Vor zehn Jahren wurde über Stuttgart 21 abgestimmt. Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Vor zehn Jahren stimmte eine Mehrheit im Land gegen den Ausstieg aus der Stuttgart-21-Finanzierung. Das Projekt spaltet bis heute.

Stuttgart - Der Mann ist hörbar aufgebracht. „Ruhe jetzt im Saal“, sagt er mit deutlich erhobener Stimme an die Adresse jener, denen er kurz zuvor attestiert hatte, sie würden „dazwischenpöbeln“. Ein Lehrer, der seine Zöglinge zur Ordnung ruft? Der Saal ist kein Klassenzimmer, die Anwesenden keine Pennäler und der Mann kein Ausbilder. Die Szene hat sich vor genau zehn Jahren in einem Fernsehstudio des Südwestrundfunks zugetragen, und der, der da so vehement agiert, soll nun selbst von seiner Partei qua Ausschluss ruhiggestellt werden. Boris Palmer, damals wie heute grüner Oberbürgermeister von Tübingen, duckte sich nach der aus seiner Sicht verlorenen Volksabstimmung über Stuttgart 21 nicht weg sondern stellte sich am Abend des 27. Novembers 2011 den Fragen des Fernsehjournalisten vor einem Publikum, dessen Genugtuung über den Ausgang des Plebiszits mit den Händen zu greifen gewesen ist.