Peter Schwarzkopf inmitten der Schnittrosen, von denen 150 Sorten kultiviert werden. Foto: Gottfried Stoppel

Die Fellbacher Gärtnerei Schwarzkopf hat sich zu einem führenden Anbieter von Schnittrosen entwickelt. Am 25. Mai feiert der Betrieb 100-Jahr-Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür.

Immer wieder hatte Peter Schwarzkopf im Laufe seiner Biografie Berührung mit Rosen – in der Kindheit, während der Ausbildung und in Gärtnereien, in denen er arbeitete. Doch zunächst stand der Gemüseanbau im Vordergrund. Wenn Peter Schwarzkopf, Jahrgang 1962, in dem alten Fotoalbum der Familie blättert, sieht man seine Mutter Erne bei der Kürbisernte. „Gemüse anzubauen, das bedeutet viel Arbeit am Boden“, sagt Peter Schwarzkopf.

 

Eine sehr schwere, körperliche Arbeit. Sein Vater Wolf Schwarzkopf hatte die Gärtnerei Anfang der 1950er Jahre von seinem Großvater Georg Dannecker übernommen und diese Anfang der 60er Jahre dann gemeinsam mit seiner Frau Erne geführt. Der Großvater hatte am 23. Juni 1925 das Grundstück in Fellbach erworben und dort einen Gärtnerschuppen errichtet, 1935 folgte ein Wohnhaus. Auf einem Schwarz-Weiß-Foto steht er da mit Frack und Zylinder, er war damals als sogenannter Herrschaftsgärtner in der Villa Terrot tätig gewesen. Auch Peter Schwarzkopf sieht man auf den Bildern, mit rotem T-Shirt und Lederhose spielt er Ball auf den Wegen zwischen den Gemüsereihen der Gärtnerei.

Eine Aufnahme der Gärtnerei Anfang der 50er-Jahre Foto: privat

Heimisches Obst und Gemüse hatte hohen Stellenwert in der Versorgung

„Mein Vater brauchte damals eine Volljährigkeitsbescheinigung vom Jugendamt“, erzählt Peter Schwarzkopf. Da er mit 19 Jahren den Betrieb übernommen hatte und man damals erst mit 21 Jahren volljährig war. „Diese Bescheinigung konnte er dann auch für manchen Ausflug in der Stadt gut gebrauchen“, sagt Peter Schwarzkopf und lächelt.

Die Familienhistorie zeigt auch ein Stück weit Sozialgeschichte. In der Nachkriegszeit hatte die heimische Produktion von Gemüse und Obst einen hohen Stellenwert, um die Bevölkerung zu versorgen. Bis 1957 sei der Vertrieb von Gemüse genossenschaftlich in der Alten Kelter in Fellbach organisiert worden, bis der Stuttgarter Großmarkt eröffnet wurde. Auch ein Foto vom Fellbacher Herbstumzug unterstreicht die wichtige Rolle der Versorgung. „Gesundheit durch deutsches Qualitätsgemüse“, prangt als Banner auf dem Umzugswagen mit dem schön drapierten Lauch, Blumenkohl, Rettichen und Karotten.

Gemeinsamen Maschinenpool mit dem väterlichen Betrieb genutzt

Peter Schwarzkopf hatte sich 1987 mit einer Gemüsegärtnerei selbstständig gemacht, den Nachbarbetrieb übernommen und gemeinsam mit seinem väterlichen Betrieb einen Pool an Maschinen genutzt. „Jeder war sein eigener Herr, so gab es auch keinen Generationenkonflikt“, sagt Peter Schwarzkopf. Als Erster habe er Rucola produziert.

Ein historisches Foto vom Fellbacher Herbstumzug Foto: privat

Doch angesichts des hohen Aufwands im Gemüseanbau habe sich mehr und mehr gezeigt, dass der Erzeuger vergleichsweise wenig am Erlös beteiligt ist, während viele in der Handelskette, bis das Gemüse im Supermarkt landet, den deutlich größeren Anteil verdienen. Peter Schwarzkopf war 1991 bis 1995 Vorsitzender der Fachgruppe Gemüsebau im württembergischen Gärtnereiverband und stark an der Einführung des Herkunfts- und Qualitätszeichens Baden-Württemberg für Gemüse beteiligt.

1992 wurden die ersten Freilandrosen gepflanzt

Auch Berater hätten empfohlen, in die Direktvermarktung zu gehen, um am Gewinn besser beteiligt zu sein. Er habe sich dann nach verschiedenen Abwägungen für die Direktvermarktung von Schnittrosen entschieden. „1992 wurden die ersten Freilandrosen gepflanzt“, sagt Peter Schwarzkopf. Der erste Verkaufsstand sei 1993 in Fellbach aufgebaut worden.

Immer wieder erzählt er ein spannendes Detail im Rückblick. Eines der Großprojekte, der Bau eines Gewächshauses 1970, sei der Prototyp eines Fellbacher Gärtnereikollegen gewesen. „Der Haußmann-Block Typ Europa ist in ganz Süddeutschland verbreitet gewesen“, sagt er. Die Fellbacher Schlosserei Hocker hätte damals beim Aufbau mit angepackt. Das Besondere an dem Gewächshaus war, dass es eine erste durchgehende Dachlüftung besaß. Das Gewächshaus steht heute noch auf dem Gelände in der Stuttgarter Straße.

Die Schnittrosen werden auch auf Wochenmärkten der Region geboten

Inzwischen werden auf rund 5 Hektar mehr als 150 Sorten Rosen kultiviert, die in der Direktvermarktung verkauft werden. „Mit dem Großhandel können wir nicht konkurrieren“, ist dem Fachmann bewusst. Daher sei es umso wichtiger, sich mit Qualität und Frische von der Massenproduktion abzusetzen. „Unsere Rosen werden so geschnitten, dass die Blüte vollständig aufgeht“, sagt der Fachmann. Bei Importrosen, die einen langen Weg aus Afrika über Holland nehmen, bleibe die Rose immer mal nur als Knospe stehen.

Schwarzkopf vertritt die Interessen seiner Berufskollegen schon seit vielen Jahren als Kreisgärtnermeister des Württembergischen Gärtnereiverbandes. Die Gewächshäuser werden aus der Abwärme eines Biogas-Blockheizkraftwerkes beheizt, sagt der „Herr der Rosen“, der seine Pflanzen biologisch düngt und beim Pflanzenschutz weitgehend auf die chemische Keule zugunsten von Nützlingen verzichtet.

Während Peter Schwarzkopf erzählt, winken ihm immer wieder Kunden zu, die er mit Namen begrüßt. „Wenn ich Rosen kaufe, dann hier“, sagt eine Frau, die einen großen Strauß in den Armen hält. Die Schnittrosen werden auf zahlreichen Wochenmärkten der Region angeboten – unter anderem in Waiblingen, Schorndorf und Welzheim. Zur Kundenbindung zählen auch vielfältige Veranstaltungen – von der Rosenparty über Rosenschnittseminare bis zum Musikkabarett. Auch Gartenrosen wurden in das Sortiment aufgenommen.

Die nächste Generation des Familienbetriebs ist inzwischen am Start

Inzwischen ist die nächste Generation mit dem staatlich geprüften Gartenbautechniker Patrick Schwarzkopf und der staatlich geprüften Gestalterin für Blumenkunst, Kim-Aline Schwarzkopf, am Start. Und welche Rose ist der Favorit von Peter Schwarzkopf? „Das ändert sich immer wieder“, sagt der Fachmann. Derzeit sei es die Kletterrose Florentina. Ein paar Meter weiter ragt eine Ramblerrose mit dem Namen Christine Helene in die Höhe mit unzähligen Blütenansätzen. „Es sieht so aus, dass sie zum Tag der offenen Tür aufgehen“, sagt Schwarzkopf. Eine Punktlandung zum 100-Jahr-Jubiläum.

Tag der offenen Tür

100-Jahr-Jubiläum
Die Gärtnerei Schwarzkopf feiert das 100-Jahr-Jubiläum am Sonntag, 25. Mai, von 11 bis 19 Uhr mit einem Tag der offenen Tür. Wie Peter Schwarzkopf sagt, habe sich auch Fellbachs OB Gabriele Zull angekündigt. Infos auch unter www.fellbacher-schnittrosen.de. Dort sind auch Schlaglichter zur Chronik des Betriebs aufgeführt.