Viele Musikkapellen haben mit den Kirchbergern gefeiert. Foto: Andreas Essig

Beim Festumzug zum 100-jährigen Bestehen des Musikvereins Kirchberg ist am Sonntagnachmittag der ganze Ort auf den Beinen gewesen.

Auswärtige und Menschen, die keine Musik lieben, hatten am Sonntagnachmittag in Kirchberg ganz schlechte Karten. Der Ort war weiträumig für den Durchgangsverkehr gesperrt. Trotzdem waren Parkplätze, selbst an den ausgewiesenen Plätzen am Ortsrand, absolute Mangelware. Kein Wunder: insgesamt standen 35 Gruppen von Mitwirkenden auf der Liste von Musikvereins-Vorständin Kerstin Teschke. Viele davon waren auswärtige Blaskapellen, die mit bis zu 65 Spielern angereist waren (die Musikvereine Murrhardt und Unterweissach bei einem gemeinsamen Auftritt) und dafür sorgten, dass sich in Kirchberg einige Hundert Menschen mehr aufhielten als sonst üblich in der knapp 4000-Einwohner-Gemeinde.

 

Der Porsche-Fahrer an der Spitze des Zuges hatte jedoch genauso freie Fahrt auf der Kirchberger Hauptstraße wie die Cabrio-Fahrer nach ihm und er lachte schelmisch auf seinem festlich polierten roten Porsche-Traktor hinter der Tuba.

Wer hatte die weiteste Anreise?

Die weiteste Anfahrt mit rund 160 Kilometern hatte der befreundete Musikverein Kirchberg an der Iller südlich von Ulm an der Grenze zu Bayern gelegen . „Wir kennen uns seit unseren Feiern zum 75. Jubiläum“, berichtete Kerstin Teschke. In der Vielzahl von Marschmelodien auf dem Weg waren die Dudelsackklänge der „First Illertal Bag Pipers“ sehr gut herauszuhören. Die Musiker sorgten mit stilechtem Schotten-Outfit für internationales Flair. Trachtengrüße aus dem Schwarzwald brachten zwei Bollenhut-Trägerinnen in der Gruppe des Trachtenvereins Musikkapelle Gündringen, einem Ortsteil von Nagold. Die Tracht des Musikvereins Kirchberg mit den goldglänzenden Oberteilen und den gleichfarbigen Trachtenröcken für die Frauen beziehungsweise Lederhosen für die Männer war im Defilee der Musikanten auch etwas Besonderes. Die meisten anderen Vereine spielten in Schwarz-Weiß-Rot, Schwarz-Weiß-Blau oder auch Schwarz-Weiß. Der Kirchberger Musikverein mit seiner Jugendkapelle und der Hauptkapelle pflegt offenbar gut nachbarschaftliche Musikerfreundschaften mit Vereinen aus dem Rems-Murr-Kreis (Burgstetten, Althütte, Beutelsbach, Reichenberg, Rietenau, Schwaikheim und Murrhardt/Unterweissach), aber auch aus dem Landkreis Ludwigsburg (Oßweil, Eberdingen, Poppenweiler und Remseck). Sie alle spielten beim Geburtstagsständchen in Kirchberg auf, traditionell mit Marschmusik. Genauso beeindruckend wie das Instrumentalspiel war die Genauigkeit der Schritte bei den Musizierenden – und der sichere Tonansatz der Bläser, denn im Takt laufen und gleichzeitig Flöte, Klarinette oder Trompete zu spielen, ist nicht einfach.

Nicht nur Musikvereine waren beim Festzug dabei

Für lebhafte Farben sorgten die vielen Gruppen und Vereine aus Kirchberg, die zwischen den einzelnen Musikgruppen im Zug dabei waren. Die „Colores“ tragen die Farben schon im Namen, und die Kindergarten- und Schulkinder winkten fröhlich mit Fähnchen. In der fröhlichen Abordnung der Katholischen Kirche bewegte sich ein vielbeiniges grün glänzendes Krokodil. Die Delegation der Weingärtner, des Obst- und Gartenbauvereins und der Kleintierzüchter waren mit Leiterwagen, Reben, Äpfeln und Hühnern aus Stroh unterwegs. Die Freiwillige Feuerwehr Kirchberg hatte auf einem Leiterwagen ein Holzhaus, aus dem es bedenklich zu qualmen schien.

Die befreundete Wehr aus Rielingshausen kam in historischen Uniformen, die DRK Wandergruppe mit Nordic Walking-Stöcken, der Sportverein mit turnenden Gymnastinnen und Vertretern der anderen Abteilungen. Abordnungen des Bundes der Selbstständigen, der Aktionsgemeinschaft Umweltschutz und der „Politik für Frauen“ komplettierten den Zug der Geburtstags-Gratulanten für den Musikverein.