Konzerte sind ein wichtiger Teil der Jüdischen Kulturwochen – hier bei der Eröffnungsveranstaltung im Jahr 2017. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Diskussion, Lesungen, Vorträge, Konzerte und Stadtführungen – mit 35 Veranstaltungen startet die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs im Herbst in die Jüdischen Kulturwochen. Dabei geht es um das Engagement der jüdischen Bürger für die Demokratie – vor 100 Jahren und heute.

Stuttgart - Das Jahr 2019 ist ein vielfaches Jubiläumsjahr – von Woodstock (1969) bis Grundgesetz (1949), von Mondlandung (1969) bis Mauerfall (1989). Eher in Vergessenheit gerät, dass vor 100 Jahren nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg auch die erste deutsche Demokratie, die Weimarer Republik, entstand. Daran will die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) mit ihren traditionell im Herbst veranstalteten Jüdischen Kulturwochen erinnern. Vom 4. bis 17. November gibt es 35 Veranstaltungen und Ausstellungen, die unter dem Motto „1919 – 2019: In Verantwortung für die Gesellschaft“ stehen.

Aktuelle Fragestellungen

„Die Entstehung der Weimarer Republik vor 100 Jahren bildet den Anlass, um zu zeigen, das jüdische Bürgerinnen und Bürger in der damals jungen Demokratie ganz selbstverständlich Verantwortung übernahmen, so wie sie es – nicht zuletzt darum geht es in der Veranstaltungsreihe – auch heute tun“, schreiben Barbara Traub, Susanne Jakubowski und Michael Kashi in ihrem Grußwort. Das hohe Ansehen der Kulturwochen in Stuttgart und dem ganzen Land und ihre wachsenden Besucherzahlen führen sie darauf zurück, „dass es gelingt, aktuelle Fragestellungen aufzugreifen, die sowohl die nichtjüdische wie die jüdische Gesellschaft interessieren.“

Von Ökologie bis Widerstand

Zu den Höhepunkten der Kulturwochen zählen die Veranstalter die Podiumsdiskussion zur Eröffnung am Montag, 4. November, 19 Uhr im Rathaus, wenn junge jüdische Stimmen, namentlich Yan Wissmann, Dania Grinfeld und Rabbiner Shlomo Afanasev über Gegenwart und Zukunft reden. Um die mottogebende Vergangenheit geht es am Donnerstag, 14. November, von 14.30 bis 18 Uhr im Haus der Geschichte: Götz Aly, Uri Kaufmann, Frank Raberg und Joel Berger sprechen im Rahmen eines historischen Symposiums über das Judentum in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg und während der Weimarer Politik. Am Mittwoch, 6. November, 19 Uhr, spricht Johannes Guagnin im Hospitalhof über Ökologie in Israel. Im Stadtarchiv im Bellingweg 21 in Bad Cannstatt wird die Ausstellung über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939-1945 am Dienstag, 5. November, 19 Uhr, mit einem Vortrag von Angela Borgstedt eröffnet.

Konzerte und Führungen

Aber auch die Kultur kommt nicht zu kurz: Ernst Konarek mit einem Alfred-Polgar-Abend im Theaterhaus, Jazz- und Klezmerkonzerte, Filme, Lesungen, verschiedene Stadtführungen und Veranstaltungen für Schüler runden das Programm ab. Den Programmflyer gibt es unter www.irgw.de/kulturwochen und bei zahlreichen Kultureinrichtungen.