Bernd Eichinger 2009 Foto: dpa/Tobias Hase

Sein lautes Lachen war legendär, ebenso wie viele der Geschichten, die über Bernd Eichinger kursieren. Der Filmproduzent konnte ebenso hart feiern wie arbeiten. Sein plötzlicher Tod war ein Schock für die Branche. Am 24. Januar ist das zehn Jahre her.

München - München, Film und Bernd Eichinger: Das gehörte viele Jahre zusammen. Dann Anfang 2011 die Schocknachricht: Der berühmte Produzent ist tot – gestorben am 24. Januar bei einem Essen mit Freunden und Familie in Hollywood. 61 Jahre war er damals alt, der Tod kam viel zu früh, vor allem für einen Mann, der so vor Energie sprühte. Für seine Witwe Katja, seine Tochter Nina, Freunde und Weggefährten war es unfassbar.

Zehn Jahre ist Eichingers plötzlicher Tod nun her. Doch sein Wirken ist bis heute spürbar. Viele Filme, an denen er beteiligt war, gelten heute als Klassiker, etwa der Mittelalter-Krimi „Der Name der Rose“, das Kriegsdrama „Der Untergang“ oder Caroline Links Oscar-prämiertes Drama „Nirgendwo in Afrika“.

Dass er einmal ganz oben stehen würde - das war für den Arztsohn aus dem beschaulichen Rennertshofen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen offenbar schon in jungen Jahren klar. Der Filmproduzent Hermann Weigel erinnert sich an die gemeinsame Zeit an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, vor rund 50 Jahren. „Bernd trat auf, Sonnenbrille auf, vorgefahren in einem orangenen Karmann-Ghia und mit dem festen Vorsatz, im Film reich und berühmt zu werden“, erzählt Weigel in dem Radiofeature „Die Kinolegende Bernd Eichinger“ (zu hören an diesem Freitag, 22. Januar, um 20.05 Uhr im Deutschlandfunk).

Champagner trinken aus Hannelore Elsners Schuh

Beim Feiern war Eichinger gerne dabei, vor allem, wenn es etwas zu lachen gab und wenn die Gläser flogen. Beim Deutschen Filmball im Münchner Nobelhotel „Bayerischer Hof“ soll er mal Champagner aus Hannelore Elsners Schuh getrunken haben. Ein Lieblingsort in München: das Promi-Lokal „Romagna Antica“, das der Filmemacher Helmut Dietl zum Schauplatz seiner Gesellschaftssatire machte: „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“. Auch ein Filmproduzent tritt dort auf, Anklänge an Eichinger sind nicht zufällig.

Doch der Filmemacher konnte auch unglaublich hart arbeiten, beschrieb sich selbst gar als filmsüchtig. „Er hat etwas Maßloses“, urteilte der Regisseur Uli Edel mal über seinen guten Freund. Mehr als 70 Filme hat Eichinger in 30 Jahren produziert, etwa den Kinderfilm „Die unendliche Geschichte“, das Drama „Letzte Ausfahrt Brooklyn“, die Tragikomödie „Elementarteilchen“ nach dem Roman von Michel Houellebecq oder die Literaturverfilmungen „Das Geisterhaus“ und „Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders“, bei der Eichinger auch am Drehbuch mitgewirkt hatte.

Bernd Eichinger wollte nie nur Geldbeschaffer sein

Die Rolle des reinen Geldbeschaffers für seine Projekte behagte Eichinger nicht. Er arbeitete lieber künstlerisch mit, wollte den Filmen seinen Stempel aufdrücken. Er schrieb selbst an Drehbüchern mit, beteiligte sich an der Schauspielerbesetzung und war auch beim Filmschnitt dabei – nicht immer, aber doch meistens ein Erfolgsrezept. Internationale Literaturverfilmungen wie „Der Name der Rose“ feierten im Kino Erfolge, ebenso wie „Der bewegte Mann“ mit dem damals noch recht unbekannten Til Schweiger oder die Western-Satire „Der Schuh des Manitu“, mit der Michael „Bully“ Herbig seinen Kinodurchbruch feierte.

Hin und wieder inszenierte der Münchner Filmmogul auch selbst, etwa „Das Mädchen Rosemarie“, die Neuverfilmung des Klassikers aus dem Jahr 1958. 1996 lief das Drama rund um die Prostituierte Rosemarie Nitribitt mit Nina Hoss, Heiner Lauterbach, Hannelore Elsner, Katja Flint und Til Schweiger auf Sat.1. Am Samstag (23. Januar) zeigt das BR Fernsehen den Film um 20.15 Uhr. Auch Bayern 2 betreibt Rückschau: Ebenfalls am Samstag um 8.05 Uhr mit „Bernd Eichinger - Der Licht-Spielmacher“, nachzuhören im BR Podcast.

Die Filmheimat des Produzenten war die Münchner Firma Constantin

„Ich vermisse vor allem die Freundschaft mit Bernd und die Diskussion mit ihm“, sagt anlässlich des Todestages Martin Moszkowicz, Chef der Münchner Produktionsfirma Constantin-Film, Eichingers einstiger Filmheimat. Was er besonders an ihm schätzte: Seinen Optimismus und seine Leidenschaft.

„Als Produzent war er gute und schlechte Zeiten gewöhnt. Als wir einmal eine besonders schwere Phase mit der Constantin Film hatten, hat er mir gesagt: ‚Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen‘“, erinnert sich Moszkowicz. Ein guter Ratschlag, gerade in der Corona-Krise, die die deutsche Kinobranche momentan schwer trifft. Aber: „Damit, mit guten Nerven und mit Geduld werden wir diese stürmischen Zeiten hinter uns lassen“, ist Moszkowicz überzeugt.