Marc Schnatterer (re.) will mit dem 1. FC Heidenheim in die Bundesliga. Foto: Baumann

Der 1. FC Heidenheim kann im Duell mit dem Hamburger SV Platz drei erobern. Der Aufstieg in Liga eins ist an der Brenz zwar keine Pflicht, die große Chance ergreifen, will der Außenseiter dennoch. Nur der Vater von Kapitän Marc Schnatterer ist zwiegespalten.

Heidenheim - Es gibt in Heidenheim ja Menschen, die leben einen Traum. Der lief bislang so ab: Das örtliche Fußballteam steigt wieder und wieder auf, der Club plant die Schritte nach oben seriös und nachhaltig – und mittlerweile ist der 1. FC Heidenheim festes Mitglied der zweiten Bundesliga. Nun, da sich diese Saison dem Ende entgegen neigt, wird es kein böses Erwachen geben an der Brenz. Im Gegenteil: Der Traum könnte noch schöner werden. Der FCH hat die Chance auf den Aufstieg in die Bundesliga.

Am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) ist der einstige Bundesliga-Dino aus Hamburg zu Gast in der Voith-Arena. Und mit einem Sieg in diesem eigentlich ungleichen Duell würden die Gastgeber am Hamburger SV vorbei auf Rang drei klettern. „Die Vorfreude ist groß“, sagt Holger Sanwald, „wir haben die Möglichkeit, den HSV zu überholen – und das wollen wir schaffen. Wir wollen das Spiel gewinnen.“

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Sanwald ist einer dieser Menschen, die den Heidenheimer Aufstieg seit Jahren mitgestaltet haben. Heute ist er Vorstandsvorsitzender. Marc Schnatterer, der langjährige Kapitän, und Frank Schmidt, der Trainer seit 2007, sind zwei seiner wichtigsten Weggefährten. Und Sanwald sagt mit Blick auf dieses Duo: „Man merkt ihnen förmlich an, wie sehr sie dieses Spiel am Sonntag gewinnen wollen.“ Und diesen nächsten Schritt ins Oberhaus ausgerechnet mit ihrem Verein schaffen wollen.

Der Vater von Marc Schnatterer ist Fan des HSV

Schnatterer etwa wird im November dieses Jahres 35 Jahre alt – viele Chancen auf die erste Liga bleiben ihm also nicht. Warum also nicht jetzt, da sich die Möglichkeit bietet, zugreifen? Vielleicht, um den Familienfrieden zu wahren?

Im Elternhaus des Mittelfeldspielers wird nämlich nicht nur mit dem Club des Sohnes gezittert, sondern traditionell auch mit dem Rivalen vom kommenden Sonntag. „Dass mein Vater Fan vom Hamburger SV ist, das war schon immer so“, sagt Marc Schnatterer über seinen Vater Klaus, der Anhänger des Hamburger SV ist. Ein Remis könnte da die salomonische und nahe liegende Lösung sein. Doch davon halten sie in Heidenheim eher wenig.

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Zwar sagt Holger Sanwald: „Es gibt bei uns nicht den Druck, dass wir es in die Bundesliga schaffen müssen.“ Schließlich müsste auch die Infrastruktur dann noch einmal nachgebessert werden. Und so hat er sich bislang auch nicht mit den Konstellationen um einen möglichen Aufstieg oder den potenziellen Gegnern in der Relegation beschäftigt. Nicht einmal das 5:1 des VfB gegen den SV Sandhausen am Mittwochabend hat er sich angeschaut. Und ein vierter Platz am Saisonende wäre „keine Enttäuschung“, wie Sanwald betont. Sondern die beste Platzierung der Vereinsgeschichte – in der vergangenen Saison war der FCH Fünfter. Am Ehrgeiz für den Rest dieser Saison ändert das aber nichts.

Der Aufstieg ist keine Pflicht in Heidenheim

„Wir haben die Möglichkeit, uns am Sonntag in eine sehr gute Ausgangsposition zu bringen“, sagt der Clubchef der Heidenheimer nämlich auch, „die wollen wir auch nutzen.“ Als Halbfinale sieht Holger Sanwald die Partie gegen den Hamburger SV, das Finale würde eine Woche später bei Arminia Bielefeld steigen. Aber, darauf legt der Mann, der auch Sympathien für den VfB hat, wert: Erst einmal zählt einzig und allein die Partie gegen den HSV – bei dem Sanwald deutlich größeren Druck sieht.

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Da der Macher von der Ostalb zahlreiche Aufstiege miterlebt hat, weiß er die Probleme der Hamburger und Stuttgarter in dieser Saison einzuschätzen. „Immer gewinnen zu müssen, immer der Favorit zu sein, immer gegen den Druck, aufsteigen zu müssen anzuspielen – das ist eine Mammutaufgabe“, sagt er, „das kann auch lähmen.“ Und er verhehlt nicht, dass er auf diesen Effekt auch am Sonntag ein wenig setzt.

„Nach Heidenheim zu fahren und funktionieren müssen“, sagt er und versetzt sich in die Lage des Kontrahenten, „das ist nicht einfach.“ Mehr will er sich mit dem Gegner aber auch gar nicht beschäftigen. Holger Sanwald gehört schließlich zu den Menschen, die einen eigenen Traum leben. Den Heidenheimer.

Bleibt noch die Frage, wie das nun wird am Sonntag im Hause Schnatterer. Wem drückt Vater Klaus die Daumen? „In dem Fall steht die DNA wohl über dem Lieblingsverein“, sagt und hofft Marc Schnatterer, „ich gehe davon aus, dass er mir die Daumen drückt.“ Das Gute an der Sache: „Aus seiner Sicht hat er nichts zu verlieren und kann das Spiel ja ganz beruhigt daheim am Fernseher anschauen.“ Am liebsten, schätzt der Sohnemann, wäre dem Vater wohl der Aufstieg beider Clubs. Aber das, weiß Marc Schnatterer, „wird in der momentanen Konstellation wohl eher schwierig.“