtjubiläum auch die Open-Air-Richtlinie ausgesetzt werden. Sie regelt, wo und in welchem Umfang Veranstaltungen im öffentlichen Straßenraum oder auf der Burg zugelassen werden. Ziel der Richtlinie ist es, die Zahl und den Umfang der Veranstaltungen für Anwohner vorhersehbar und erträglich zu gestalten.

Die Open-Air-Richtlinie bezieht sich auf den Marktplatz, den Rathausplatz, den Hafenmarkt, den Agneshof, den Schwörhof, den Merkelpark und auf die Burganlage. Um hier die Spielräume im Jubiläumsjahr zu vergrößern, wird sie für entsprechende Veranstaltungen 2027 ausgesetzt. Das hat der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats jetzt beschlossen – ebenso wie den Verzicht auf Gebühren für die bürgerschaftlichen Projekte. Für Leistungen des städtischen Bauhofs oder bei denen eine Abnahme durch das Baurechtsamt erfolgen muss hingegen werden auch bei Bürgerschaftsprojekten Gebühren erhoben – die allerdings gegebenenfalls rückerstattet werden können.

Esslingen bietet Zuschüsse für Projekte der Bürger

Zudem hat die Stadt ein Förderprogramm aufgesetzt, über das Projekte mit direktem Bezug zum Stadtjubiläum bezuschusst werden können, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen – also etwa mit einem innovativen Ansatz und einer Strahlkraft über die Stadt hinaus die Besonderheit Esslingens zeigen. Einen Förderantrag stellen können sowohl Einzelpersonen als auch Vereine und Initiativen, gemeinnützige und soziale Einrichtungen, Unternehmensverbände und Unternehmensvereine oder aber Zusammenschlüsse verschiedener Akteure. Kommerzielle Projekte sind von der Förderung ausgeschlossen.

Laut Jonathan Makurath, persönlicher Referent von Oberbürgermeister Matthias Klopfer, liegen der Stadt derzeit sieben konkrete Projektvorschläge aus der Bürgerschaft vor – es gebe aber zahlreiche weitere Ideen, die man im Gespräch mit den Akteuren weiterentwickele. Das ist ganz im Sinne von Stadt und Gemeinderat. Schließlich soll das Stadtjubiläum die Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen einladen und ihre Identifikation mit Esslingen intensivieren. Zentrales Ansinnen dabei soll sein, das Besondere der Stadt und ihrer Bewohner sowie besondere Orte in Szene zu setzen.

Stadt hat bereits Ideen für Veranstaltungen zum Jubiläum

Auch die Stadtverwaltung selbst hat sich laut Makurath schon einiges einfallen lassen für das Jubiläumsjahr. Neben den bereits bekannten Großveranstaltungen wie dem Schwörfest, der Stadt im Fluss oder der Lesart solle es auch neue Formate wie etwa Schwimmende Gärten in den Stadtkanälen, Esslinger Stadtmeisterschaften im Triathlon oder Quadrathlon, eine Meisterschaft der Sportvereine um einen Stadtpokal, ein Modell von Esslingen aus Lego oder ein sonntägliches Picknick im Merkelpark mit Musik geben. Auch eine Graffiti-Aktion in Unterführungen mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Jugendlichen aus Esslingen und den Partnerstädten ist angedacht, ebenso eine Lange Tafel am Neckar oder ein Wochenende der Dachterrassen und Aussichtspunkte.

Simone Lämmle koordiniert die Bürgerprojekte zum Esslinger Stadtjubiläum. Foto: Robin Rudel

Zunächst soll in diesem Jahr aber die Bürgerschaft motiviert werden zum Mitmachen. Nach einem ersten Aufschlag der Kommunikationskampagne mit Plakaten, Fahnen, Postkarten und Buswerbung für das Stadtjubiläum soll im Herbst Phase zwei starten. Beim Neujahrsempfang 2026 sollen dann erste Projekte vorgestellt werden. Im Verwaltungsausschuss stießen die Pläne der Stadt auf große Zustimmung: Das Gremium segnete die Vorhaben samt Gebührenerlass und Aussetzung der Open-Air-Richtlinie geschlossen ab.

Zuschüsse für Jubiläumsprojekte

Förderprogramm
Zum 1250-Jahr-Jubiläum fördert die Stadt Projekte, die mit einem innovativen Ansatz und einer Strahlkraft über die Stadt hinaus die Besonderheit Esslingens zeigen, die Menschen zusammenbringen und eine Identität mit dem Jubiläum und der Stadt schaffen, die kulturelle Vielfalt, Toleranz, Teilhabe und Integration erlebbar machen oder die nachhaltig einen Beitrag zur Attraktivität von Esslingen leisten. Bestehende Veranstaltungen oder Reihen werden nicht gefördert – mit Ausnahme von Weiterentwicklungen oder Anpassungen an die besonderen Themen des Jubiläums oder einer größeren Vernetzung in der Stadtgesellschaft, beispielsweise durch neue Kooperationen.

Antragstellung
Anträge für das Förderprogramm zum Stadtjubiläum können ausschließlich über folgendes Online-Portal gestellt werden: www.BesondersSeit777.de. Die Frist für große, langfristig geplante Projekte mit einem Zuschuss ab 1000 Euro läuft bis zum 30. Oktober 2025. Die Frist für kleinere, kurzfristigere Projekte mit einem Zuschuss unter 3000 Euro läuft bis zum 30. April 2026.