OB Fritz Kuhn: Friedhöfe müssen in einem guten Zustand sein Foto: Lichtgut/Stollberg

Der Stuttgarter Waldfriedhof besteht seit 100 Jahren. Mit 31 Hektar ist er der größte Friedhof der Landeshauptstadt. Auf ihm liegen viele prominente Stuttgarter wie Theodor Heuss, Paul Bonatz und Robert Bosch.

Stuttgart - Eigentlich ist der Waldfriedhof viel älter als 100 Jahre. Dann schon vor 210 Millionen Jahren haben die ersten Degerlocher ihr Grab auf dem Gelände des heutigen Waldfriedhofs gefunden. Dabei handelt es sich um Saurier, die bei der Suche nach Wasser nicht mehr aus dem sumpfigen Waldgebiet herausgefunden haben und dann dort gestorben sind. Ihre Skelette wurden im Jahr 1847 im Degerlocher Wald gefunden und sind heute im Museum Schloss Rosenstein ausgestellt.

„Damit war die Grundlage für den Stuttgarter Waldfriedhof geschaffen“, sagt der Landeshistoriker Gerhard Raff in seinem Festvortrag anlässlich des offiziellen 100. Geburtstages des Waldfriedhofs. Aus diesem Anlass gab es im Rahmen des Tags des Friedhofes am Wochenende mehrere Führungen und Vorträge. 1913 wurde nach Vorbild des Münchner Waldfriedhofes mit dem Bau der Anlage begonnen. Im September 1914 fand dann die erste Beerdigung statt. Heute ist der Waldfriedhof mit 31 Hektar der größte Friedhof in Stuttgart. Auch durch die Anbindung an die historische Standseilbahn aus dem Jahr 1929 wird ein Besuch auf dem Waldfriedhof zu einer Zeitreise in die Stuttgarter Vergangenheit.

„Ein Friedhof ist immer ein Ort der Trauer und der Stadtgeschichte. Deshalb müssen unsere Friedhöfe in gutem Zustand sein“, sagt Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Gerade auf dem Waldfriedhof liegen viele Stuttgarter Prominente wie Theodor Heuss, Paul Bonatz und Robert Bosch. In einem extra angefertigten Friedhofsführer sind diese Gräber eingezeichnet. Besucher können sich den Führer im Begegnungsraum oder im Verwaltungsgebäude mitnehmen. Neben den Prominetengräbern bilden die Ehrenmäler für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten den Mittelpunkt des Waldfriedhofes.

„Viele Ereignisse sind nicht in den Stadtchroniken zu finden, aber auf den Friedhöfen zu entdecken“, erzählt Raff. Spuren in der Chronik wie auf den Friedhöfen haben aber die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg hinterlassen. Sie forderten in Stuttgart 4962 Todesopfer. In mehreren Gräbern liegen ganze Hausgemeinschaften, die bei einem einzigen Luftangriff ums Leben kamen.