Tennis unter dem Stuttgarter Fernsehturm: Carl-Uwe „Charly“ Steeb (Mitte) wurde 1988 mit den Herren des TEC Waldau deutscher Vizemeister. Foto: /red

Der TEC Waldau Stuttgart feiert sein 100-jähriges Bestehen. Davis-Cup-Sieger Carl-Uwe „Charly“ Steeb hat ganz besondere Erinnerungen an seine Tennis-Zeiten auf der Waldau.

Stuttgart - Was waren das noch für Zeiten! 3000 Tennisfans drängen sich unter dem Stuttgarter Fernsehturm. Zu Gast beim Bundesliga-Heimspiel ist der MTTC Iphitos München mit Spitzenspieler Michael Stich. Ihm gegenüber steht der frisch gebackene Stuttgarter Daviscup-Held Carl-Uwe „Charly“ Steeb. Die Menge fiebert mit, jeder Punktgewinn des Schwaben wird gefeiert, auch wenn der am Ende gegen den späteren Wimbledon-Sieger den Kürzeren zieht. Das war 1989, inmitten des deutschlandweiten Tennisbooms. „Da schwelgt man natürlich schon manchmal in Erinnerungen“, gibt Waldau-Geschäftsführer Thomas Bürkle zu.

Davis-Cup-Held Steeb wurde auf der Waldau geprägt

Für Steeb, der insgesamt vier Jahre für die Waldau aufschlug, ist Degerloch noch heute eine wichtige Station in seiner Tenniskarriere: „Das war eine sehr prägende Zeit“, sagt der 52-Jährige über seine zweite Profistation (1985 – 1989) und beschreibt den Vizemeister-Titel 1985 als eines seiner ersten Karriere-Highlights.

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Am Wochenende kehrt Steeb wie viele seiner Weggefährten nach Stuttgart zurück. Der Anlass: Der TEC Waldau feiert in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Niederlassung seinen 100. Geburtstag. Susi Lohrmann, Klaus Hofsäss, Peter Hagedorn, Günther Metzger oder Olaf Merkel – Baden-Württembergs Tenniselite der vergangenen Jahrzehnte wird unter den über 300 geladenen Gästen ebenso wenig fehlen wie der heutige Wahl-Hamburger Steeb. Durch den Abend führt Sascha Bandermann, der sich als Kommentator einen Namen weit über die Tennisbranche hinaus gemacht hat.

Der TEC trotzt dem deutschlandweiten Mitgliederschwund

Schließlich gilt es, Feste zu feiern, wie sie fallen. Und der TEC hat etwas zu feiern. Zwar finden sich heute keine 3000 Zuschauer mehr zu Bundesligaspielen auf der Waldau ein. Dem Traditionsclub gelingt es dennoch, sich gegen den deutschlandweiten Trend des Mitgliederschwundes im Tennis zu wehren. 620 Mitglieder zählt der TEC derzeit. Vergleicht man das mit dem Allzeittief von 400 Mitgliedern vor rund neun Jahren, scheinen die Stuttgarter auf einem guten Weg. Für Steeb spricht das für die handelnden Personen um Geschäftsführer Bürkle: „Tennisvereine leben von engagierten Menschen, um Kinder und Jugendliche zu gewinnen und sie danach auch an die Clubs zu binden.“

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Dieses Lob gibt Bürkle an sein vierköpfiges Trainerteam weiter: „Sie arbeiten unheimlich engagiert und sind ein Garant für die Nachwuchsförderung sowie die Erfolge unserer Bundesligateams.“ Davon gibt es auf der Waldau wieder zwei. Während die Frauen mit einer kurzen Unterbrechung seit 1994 zum Inventar der ersten Bundesliga zählen, gelang den Herren im Sommer der Aufstieg in die zweite Bundesliga. „Das wir uns mit dem Klassenerhalt der Damen und dem Wiederaufstieg der Herren im Jubiläumsjahr selbst beschenkt haben, ist toll“, freut sich Bürkle.

Spitzensport ist keine Selbstverständlichkeit

Selbstverständlich scheint das trotz der Spitzensport-Tradition unter dem Fernsehturm in der heutigen Zeit nicht. Als „Stuttgarter Weg“ bezeichnet Bürkle die Vorgehensweise seines Clubs: „Wir wollen nicht jedes Wochenende mit vier oder fünf ausländischen Spielerinnen und Spielern antreten wie das viele andere tun.“ Vielmehr sollen deutsche Talente auf der Waldau die Chance bekommen, Wettkampfpraxis auf hohem Niveau zu sammeln. So wird das Männerteam von Lokalmatador Yannick Maden angeführt, auch wenn der 29-Jährige verletzungsbedingt beim Wiederaufstieg nicht mitwirken konnte.

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Welche Ziele hat der Club nach seinem 100. Geburtstag? „Es wäre toll, den einen oder anderen zusätzlichen Sponsor zu gewinnen, um langfristig Spitzentennis garantieren zu können“, sagt Bürkle, der sich einer Vielzahl treuer Sponsoren sicher sein kann. Außerdem peilen sie auf der Waldau wieder 700 Mitglieder an, was Steeb angesichts des engagierten Trainerteams und der neuen, hochmodernen Eduardo-Garcia-Halle für möglich hält: „Ich wünsche dem Club, dass er wieder eine Blüte erlebt wie damals in den 80er und 90er Jahren. Dabei scheint man auf dem richtigen Weg.“

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Thomas Bürkle feiert im Januar sein 35-jähriges Waldau-Jubiläum. Aber das ist eine andere Geschichte. Schließlich gilt es, die Feste so zu feiern, wie sie fallen.

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