Anton Halter hat mit seinen Kindern Martha und Helmut (r.) Geburtstag gefeiert. Foto: Rilling

Vor kurzem hat Anton Halter in der Else-Heydlauf-Stiftung seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Rot - An Tatkraft und Courage hat es Anton Halter, der am Freitag in der Else-Heydlauf-Stiftung in Rot seinen 100. Geburtstag gefeiert hat, nie gefehlt. Noch mit über 80 Jahren kletterte der Donauschwabe unbeschadet über ein zwei Meter hohes verschlossenes Gartentor in Rot. Ein Enkel hatte vergessen, ihm den Schlüssel zurückzugeben. In seinem Garten hat Anton Halter sich immer gern aufgehalten, dort fleißig Obst und Gemüse für seine Familie angebaut. Den Satz des Schriftstellers Kipling kann er nur unterstreichen. „Ein Garten entsteht nicht dadurch, dass man im Schatten sitzt.“ Unter den Gratulanten war Dieter Reischl, der stellvertretende Bezirksvorsteher von Zuffenhausen, der Glückwünsche von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und Ministerpräsident Winfried Kretschmann überbrachte. Persönlich gratulierte auch Hildegard Bilic, die Leiterin des Sozialdienstes der Else-Heydlauf- Stiftung.

Vor dem Ersten Weltkrieg geboren

Geboren und aufgewachsen ist der Landwirtssohn Anton Halter im Dorf Mrzovic in Slawonien, einer Landschaft in Kroatien, das damals zur Donaumonarchie, zum Kaiserreich Österreich-Ungarn gehörte. Vorfahren von ihm waren wie viele andere Deutsche von Kaiserin Maria Theresia angeworben worden, um das Land zu besiedeln. Im Geburtsmonat von Anton Halter sank die Titanic im Atlantik und der Internationale Sozialisten-Kongress in Basel erließ ein Manifest gegen den Krieg. Genutzt hat es leider nichts: Es kam zum Ersten Weltkrieg und nur 21 Jahre später zum Zweiten Weltkrieg. Letzterer nahm Anton Halter wie so vielen anderen Donauschwaben die Heimat. Mit nur wenigem Gepäck musste er das Land sowie sein Hab und Gut verlassen, in Trauer auch um seinen Bruder Niklas, der zusammen mit vielen anderen Männern von Partisanen erschossen worden war.

Stuttgart wurde das neue Zuhause des damals 34-Jährigen. Im Lager Schlotwiese verbrachte er die erste Zeit, bis er eine Wohnung gefunden hatte, die nach dem Bombenhagel der Alliierten noch Mangelware waren. In Stuttgart fand Anton Halter auch seine Ehefrau: die elf Jahre jüngere Donauschwäbin Klara Allacher, die aus dem Wallfahrtsort Kalnock in Ungarn stammte. Er hatte die junge Hausangestellte mitten auf dem Schlossplatz kennen gelernt, wo sie sich von da an regelmäßig an Sonntagen trafen.

Ein großer Fan des SV Rot

1952 wurde das Paar in der katholischen Kirche in Siegelsbach im Odenwaldkreis getraut, wo Verwandte der Braut lebten. 1953 kam die Tochter Martha zur Welt, 1960 der Sohn Helmut. Heute gehören auch die Enkelkinder Steffen, Sabine, Simon und Marcel sowie die beiden Urenkel Lisa und Amelie zur Familie. Klara Halter verstarb vor zwei Jahren. Dass ihre Eltern eine glückliche und harmonische Ehe geführt haben, sagen sowohl die Tochter Martha Kleß und als auch der Sohn Helmut Halter. „Eine gute Ehe führen“, so hat der Jubilar die Frage beantwortet, wie man ein hohes Alter erreichen kann.

Bis zum Ruhestand war Anton Halter als Arbeiter bei der Firma SKF in Bad Cannstatt tätig. Eine Vorliebe hat der Jubilar für den SV Rot: Dessen Fußballspiele hat Anton Halter – der als junger Mann in seiner Heimat auch gern gekickt hatte – als Zuschauer nach Möglichkeit nie versäumt.

Ein ruhiger und ausgeglichener Mensch

Heute ist Anton Halter gehbehindert, hört sehr schlecht und ist trotzdem – wie es Sohn und Tochter betonen, die ihn im Heim regelmäßig besuchen – ein ausgeglichener, ruhiger und zufriedener Mensch. Und genau so haben die beiden ihren Vater trotz der erlebten schweren Zeiten immer gekannt. „Familie ist ihm und war ihm von jeher immer sehr wichtig“, sagen Martha Kleß und Helmut Halter. „Wenn dann alle bei Feiern zusammen sind, ist er einfach nur glücklich.“