Riesenenttäuschung nicht nur für Gotoku Sakai (vorne): Er hatte für den VfB Stuttgart das 1:1 erzielt. Foto: Bongarts/Getty Images

Bitterer kann eine Niederlage kaum sein: In der allerletzten Sekunde geht der sicher geglaubte Punkt gegen Hoffenheim dahin. Ausgerechnet der Ex-Stuttgarter Rudy schießt die Schwaben noch tiefer in den Abstiegstaumel.

Sinsheim - Der VfB Stuttgart stolpert immer mehr dem Abstieg in der Fußball-Bundesliga entgegen. Die Mannschaft von Trainer Huub Stevens unterlag am Samstag in einer ganz schwachen Partie bei 1899 Hoffenheim in der Nachspielzeit mit 1:2 (1:1) und bleibt Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga. Ausgerechnet der Ex-Stuttgarter Sebastian Rudy (90.+3 Minute) erzielte den Siegtreffer für die TSG im baden-württembergischen Derby. Stevens konnte sich nach dem erneuten bitteren Rückschlag für den Tabellenletzten kaum beherrschen.

„Ich bin ganz schnell fertig, denke ich. Ich bin unglaublich enttäuscht, dass wir noch verloren habe.“ So kurz fiel die Analyse des sichtlich angefressenen Niederländers in der Pressekonferenz aus, ehe er sich noch ein paar verbale Scharmützel mit fragenden Journalisten lieferte.

Gentner nennt späte Niederlage "brutal"

Roberto Firmino hatte mit seinem sechsten Saisontor (30.) Hoffenheim in Führung gebracht. Gotoku Sakai (39.) brach nach 448 torlosen Minuten den Bann bei den Schwaben, ehe Rudy die überlegenen Gastgeber jubeln ließ. „Jeder, der Fußball gespielt hat, weiß, wie brutal so was ist“, meinte VfB-Kapitän Christian Gentner.

Vor 29.309 Zuschauern in der nicht ausverkauften Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena spielte der VfB wie ein potenzieller Zweitligist und kassierte die erste Auswärtsniederlage unter Stevens. Die Hoffenheimer holten nach zuvor drei Niederlagen in der Rückrunde den ersten Sieg. „Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen“, meinte TSG-Spielführer Beck. Chefcoach Gisdol ergänzte: „Wir hatten uns vorgenommen, den Kampfanzug anzulegen. Wir freuen uns heute sehr über diesen Sieg.“

Serey Dié kommt erst in der 87. zum Zug

Beiden Teams war die Verunsicherung vom Anpfiff an anzumerken, die Partie war über weite Strecken ungemein zerfahren. Beim VfB drückte der Ex-Hoffenheimer Vedad Ibisevic zunächst ebenso die Bank wie zunächst Neuzugang Geoffroy Serey Dié von der Elfenbeinküste. Der Afrika-Meister, für 400.000 Euro vom FC Basel gekommen, hatte am Freitag erstmals mit der Mannschaft trainiert und durfte erst in der 87. Minute auf den Platz.

Keines der beiden Teams fand in der niveauarmen ersten halben Stunde seine Linie. Auch die Hoffenheimer Offensive um Firmino war wirkungsschwach, zumal dem unter der Woche erkrankten Kevin Volland sichtlich die Power fehlte. Die Führung fiel dann überraschend, als Firmino die Verwirrung in der Stuttgarter Abwehr nutzte und ins linke Eck schoss.

Auch Schiedsrichter Tobias Welz (Wiesbaden) hatte Mühe, bei den vielen Nickligkeiten auf beiden Seiten. Unerwartet fiel dann der Ausgleich für den VfB: Sakai schoss Abwehrchef Emin Bicakcic so glücklich an, dass TSG-Keeper Oliver Baumann keine Chance hatte.

Auch nach der Pause taten sich beide Mannschaften schwer, zeigten sich spielerisch allerdings leicht verbessert. Der eingewechselte Sejad Salihovic versuchte, die Aktionen der Gastgeber etwas zu ordnen. Prompt kam Firmino zu einer hochkarätigen Chance, doch Schlussmann Sven Ulreich konnte den Ball gerade noch abwehren (58.).

Spät erst besannen sich die Hoffenheimer auf ihre technischen Möglichkeiten und hatten die Stuttgarter sicher im Griff. Anthony Modeste prüfte in der Schlussoffensive der TSG noch einmal Ulreich, Kapitän Andreas Beck schoss am Tor vorbei - ehe der für den gesperrten Eugen Polanski ins Team gerückte Rudy nach einem Konter Ulreich zum 2:1 tunnelte.