Nach Angaben der Deutschen Wildtier Stiftung sind 300 der 585 Wildbienenarten in Deutschland gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Foto: Deutsche Wildtier Stiftung/Pressebilder

Die Vereinten Nationen setzen mit dem ersten Weltbienentag ein internationales Zeichen gegen die schwindenden Insektenbestände. Auch in Deutschland ist die Lage alarmierend.

Hannover/Stuttgart - Viele Pflanzen sind auf die Bestäubung von Bienen angewiesen. Wie wichtig die Bienen für unser Ökosystem und die Landwirtschaft sind, soll auch der Weltbienentag – #WorldBeeDay – am 20. Mai unterstreichen. Die Vereinten Nationen haben diesen in diesem Jahr zum ersten Mal ausgerufen. Mit ihrer Bestäubung sorgen Bienen und andere Insekten nach Angaben des Weltrats für Biologische Vielfalt jedes Jahr weltweit für Nahrungsmittel im Wert von bis zu rund 500 Milliarden Euro.

Wildbienen auf der Roten Liste

Bienen haben für das weltweite Ökosystem und der Artenvielfalt in der Natur eine unschätzbare Bedeutung. Die meisten Wildbienenarten hierzulande stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) und der Deutschen Wildtier Stiftung gelten 300 der aktuell 585 Wildbienenarten als gefährdet oder vom Aussterben bedroht. 39 Arten sind bereits ausgestorben.

Dafür seien mehrere Gründe verantwortlich, erklärt der Biologe Thomas Hövelmann, Wildbienen-Experte des Nabu: „Zum einen der Verlust von Blüten durch landwirtschaftliche Monokultur, der Verlust möglicher Brut- und Nisträume durch Versiegelung der Flächen. Und zuletzt werden Insektengifte eingesetzt – sowohl auf landwirtschaftlichen Flächen, als auch in privaten Gärten.“

Für Hövelmann ist klar: „Wenn wir jetzt nichts ändern, werden die Wildbienen weniger und zum Teil auch aussterben – und damit auch die Tier- und Pflanzenarten, die von ihr abhängig sind.“

Trend zum Imkern

Anders sieht es bei der Honigbiene aus, die der Mensch gezüchtet hat. Die Zahl der Völker nimmt seit Jahren wieder zu, weil mehr Menschen das Imkern als Hobby entdeckt haben. Etwa 870 000 Völker schwirren nach Angaben des Deutschen Imkerbundes (D.I.B.) hierzulande herum.

Das kollektive Treiben Zehntausender Bienen übt eine ungeheure Faszination aus. Die Meldungen über rätselhafte Massensterben vor einigen Jahren waren wie ein Weckruf. Seitdem sind die Anfängerkurse für angehende Hobbyimker vor allem in Baden-Württemberg vielerorts ausgebucht, die Mitgliederzahlen in den Imkervereinen steigen.

Zahl der Imker in Baden-Württemberg wächst

Laut badischem und württembergischem Landesverband – zwei von 19 Landesverbänden des Deutschen Imkerbundes (D.I.B) mit insgesamt 114 5000 Mitgliedern – ist ihre Zahl von rund 17 400 im Jahr 2011 auf rund 24 000 im Jahr 2016 kontinuierlich gestiegen (Württemberg: rund 14 000, Baden: knapp 10 000). Zusammen betreuen sie fast 160 000 Völker.

„Es gibt einen eindeutigen Trend zum Imkern“, stellt der Agrarbiologe Helmut Horn vom Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim fest. Das Interesse sei regional sehr unterschiedlich und hänge von den Aktivitäten der einzelnen Vereine und Landesverbände des Deutschen Imkerbundes (D.I.B.) ab.

Horn zufolge hat die Berichterstattung über das Sterben der Bienen viele Menschen sensibilisiert und das Umweltbewusstsein gestärkt. Generell gehe der Trend hin zu regionalen, naturbelassenen Produkten. „Da bietet sich die eigene Honigproduktion an.“ Hinzu käme, dass die Imker mit ihrer Arbeit die Natur und eine der wichtigsten Insektenspezies schützen wollten. Der Verkauf von Honig sei meist zweitrangig.