Auch beim Stuttgarter Frühlingsfest fließt der Alkohol in Strömen – Suchtexperten wollen dem Konsum durch höhere Preise entgegenwirken. Foto: dpa

Der Alkoholkonsum in Deutschland bereitet Politikern und Suchtexperten Sorgen. Sie halten eine deutliche Preiserhöhung für sinnvoll. Aus dem Land kommt Zustimmung.

Berlin/Stuttgart - 20 000 Menschen in Deutschland sterben jedes Jahr an den direkten Folgen ihres Alkoholkonsums. 1,77 Millionen gelten als abhängig. Zwar ging der Pro-Kopf-Verbrauch zuletzt auf 133,8 Liter jährlich etwas zurück, Experten von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen halten das aber nach wie vor für deutlich zuviel.

Angesichts eines in Schottland seit 1. Mai geltenden Mindestpreises fordern sie auch in Deutschland höhere Alkoholpreise. Billigalkoholika zum Discountpreis hätten „nichts mehr mit Genuss zu tun“, sondern zielten auf Masse, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler (CSU). Sie verleiteten besonders junge Menschen mit geringem Einkommen zum Konsum.

Zustimmung vom Sozialminister – mit Einschränkung

Aus Baden-Württemberg kommt Zustimmung. „Höhere Alkoholpreise können sicherlich ein Mittel sein, um den Konsum zu reduzieren“, sagte Sozialminister Manfred Lucha unserer Zeitung. Die Erfahrungen mit der 2004 eingeführten Alkopop-Steuer zeigten allerdings, dass bei einer selektiven Erhöhung von Alkoholsteuern die Gefahr besteht, dass die Konsumenten auf andere alkoholische Getränke oder Selbstmischen auswichen. Ein Allheilmittel sei die Preiserhöhung also nicht. „Aus gesundheitspolitischer Sicht ist es vor allem wichtig, niedrigschwellige Hilfs- und Präventionsangebote zu machen. Da ist Baden-Württemberg gut aufgestellt“, so Lucha.

Das sehen auch Suchtberater so. „Eine Preisherhöhung kann ein Mosaikstein von vielen sein“, sagt Sabine Pohlner vom Caritasverband. In vielen Kneipen sei Alkohol noch immer günstiger als Saft. Werner Breitschmid von der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart bekräftigt: „Man hat es beim Tabak gesehen. Höhere Preise führen zu einem Rückgang.“ Allerdings müsse der Anstieg „spürbar“ ausfallen und zudem die Verfügbarkeit sinken. „Deshalb ist die Aufhebung des nächtlichen Verkaufsverbots im Land kontraproduktiv“, so Breitschmid.