In Derby gegen den SSV trennten sich die Kickers am 3. November 2019 in Reutlingen 2:2 – Lukas Kling (mit erhobenem Arm) hatte die 1:0-Führung erzielt. Foto: Baumann

Fußball-Oberligist Stuttgarter Kickers hat in der Spielpause besondere Ideen, um die klamme Kasse etwas aufzubessern. Die Blauen verkaufen nun Karten für das Spiel gegen den SSV Reutlingen am 10. Mai. Die Partie findet aber gar nicht statt.

Stuttgart - Kein Fußball in der Oberliga, nicht einmal Geisterspiele – die Stuttgarter Kickers haben sich in diesen schwierigen Zeiten etwas einfallen lassen: Das Derby gegen den SSV Reutlingen, das am 10. Mai auf dem Terminplan gestanden hatte, wird zu einer besonderen Partie. Es gibt für diesen Tag Eintrittskarten (Pauschalpreis 10 Euro), mit denen die Fans der Blauen exklusive Einblicke ins Innenleben des Clubs erwerben können – beispielsweise eine Kabinenansprache oder ein Stadionmagazin als PDF-Download. In den 90 Minuten, während denen das Spiel gegen den SSV stattgefunden hätte, gibt es Online-Interviews und Berichte aus dem Allerheiligsten der Kickers, etwa Interviews mit ehemaligen Trainern. Für die Eintrittskarte gibt es einen Zugang auf die Aktions-Homepage www.aufdieblaue.de, auf der es am Sonntag (ab 13 Uhr) einen blauen Nachmittag geben wird. „Dieses Spiel ist ein zentraler Punkt unserer Rettungsaktionen“, sagt Präsident Rainer Lorz, „weil es den ganzen Verein mit seinen gesamten Aktivitäten abbildet.“

Nach einer Woche Vorverkauf sind die Stuttgarter Kickers begeistert, die Nachfrage hat die Erwartungen übertroffen. Die Vereinsgremien Präsidium und Aufsichtsrat haben gemeinsam 6700 Eintrittskarten erworben und Sponsor Gazi weitere 1000. Hinzu kommen noch mehr als 1000 Tickets, die bereits in den ersten Tagen nach dem Beginn des Vorverkaufs von Fans bestellt wurden. „Wir haben jetzt schon mehr Tickets verkauft, als wir in der vergangenen Saison bei unserem Zuschauerrekord gegen Reutlingen im Stadion hatten“, sagt Kickers-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer. Womöglich gibt es ein ausverkauftes Haus im virtuellen Spiel? Dann müssten 11 400 Geisterspiel-Karten verkauft werden. Und sollten die Blauen ausverkauft sein, hat Präsident Lorz eine Lösung parat. „In diesem Fall wären wir weiter kreativ und verkaufen dann erstmalig Tickets für eine Großleinwand-Übertragung“, sagt der Clubchef. Wohlgemerkt: Für eine Übertragung, die nicht stattfindet.