In den Kitas gehört das Zähneputzen nach dem Essen zum geregelten Tagesablauf. Erzieherinnen garantieren eine qualitätsvolle Betreuung, doch es mangelt an Berufseinsteigerinnen Foto: dpa

Wenn alle Mittel, die der Gemeinderat bewilligt hat, bis 2015 verbaut sind, gibt es 3530 Kita-Plätze mehr für Kleinkinder. Die Einrichtungen können aber nur in Betrieb gehen, wenn zusätzlich 800 Stellen besetzt werden. Dazu braucht es erfahrungsgemäß 1200 Erzieherinnen.

Stuttgart - Wegen des Rechtsanspruchs auf Plätze in Kindertagesstätten für Kinder im Alter zwischen ein und drei Jahren wurden die Kitas kräftig ausgebaut. Bis Ende 2013 sollen 1875 hinzukommen, nach den aktuell im Jugendhilfeausschuss am Montag vorgelegten Vorschlägen der Verwaltung nochmals 367 und bis zum Jahr 2015 weitere 1288. Insgesamt vergrößert sich das Platzangebot dadurch um 3530 Plätze. Dann könnten mehr als die Hälfte der Stuttgarter Kinder unter drei Jahren betreut werden.

Ob tatsächlich alle Einrichtungen in Betrieb gehen können, ist dahingestellt. „Fehlende Fachkraftstellen werden zu verzögerter Inbetriebnahme von neuen Einrichtungen führen“, heißt es laut Jugendamt. Die oben erwähnten, bereits beschlossenen Aus- und Neubauvorhaben „führen zu fast 800 zusätzlichen Stellen“. Da Erzieherinnen erfahrungsgemäß Teilzeit arbeiten, „sind das rund 1200 zusätzliche Mitarbeiterinnen“.

Mit dieser Deutlichkeit habe die Stadt bisher nicht aufgewartet, kritisierte Caritas-Vorstand Ulrich Ahlert. „Die Zahl freier Stellen könnte abschreckend wirken“, argumentierte Bruno Pfeifle, der Leiter des Jugendamts. Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer sieht die insgesamt 100 dualen Ausbildungsplätze für Erzieherinnen, die der Gemeinderat im Mai für 2013 und 2014 beschlossen hat, als Lichtblick.

Vorschläge, wie Erzieherinnen unterstützt werden können

Das aber reicht den Stadträten nicht. Thekla Walker (Grüne) forderte entsprechend dem eingereichten Antrag ihrer Fraktion ein Gesamtkonzept, in das auch die kirchlichen Träger einbezogen werden sollen, was deren Vertreter in der Sitzung begrüßte. Iris Ripsam (CDU) monierte, dass der Gemeinderat „ein Zwei-Millionen-Budget für die Personalgewinnungsmaßnahmen beschlossen“ habe, dass aber „bisher noch nicht sichtbar was passiert“ sei. Andreas Reißig (SPD) vermisst Werbemaßnahmen: „Andere Städte gehen – und mit Blick auf München haben wir bereits 2009 darauf hingewiesen – in die Offensive und machen den Erzieherinnen verlockende Angebote.“ Tabea Schilling (Grüne) beantragte daraufhin, dass die Stadt ihre Bewerberverfahren und die Kampagnen anderer Städte präsentiert.

„Die Frage, was der Zahltag hergibt, muss man beantworten“, sagte Thomas Adler (SÖS/Linke) und lenkte den Blick auf die aktuelle Diskussion ums Gehalt der Erzieherinnen. Einen Antrag zur Höhergruppierung „haben SPD und Grüne schon 2011 gestellt“, so Reißig, „das hätten wir früher hinkriegen können“. Geplant ist, die Fachkräfte von S 6 nach S 8 einzugruppieren. Doch offensichtlich sind sich die verschiedenen Referate nicht einig über die finanziellen Auswirkungen der Höhergruppierung: Das Jugendamt rechnet nach Aussage von Bruno Pfeifle mit Mehrkosten in Höhe von 1,7 Millionen Euro, das Referat Allgemeine Verwaltung habe 4,1 Millionen Mehrkosten genannt. „Ob diese Vorlage Sie jemals erreicht, lass’ ich mal dahingestellt“, so Pfeifle zu den Stadträten.

Aus der Runde des Ausschusses gab es weitere Vorschläge, wie Erzieherinnen unterstützt werden könnten. Rose von Stein (Freie Wähler) regte stadtinterne Karrieremöglichkeiten sowie Werk- und Dienstwohnungen an, die man einst aus steuerlichen Gründen abgeschafft habe. Carmen Hanle (FDP) forderte Unterstützung bei der Wohnungssuche via Amtsblatt, und Thomas Adler schlug die Umwandlung befristeter Verträge in unbefristete vor sowie die Möglichkeit, Teilzeit aufzustocken.

Isabel Fezer versuchte zu beruhigen: „Natürlich fehlen Leute, aber trotz punktueller Schwierigkeiten ist es in der Regel möglich, eine Betreuung anzubieten. Allerdings zahle ich den Eltern lieber Schadenersatz, als ihre Kinder in eine Situation zu schicken, in der sie schlecht betreut sind.“