Stuttgarter Jubel: Der VfB rettet das 1:0 durch Florian Klein über die Zeit Foto: dpa

Endlich ist sie weg, die rote Laterne. Zumindest fürs erste. Mit zehn Mann und großem Kampfgeist hat der VfB Stuttgart durch ein 1:0 (1:0) beim Hamburger SV die Abstiegsplätze in der Fußball-Bundesliga verlassen.

Hamburg - Die Erleichterung nach dem Schlusspfiff war mit Händen zu greifen. Jubelnd rissen die Spieler des VfB die Arme in die Höhe. Sie wussten: Dieses 1:0 war kein gewöhnlicher Sieg. Es war ein Sieg für die Moral. Denn nach dem Platzverweis für Georg Niedermeier (53./Notbremse) hatte der VfB fast 40 Minuten lang mit zehn Mann spielen müssen. Er ist zusammengerückt, hat sich gewehrt und sich verbissen gegen den drohenden Ausgleich gestemmt. Mit Erfolg: Das 1:0 (42.) durch Florian Klein hatte auch nach 90 Minuten noch Bestand. „Dieser Sieg ist ein wichtiger Schritt, aber nur ein kleiner“, sagte Trainer Huub Stevens – und hob ein ungewöhnliches Detail hervor: Der VfB, die Mannschaft mit den meisten Gegentoren in der Liga, hatte endlich wieder zu null gespielt. „Das ist ein gutes Gefühl für die Jungs“, sagte Stevens zufrieden.

Mehr noch: Zum einen hat der VfB den erschreckend schwachen HSV nach Punkten eingeholt, zum anderen hat er sich fürs erste aus der direkten Gefahrenzone verabschiedet. Und auch wenn er an diesem zweigeteilten Spieltag wieder unter den Strich rutschen sollte, so hat er zumindest den Anschluss an die rettenden Plätze gehalten. „Es tut gut, bei einem direkten Konkurrenten zu gewinnen“, sagte Sportdirektor Jochen Schneider – was Daniel Schwaab noch steigerte: „Saugut“ fühle sich der Sieg an, sagte der rechte Verteidiger, der nach Niedermeiers Platzverweis ins Zentrum gerückt und außen Platz für Klein gemacht hatte. „Wir haben sehr defensiv begonnen“, sagte der Siegtorschütze, „dann konnten wir aber gute Konter setzen. Unsere Taktik ist aufgegangen. Mein Tor war ein perfektes Beispiel dafür.“ Weil der VfB die Hamburger in dieser Szene zweimal übertölpelte, weil Alexandru Maxim gezielt nach innen passte und Klein den Ball platziert vollendete.

Das ist Martin Harnik an diesem Abend nicht gelungen, sonst hätte der VfB die Partie frühzeitig entscheiden können. Nach vorsichtigem Beginn wagte sich die Mannschaft von Trainer Stevens immer häufiger in den gegnerischen Strafraum, wo Harnik gleich drei dicke Chancen vergab. Einmal drosch er den Ball nach einem Eckball von Maxim weit übers Tor (16.), dann kam er bei einer Hereingabe von der linken Seite durch Adam Hlousek (23.) knapp zu spät, und schließlich vergab er unkonzentriert aus kurzer Distanz (32.). Das war bedauerlich, unterstrich aber eines: Der VfB war gegen indisponierte Hamburger am Drücker, die anfänglichen spielerischen Mängel waren passé. Maxim scheiterte mit einem Distanzschuss an Torhüter Drobny (34.), Lewis Holtby klärte einen Kopfball von Niedermeier auf der Linie (36.) – dann erlöste Klein den VfB. „Da hätten wir schon höher führen können, aber wir haben unsere Chancen nicht gut verwertet“, monierte Stevens.

So ging der VfB selbstbewusst in die zweite Halbzeit – und bekam eine kalte Dusche, als Georg Niedermeier vom Platz flog. Artjoms Rudnevs hatte seinen Laufweg gekreuzt, Niedermeier war ihm in die Hacken gerannt und sah Rot. „Das war eine blöde Situation, so etwas will ich nicht entscheiden müssen“, sagte Niedermeier – und plädierte dann doch zu seinen Gunsten: „Die Gelbe Karte hätte es auch getan.“ Schiedsrichter Felix Brych entschied anders. Der VfB war nur noch zu zehnt auf dem Platz und hätte um ein Haar den nächsten Rückschlag erlitten: Den leicht abgefälschten Freistoß nach dem Platzverweis setzte Rafael van der Vaart an die Latte (55.).

Draußen begann nun das große Zittern. In Unterzahl konnte der VfB nicht mehr wie zuvor agieren, sondern war erst einmal auf Torsicherung aus. „Ein Spiel, das man so im Griff hatte wie wir, kann durch eine einzige Szene kippen“, befürchtete Jochen Schneider. Doch der VfB rückte zusammen, verteidigte seine Führung tapfer, jubilierte – und hofft nun zum Jahresabschluss an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den SC Paderborn auf ein weiteres Happy End. „Um mit einem guten Gefühl in die Winterpause zu gehen, wäre es wichtig, am Samstag nachzulegen“, sagte Daniel Schwaab.