Im Jahr 1985 wurde bei Trumpf der erste Laser gezündet. Dies war ein Durchbruch für die weitere Entwicklung des Unternehmens. Foto: Trumpf

Vom Blechlocher zum globalen High-Tech-Konzern: Seit hundert Jahren gibt es die Firma Trumpf. Dass sie zu einem Aushängeschild Baden-Württembergs werden konnte, hat viel mit einer zündenden Idee zu tun.

Wenn die geladenen Gäste am Freitag nach Ditzingen kommen, können sie ein Fabrikgelände mit modernster Architektur, großen Glasfenstern und schön angelegten Freiflächen bestaunen. Und sie können sich davon überzeugen, dass noch immer gilt, was Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller vor Jahren einmal gesagt hat: „Die Fabrik steht noch“, meinte die Tochter des Firmenpatriarchen Berthold Leibinger auf die Frage, wie es denn mit der jungen Generation weitergegangen sei, nachdem Leibinger sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen habe. Die Aussage war klar und schnörkellos – und das passt nicht nur zu der Vorstandssprecherin – es ist auch Ausdruck der Firmenkultur. Man schaut, dass man vorankommt, bemühtaber nicht unbedingt große Worte in Ditzingen. „Wir machen Löcher ins Blech“, hat Berthold Leibinger einmal zu der Arbeit der Firma gesagt, die sich aus kleinen Anfängen zu einem Vorzeigeunternehmen entwickelt hat.

„Trumpf ist ein internationales Aushängeschild für den Standort Baden-Württemberg. Bei Trumpf werden Regionalität und Globalisierung erfolgreich verbunden“, meint denn auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Mit mehr als 16 500 Mitarbeitern wurde im Geschäftsjahr 2021/2022 ein Umsatz von mehr als 4,2 Milliarden Euro erzielt – auch dank des Lasers. Größter einzelner Markt sind die Niederlande. Dort gibt es eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden ASML, einem Unternehmen, das Maschinen zur Herstellung von Hochleistungschips produziert.

Als die nächste Generation um Nicola Leibinger-Kammüller, ihrem Bruder Peter Leibinger und ihrem Mann Mathias Kammüller im Oktober 2005 das Ruder übernahm, lag der Umsatz mit etwas mehr als 6000 Beschäftigten gerade mal bei knapp 1,4 Milliarden Euro.

Neue Generation baut Unternehmen aus

Auch wenn es bei der Übernahme etwas rumpelte, weil Berthold Leibinger sich nur schwer von seinem Lebenswerk verabschieden konnte – auch seine Nachfolger haben das Unternehmen vorangebracht. Der Mann aber, der zwar nicht den Grundstein legte, wohl aber einen Rohbau kräftig ausbaute, zog sich an die Spitze des Aufsichtsrats zurück. Diese Position hat inzwischen Peter Leibinger inne, Berthold Leibinger ist im Oktober 2018 verstorben.

Die Leistung des 1930 geborenen Sohnes eines Stuttgarter Kunsthändlers wirkt durchaus wie ein amerikanischer Traum – und die USA, wo er einige Jahre bei einem Maschinenbauer arbeitete, war für ihn immer so etwas wie ein Traumland. Die Gründung des Unternehmens wird auf 1923 datiert, als Christian Trumpf im Stuttgarter Westen die mechanische Werkstätte der Julius Geiger GmbH übernahm. Zehn Jahre später war der Platz zu klein geworden, ein Umzug nach Weilimdorf nötig. Berthold Leibinger fängt dort als Lehrling an, studiert Maschinenbau und wird 1961 Leiter der Konstruktion. Christian Trumpf ist sein Patenonkel, von diesem erwirbt er immer mehr Anteile an Trumpf. Drei Jahre später wird er Geschäftsführer, das Unternehmen setzt mit 390 Beschäftigten gerade mal umgerechnet sieben Millionen Euro um. Seit 1972 hat das Unternehmen sein Domizil in Ditzingen.

Seit 1985 strahlt der Laser

Was heute als entscheidender Durchbruch gewertet wird, nahm 1985 seinen Anfang: Das Unternehmen baute die ersten Werkzeugmaschinen mit einem selbst hergestellten Laser zur Blechbearbeitung. „Ohne den Laser gäbe es Trumpf in seiner heutigen Form nicht“, meinte Leibinger zu dem Licht, das jetzt so hell über Ditzingen strahlt. Es gab indes nicht nur Erfolge: Im Zuge der Finanzkrise fuhr Trumpf im Geschäftsjahr 2009/2010 einen zweistelligen Millionenverlust ein. Bis heute profitiert Trumpf davon, auch im Ausland mit Tochtergesellschaften vertreten zu sein – in der Schweiz ebenso wie in den USA oder China. Dass China ein Risikofaktor, aber eben für die deutsche Wirtschaft wichtig ist, ist Nicola Leibinger-Kammüller durchaus bewusst: „Ich will mir nicht vorstellen, was in Deutschland passiert, wenn der chinesische Markt wegfällt“, sagte sie bei der Bilanzpressekonferenz im Oktober vergangenen Jahres.

Politik mit dem Laser

Auch ihr Vater, von 1989 bis 1992 Präsident des Maschinenbauverbandes VDMA, zuvor auch an der Spitze der IHK Stuttgart, blickte stets über den Tellerrand des Unternehmens hinaus – manchmal sehr diplomatisch. Und dabei spielte auch der Laser eine Rolle. Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1989 erklärte er dem DDR-Staatschef Erich Honecker: „Der Laser ist ein Werkzeug, mit dem man trennen oder verbinden kann – es kommt nur auf die Einstellung an.“

Lob von der IG Metall

Jetzt, zum hundertjährigen Firmenbestehen gibt es sogar Lob von der IG Metall. Ähnlich wie die Arbeitnehmer denke auch das Familienunternehmen nicht in Quartalen, sondern an langfristige soziale Sicherheit, sei zudem recht innovativ, meint der baden-württembergische Bezirksleiter Roman Zitzelsberger. „Großartig. Macht die nächsten hundert Jahre bitte weiter so!“

Trumpf feiert Jubiläum

Gala
An diesem Freitag lädt Trumpf 500 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu einem Gala-Empfang im Betriebsrestaurant Blautopf ein. Dieses wurde 2008 von den Architekten Frank Barkow und Regine Leibinger, einer Schwester von Nicola Leibinger-Kammüller, erbaut und hat mehrere Auszeichnungen erhalten.

Mitarbeiter
Im Juli werden 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum „Festival 100“ in Ditzingen erwartet. Weltweit hat Trumpf mehr als 16 550 Beschäftigte, davon sind knapp 8400 in Deutschland tätig.