Nahrung der Zukunft: Aus der Erde oder aus dem Labor? Mehr Eindrücke gibt's in unserer Bildergalerie. Foto: Verleih

Mehr als sieben Milliarden Individuen zu sättigen, schafft die Menschheit bislang nicht. In ein paar Jahrzehnten werden es zehn Milliarden sein – was dann? Valentin Thurns Film „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ ist ein dokumentarischer Blick auf die Nahrungsmittel der Zukunft. Impressionen vom Film gibt's in unserer Bildergalerie.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?"

„Wenn die Menschen auf der Welt so viel Fleisch essen wollten wie wir Europäer, bräuchte es die Ressourcen von drei Planeten“, erklärt eine Stimme aus dem Off. Zum Glück lebt der Mensch nicht vom Fleisch allein. Doch wovon soll er leben? Mehr als sieben Milliarden Individuen zu sättigen, schafft die Menschheit bislang nicht. In ein paar Jahrzehnten werden es zehn Milliarden sein – was dann?

Der in Stuttgart geborene Dokumentarfilmer Valentin Thurn („Taste The Waste“) hat sich auf die Suche nach Antworten begeben. Sein Film zeigt Kontraste. Kleinbauern entdecken, dass deren traditionelles Saatgut zwar geringeren Ertrag bringt, jedoch weitaus resistenter gegenüber Naturmächten ist als das industrielle der Konzerne.

Die glauben dennoch an gentechnisch bearbeitetes Hochleistungssaatgut. Neben gängigen Nahrungsproduktionen wie etwa skrupelloser Massentierhaltung präsentiert Thurn auch weniger bekannte, futuristisch anmutende Projekte: Eine japanische Fabrik züchtet Pflanzen ohne Erde und Sonnenlicht im Labor. Hoher Energiekosten zum Trotz wirft die Produktion Gewinn ab – man kann neunmal im Jahr ernten.

„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“

Schon die Fragestellung verleiht dem Streifen seine Daseinsberechtigung. Thurn versucht, sich lediglich auf das Hungerstillen zu fokussieren. „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“, heißt es in Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“. Eine ewiggültige Weisheit, wie man’s dreht und schiebt. Ideologische Probleme und Nachhaltigkeitsbedenken kann Thurn jedoch nicht ausblenden. Auch aus seinem eigenen, konzernkritischen Standpunkt macht er kein Hehl.

Der Film punktet mit der durchaus inspirierenden Aufzählung kleinerer, lokaler Ernährungsalternativen: das Konzept der essbaren Stadt, in der öffentliche Flächen einfach bepflanzt werden, das „Transition Town Network“, das über 450 Kommunen umfasst, die sich von der internationalen Finanzwirtschaft abkoppeln und mit lokalen Netzwerken auch eigene Währungen einführen.

Diese Ansätze sind eher unspektakulär fotografiert, weshalb sich die Sorge um die Weltversorgung wohl nicht langfristig ins Zuschauerhirn einbrennt. So könnten die mannigfaltigen dargestellten Lösungen den Imperativ „Wir müssen etwas ändern!“ möglicherweise sogar relativieren – der Wandel vollzieht sich ja, möchte man meinen. Umso eindringlicher jedoch verkündet „10 Milliarden“ mit seinen aufgezeigten Optionen eine ebenfalls essenzielle Botschaft: „Jeder kann helfen!“

Unsere Bewertung zu "10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?": 4 von 5 Sternen - empfehlenswert!

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